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Assekuranz Sach allgemein

Flottenversicherung – digitale Lösung!

Steigende Schadenkosten, Margendruck und zunehmende Unfallhäufigkeit setzen Versicherer und Flottenbetreiber gleichermaßen unter Druck. Digitale Lösungen und präventive Maßnahmen sollen Abhilfe schaffen. Der Versicherer KRAVAG und die Plattform Samsara wollen den Herausforderungen gemeinsam begegnen.

Interview mit Anja Ludwig-Möller, Leiterin des Kompetenz Center Logistik und Mobilität bei der R+V Versicherung/KRAVAG, und Gianluca Delle Donne, Insurance Partner Account Manager bei SAMSARA INC.
Frau Ludwig-Möller, Herr Delle Donne, die private Kfz-Versicherung hatte es in den letzten Jahren dank Schadeninflation und explodierenden Kosten schwer. Ist das in der Flottenversicherung ähnlich?

Anja Ludwig-Möller In mancher Hinsicht ist die Situation in der Flottenversicherung sogar noch komplexer. Nach Angaben des GDV beliefen sich die Schäden im Flottengeschäft 2023 bereits auf rund 3,2 Mrd. Euro – ein Anstieg um 7,5% gegenüber dem Vorjahr. Besonders im Transportsektor steht der Flottenbereich vor komplexen Herausforderungen: steigende Kraftstoffpreise, der akute Fahrermangel und eine zunehmende Verkehrsdichte verschärfen das Risikoprofil erheblich. Hinzu kommen höhere Reparatur- und Materialkosten, die den Schadenaufwand weiter in die Höhe treiben. Diese Faktoren zusammen üben einen erheblichen Druck auf die Margen aus, was die gesamte Branche vor erhebliche strukturelle Umbrüche stellt.

Warum sind digitale Lösungen für Versicherer heute unverzichtbar?

Gianluca Delle Donne Digitale Lösungen sind heute unverzichtbar, weil wir nicht mehr ausschließlich rückblickend agieren können. Die Herausforderungen im Flottenalltag sind akut: dichter Verkehr, Zeitdruck und wirtschaftliche Zwänge führen zu mehr Unfällen und steigenden Schadenaufwänden. Um darauf angemessen zu reagieren, brauchen wir Echtzeitdaten, nicht historische Durchschnittswerte. Unsere vernetzten Technologien wie KI-Dashcams oder Telematiksysteme geben uns die Möglichkeit, Risiken zu erkennen, bevor der Schaden überhaupt entsteht. Zentral ist dabei weniger die reine Datenerfassung als vielmehr deren smarte Nutzung. Diese Echtzeitdaten machen Risiken sichtbar und ermöglichen es sowohl Flottenmanagern als auch Versicherern, fundierte Entscheidungen zu treffen und präventiv statt reaktiv zu handeln. 

Helfen KI-gestützte Dashcams und Telematik dabei, Schadenaufwand und Unfallzahlen zu senken?

GDD Unsere Erfahrungen zeigen, dass diese Technologien einen signifikanten Einfluss haben. Nehmen wir als konkretes Beispiel unseren Kunden Dinges Logistics: Dort konnte die Unfallrate innerhalb eines Jahres um 42% gesenkt werden. Unsere KI-Dashcams erkennen in Echtzeit kritische Situationen wie Ablenkung am Steuer oder zu dichtes Auffahren – typische Unfallursachen. Die sofortige Analyse dieser Daten ermöglicht es Flottenbetreibern, gezielt gegenzusteuern, etwa durch individuelles Fahrerfeedback oder zusätzliche Schulungen. Wichtig ist aber auch zu betonen, dass es sich bei diesen Ergebnissen um Einzelfälle handelt. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir gemeinsam mit unseren Partnern – wie KRAVAG – Erfahrungen sammeln, um zu prüfen, wie sich diese Technologien flächendeckend sinnvoll einsetzen lassen. Der Nutzen zeigt sich sowohl in der Prävention als auch in der objektiven Aufklärung von Unfällen, was die Bearbeitungszeit verkürzt und unberechtigte Forderungen effizient abwehrt.

Was ist mit Datenschutz?

GDD Der Datenschutz hat für uns absolute Priorität. Wir verstehen, dass bei der Einführung von Telematik und Dashcams häufig Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre bestehen. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hier nicht um Überwachung handelt, sondern um Unterstützung und Prävention. Wir agieren strikt innerhalb des rechtlichen Rahmens der DSGVO und stellen sicher, dass alle erhobenen Daten zweckgebunden und mit Einwilligung der Beteiligten verwendet werden. Die Systeme sind so konzipiert, dass sie primär sicherheitsrelevante Ereignisse erfassen, nicht das gesamte Fahrverhalten dauerhaft aufzeichnen. Zudem arbeiten wir mit klarer Kommunikation und Transparenz – jeder Flottenbetreiber und Fahrer weiß genau, welche Daten erhoben werden und zu welchem Zweck. Diese Balance zwischen Datenschutz und Sicherheitsgewinn ist entscheidend für die Akzeptanz der Technologie.

Welche wirtschaftlichen Vorteile ergeben sich für Versicherer und Flottenkunden?

ALM Die wirtschaftlichen Vorteile sind für beide Seiten vielversprechend. Erste Pilotprojekte zeigen positive Entwicklungen beim Schadenaufwand, allerdings ist es noch zu früh, um konkrete Prozentzahlen zu nennen. Aktuell untersuchen wir gemeinsam mit Partnern wie Samsara, wie sich diese Technologien im operativen Alltag bewähren. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das ergebnisoffen weiterentwickelt wird. Für uns als Versicherer bedeutet dies langfristig stabilere Margen, für unsere Kunden sind sinkende unfallbedingte Kosten und eine effizientere Betriebsführung möglich. Aber die Vorteile gehen weit über die reinen Versicherungskosten hinaus. Flottenbetreiber profitieren von reduzierten Ausfallzeiten ihrer Fahrzeuge, niedrigeren Reparaturkosten und einer insgesamt höheren operativen Effizienz. Unterm Strich führt dies zu einer nachhaltigen Verbesserung der Gesamtbetriebskosten. Ein echter Wettbewerbsvorteil – gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten.

Wie verändert sich das Risikomanagement durch präventive Sicherheitsmaßnahmen?

GDD Das Risikomanagement verändert sich grundlegend von einer rückblickenden zu einer vorausschauenden, datengesteuerten Strategie. Unsere Systeme erkennen Risikofaktoren in Echtzeit und ermöglichen ein proaktives Eingreifen, bevor ein Schaden entsteht. Für Versicherer bedeutet dies, dass sie nicht mehr auf historische Schadendaten angewiesen sind, sondern mit dynamischen Risikoprofilen arbeiten können, die auf Echtzeitinformationen basieren. Dies führt zu einer faireren und präziseren Risikobewertung.

Dadurch verändert sich auch die Rolle des Versicherers – vom reinen Schadenregulierer zum aktiven Risikopartner. In diesem neuen Modell wird Vertrauen zur Schlüsselressource: Nur wenn Daten sinnvoll geteilt und genutzt werden, lassen sich Prozesse wirklich optimieren und Risiken nachhaltig minimieren.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Integration der neuen Technologien in bestehende Versicherungsprozesse, sowohl bei den Versicherern als auch bei den Kunden?

ALM Die Integration neuer Technologien stellt uns tatsächlich vor einige Herausforderungen. Als Versicherer müssen wir etablierte Prozesse und Systeme auf den Prüfstand stellen, die über Jahre etabliert wurden. Das erfordert sowohl technische Anpassungen als auch ein Umdenken in der Unternehmenskultur. Wir stehen noch ganz am Anfang dieses Prozesses und sammeln mit der Kooperation mit Samsara Erfahrungen, die dann in die Entwicklung neuer Modelle münden. Bei unseren Kunden sehen wir anfänglich manchmal eine gewisse Skepsis – sei es wegen Datenschutzbedenken oder einfach aufgrund der Veränderung gewohnter Abläufe. Diese Hürden lassen sich aber durch intensive Beratung und durch den Nachweis konkreter wirtschaftlicher Vorteile bei anderen Kunden im deutschen Raum überwinden. Entscheidend ist, dass wir den Wandel als gemeinsamen Prozess gestalten und die Technologie nicht top-down implementiert wird. Wenn alle Beteiligten den Mehrwert erkennen, steigt auch die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.

Sehen Sie neue Potenziale für Versicherungsvermittler durch die neuen Technologien?

GDD Der Vermittler erhält durch diese Entwicklung eine völlig neue Dimension. Unternehmen, die sich das nötige Know-how zu digitalen Tools und deren Mehrwert aneignen, positionieren sich als gefragte Risikomanager und Berater. Sie können ihren Kunden über den reinen Versicherungsschutz hinaus übergreifende Risiko- und Effizienzkonzepte vermitteln. Dadurch entsteht ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb. Diese Unternehmen werden zu strategischen Mittlern zwischen Technologieanbietern, Versicherern und Flottenbetreibern – sie erklären neue Technologien, schaffen Vertrauen in datenbasierte Produkte und helfen bei der Auswahl passender Lösungen. Diese erweiterte Rolle macht sie in der digitalen Transformation wichtiger denn je und eröffnet ihnen völlig neue Geschäftsansätze.

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Ein Interview mit
Anja Ludwig-Möller
Gianluca Delle Donne

KMU und Auslandsmärkte: Allianz setzt auf regionale Lösungen

Der Mittelstand in Deutschland steht unter Wettbewerbsdruck. Die Unternehmen setzen auf Internationalisierung, doch das birgt Risiken. Wie unterstützt die Allianz dabei Kunden und Makler? Firmenvorstand Ulrich Stephan gibt Auskunft.

Interview mit Ulrich Stephan, Firmenvorstand der Allianz Versicherungs-AG
Herr Stephan, zuletzt sanken die Prämien für Sachversicherungen weltweit, insbesondere bei Financial Lines und Cyber. Wie schneidet die Allianz Versicherungs-AG aktuell bzw. rückblickend auf 2024 ab?

Tatsächlich sind die Prämien weltweit leicht rückläufig. Trotzdem konnte die Allianz im Firmengeschäft in Deutschland 2024 wachsen, und wir möchten auch zukünftig unsere Marktposition in beiden Bereichen weiter ausbauen. Denn insbesondere Financial Lines haben wir als klares Zielsegment definiert und entsprechend unsere Produkte überarbeitet und die Prozesse verbessert. Cyber ist als Markt weitaus kompetitiver, was man auch an den günstigen Prämien sehen kann. Wir als Allianz positionieren uns hier vor allem mit unseren Services im Schadenfall und unterstützen Kundinnen und Kunden bei der Schadenprävention.

Und wie stark hat Sie die Inflation auf der Schadenseite getroffen?

Inflation, Fachkräftemangel, neue Gebührenordnungen und steigende Versicherungswerte beeinflussen unsere Schadenaufwendungen maßgeblich – wenn auch nicht alle Produkte und Sparten gleichermaßen betroffen sind. Gebäude-, Flotten- oder Transportversicherungen sind eher von Werterhöhungen und steigenden Schadenkosten betroffen, während im Rechtsschutz Gebührenordnungen und Prozesskosten eine Rolle spielen. Vor allem sind wir von politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, Unsicherheiten und Handelskriegen betroffen, die die Inflation weltweit und in einzelnen Ländern hochtreiben.

Wie bewerten Sie aktuell die Herausforderungen für mittelständische Unternehmen, die international agieren?

Der Mittelstand in Deutschland steht unter hohem Wettbewerbsdruck: Bürokratie, Lohnkosten, steigende Immobilienpreise sowie Lager- und Transportkosten erfordern Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Viele mittelständische Unternehmen verlagern Standorte ins Ausland und setzen auf die Internationalisierung von Lieferketten und multinationale Geschäftsbeziehungen, was wiederum Risiken im Bereich Sicherheit und politische Rahmenbedingungen mit sich bringt.

Wo sehen Sie die größten Risiken?

Die Risiken in Deutschland unterscheiden sich nicht wesentlich von internationalen Risiken: Elementarschäden, Maschinenzerstörung, Cyberattacken oder Lieferkettenunterbrechungen sind global. Je intensiver ein Unternehmen international agiert, desto relevanter werden Risiken wie Verzögerungen bei der Abfertigung, neue Einfuhrbeschränkungen oder internationale rechtliche Rahmenbedingungen und Haftungsrisiken. Die Allianz Versicherungs-AG begegnet diesen Herausforderungen einerseits mit einer internationalen Aufstellung mit lokalen Ansprechpartnern sowie einfachen und übersichtlichen Versicherungslösungen, die komplexe Konstellationen und regionale Gegebenheiten abbilden und passenden Schutz, Services und Leistungen bieten. So gewährleisten wir die optimale Absicherung entsprechend regionalen Gegebenheiten wie zum Beispiel die Einhaltung lokaler Pflichtbestandteile oder die Steuerung entlang lokaler Regularien.

Ob Cyber, geopolitische Unsicherheiten oder Naturgefahren: Welche Folgen haben diese Entwicklungen für die Deckungskapazitäten und das Underwriting?

Es ist immer so: Unsicherheiten führen grundsätzlich dazu, dass Bewertung und Zeichnung von Risiken restriktiver oder zurückhaltender gehandhabt werden. Allerdings sind die Betroffenheiten und Herausforderungen in den Branchen sehr unterschiedlich. Wir beobachten diese Entwicklungen genau und verhalten uns dann auch entsprechend differenziert.

Da uns das gelingt, zeigt das sehr gute Ergebnis, das wir dieses Jahr für Firmen verzeichnen konnten. Unsere Solvency II Ratio stieg 2024 auf 242%. Damit zeigen wir bei diesen beiden wichtigen Kriterien hohe Kontinuität und Verlässlichkeit.

Wurde auch eine Verschärfung der Underwriting-Richtlinien erwogen?

Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit, unsere Underwriting-Richtlinien zu verschärfen oder anderweitig grundsätzlich zu ändern. Dadurch, dass wir aktuelle Entwicklungen laufend genau im Blick haben, können wir auch entsprechend rasch und fokussiert reagieren und müssen eben nicht grundlegend unsere Policy ändern.

Die Internationalisierung der Wertschöpfungsketten erfordert maßgeschneiderte Versicherungslösungen. Welche besonderen Anforderungen stellen mittelständische Unternehmen an einen Versicherer, wenn sie grenzüberschreitend tätig sind?

Unsere Kundinnen und Kunden benötigen einfache Versicherungskonstrukte, idealerweise über einen Ansprechpartner organisiert. Die Anforderung an uns ist, eine gesamthafte Lösung und den Versicherungsschutz aus einer Hand anzubieten. International tätige Unternehmen benötigen eine adäquate Grunddeckung für ihr in Deutschland beheimatetes Unternehmen, O die als „Mastercover-Abdeckung“ über die lokalen Auslandspolicen gelegt wird. Unternehmen haben einen gleichbleibenden Ansprechpartner und können in Schadenangelegenheiten oder komplizierten Sachfragen in der Heimatsprache und im Heimatkontext agieren. Sie können sich darauf verlassen, dass ihre Auslandspolicen berücksichtigt werden, und auf die Allianz vertrauen.

Mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern bietet die Allianz Gruppe eine breite internationale Präsenz. Wie gewährleisten Sie dabei eine effiziente Schadenregulierung über Ländergrenzen hinweg?

Auslandsschäden werden nach lokalem Recht vor Ort abgewickelt. Über eine Rückversicherung innerhalb der Allianz werden diese lokal abgewickelten Schäden im deutschen Vertrag „sichtbar“. Der Unternehmer erhält Kenntnis und Transparenz und kann darauf vertrauen, dass die im Ausland angefallenen Schäden nach lokalen Gegebenheiten reguliert werden. Allianz Commercial bietet mit seinem breiten Netzwerk und einer durchgängigen IT-Infrastruktur ideale Voraussetzungen dafür.

Der Maklervertrieb spielt eine zentrale Rolle in der Beratung mittelständischer Unternehmen. Wie unterstützt Allianz Commercial Versicherungsmakler dabei, ihren Kunden maßgeschneiderte internationale Versicherungslösungen anzubieten? Gibt es spezielle digitale Tools für den Maklervertrieb?

Unsere Underwriter begleiten den Maklervertrieb und unsere Maklerhäuser individuell entlang ihrer Produkt- und Beratungsbedürfnisse. Sie verfügen über breite Expertise im deutschen Versicherungsgeschäft, um grundlegende Unterstützung zu bieten. Digitale Tools ermöglichen den Austausch unserer Underwriter mit internationalen Standorten, um rasch passende Lösungen für Unternehmen anzubieten. Mit ihrer Hilfe können wir eine allumfassende, internationale Kommunikation zwischen allen Beteiligten sicherstellen – von der Vertragsabstimmung über die Policenerstellung bis hin zum Schadenmanagement. Außerdem sind lokale Gegebenheiten wie Gesetze, Verordnungen oder Steuern immer zentral und aktuell abrufbar und werden ebenfalls über die gesamte Vertragsbeziehung hinweg berücksichtigt.

Internationale Versicherungs­lösungen sind oft komplex und erklärungsbedürftig. Wie erleichtert Allianz Commercial Maklern den Zugang zu diesen Produkten und sorgt somit für eine reibungslose Vermittlung an ihre mittelständischen Kunden?

Bei Allianz Commercial arbeiten wir eng zusammen: Gemeinsam mit der AGCS haben wir unsere Prozesse, Bedingungen und Informationen optimiert und an lokale Gegebenheiten wie Regularien oder das Abführen von Steuern angepasst, um tatsächlich bedarfsorientierte Lösungen für unsere mittelständischen Kunden anbieten zu können. Unsere Maklerhäuser und deren Kunden profitieren also von einer breiten Expertise in einem speziellen Geschäftsfeld.

Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich internationale Firmen­versicherungen in den nächsten fünf Jahren?

Die zunehmende Internationalisierung unserer Kundinnen und Kunden bleibt ein Trend für die kommenden Jahre. Sie wird das internationale Firmengeschäft wachsen lassen, darum ist es wichtig, sich gut aufzustellen. Das haben wir mit Allianz Commercial und seinem großen Netzwerk getan. Wir erwarten kontinuierliches Wachstum in diesem Bereich, zumal es wenige Versicherer gibt, die so breit präsent sind.

Seit Jahresbeginn leiten Sie übergangsweise den Maklervertrieb Sach für den deutschen Markt. Erklärtes Ziel ist die Stärkung des Maklervertriebs angesichts der veränderten Rahmenbedingungen. Was meint die Allianz damit konkret?

Gerade das internationale Firmengeschäft ist komplex und hat seine eigenen Spielregeln. Hierfür muss man also entsprechend aufgestellt sein. Wir versuchen bei der Allianz, diejenigen Rahmenbedingungen zu gestalten und zu verbessern, die wir auch selbst beeinflussen können. Es geht schließlich darum, profitabel zu wachsen, und das schaffen wir, indem wir Prozesse optimieren, die Produktivität im Vertrieb sicherstellen, und vor allem investieren wir in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden. All das ist unser Rahmen, um erfolgreich zu sein.

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Ein Interview mit
Ulrich Stephan

Cyber-Versicherung: Warum Makler Spezialisten brauchen

Wenn Cyber-Vorfälle zu Top-Risiken werden, wächst auch die Erwartung an maßgeschneiderte Lösungen. Vermittler, die sich spezialisieren oder starke Partner an Bord holen, können bei Kunden punkten. Wie das geht, schildern Andre Krämer von Markel und Ole Siewerding von CyberDirekt.

Ein Artikel von mit Andre Krämer, Business Development Manager bei Markel, und Ole Siewerding, Geschäftsführer bei CyberDirekt

Es war ein ganz normaler Dienstagmorgen, als der IT-Leiter eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens seinem Geschäftsführer eine klare Empfehlung aussprach: „Wir brauchen eine Cyber-Versicherung – und zwar nicht irgendeine. Ich kenne da jemanden.“ Die Geschäftsleitung war überrascht – nicht über die Idee an sich, sondern darüber, dass dieses Thema aus der IT-Abteilung kam. Wenige Tage später saßen sie mit einem spezialisierten Versicherungsmakler zusammen, den ein befreundetes IT-Systemhaus empfohlen hatte. Keine Broschüren, keine Standardtarife. Stattdessen: Risikoanalyse, IT-Sicherheitsfragen, differenzierte Deckungskonzepte.

Der Spezialmakler vermittelte nicht nur eine Police – er vermittelte Verständnis. Und genau das war der Beginn einer Partnerschaft, die nicht über klassische Vertriebskanäle zustande kam, sondern über den wachsenden Einfluss der IT auf unternehmerische Entscheidungen. Ein Einzelfall? Keineswegs.

Vom Nischenthema zur strategischen Aufgabe

Cyber-Vorfälle gehören inzwischen zu den größten Geschäftsrisiken für Unternehmen jeder Größe. Dennoch herrscht bei vielen Vermittlern eine gewisse Zurückhaltung, wenn es um das Thema Cyberversicherung geht. Zu technisch, zu komplex, zu dynamisch – und bei der Schadenregulierung vermeintlich zu unberechenbar. Gleichzeitig registrieren IT-Dienstleister und interne IT-Verantwortliche einen starken Anstieg an Kundenanfragen rund um Cyber-Absicherung.

Das Spannende daran: Die Initiative geht häufig nicht mehr vom Unternehmer oder gar vom Versicherungsvermittler aus – sondern direkt von den IT-Abteilungen. Diese suchen gezielt nach Versicherungsmodellen, die ihre Sicherheitsarchitektur sinnvoll ergänzen. Vermittler, die diesen Trend erkennen, können eine neue Tür öffnen: nämlich die zur Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern – Maklern wie Versicherern –, die das Thema in der Tiefe beherrschen.

Spezialisten als Hebel: Know-how, Netzwerk und Schnelligkeit

Was unterscheidet einen Spezialmakler oder Spezialversicherer vom klassischen Anbieter? Vor allem drei Dinge:

  • Fachliche Tiefe: Spezialmakler kennen die Fallstricke und Herausforderungen in der Cyber-Versicherung aus der täglichen Praxis – von IT-Risikofragen über Incident Response bis zur Schadenregulierung. Sie können Vermittler entlasten, wenn es um die fachlich fundierte Risikoerfassung geht. Rund zwei Drittel (64%) der Anbieter prüfen mit nur einer Frage gleich mehrere Anforderungen. So stellt ein Versicherer beispielsweise sechs Risikofragen, die tatsächlich zwölf unterschiedliche technische sowie allgemeine Anforderungen an den IT-Reifegrad einer Organisation stellen. Die Anzahl der Risikofragen zeigt somit nicht, wie leicht sie zu beantworten sind.
  • Zugang zu maßgeschneiderten Produkten: Viele Spezialversicherer – etwa Markel – bieten Tarife, die auf spezifische Branchen oder IT-Konstellationen abgestimmt sind, mit modularem Aufbau oder integrierten Präventionsleistungen. Diese sind nicht immer über den klassischen Versicherer abrufbar, aber oft entscheidend für eine passgenaue Absicherung. CyberDirekt hat Zugriff auf alle relevanten Cyber-Anbieter am Markt und sieht extreme Unterschiede in den Produkten. Modulare Produkte und Bausteine bieten die Möglichkeit, den Deckungsschutz auf die individuellen Kundenbedürfnisse zuzuschneiden.
  • Schnelligkeit durch Tools: Der Markt ist dynamisch – neue Anbieter, veränderte Bedingungen, technische Innovationen. Vergleichsplattformen und digitale Tools spielen eine immer größere Rolle. Sie helfen Vermittlern, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen und im Beratungsprozess den Überblick zu behalten – ohne selbst tief in alle Detail­fragen einsteigen zu müssen.
Vertrieb neu gedacht: Vom Risikopartner zum IT-Vernetzer

Viele Vermittler verstehen sich heute als ganzheitliche Risikoberater. Doch gerade bei neuen Themen wie Cyber zeigen sich die Grenzen des eigenen Wissens oder Portfolios. Hier liegt der Schlüssel zur Zusammenarbeit: Wer sich als Vermittler mit einem erfahrenen Spezialmakler zusammentut oder auf Tarife von Spezialversicherern zurückgreift, kann selbstbewusst und kompetent im Kundengespräch auftreten – auch ohne IT-Experte zu sein.

Ein zusätzlicher Vorteil: Die Tür zum Kunden muss nicht immer der Geschäftsführer sein. Über Netzwerke mit IT-Systemhäusern, Datenschutzberatern oder externen CISOs (Chief Information Security Officer) ergeben sich neue Gesprächsanlässe. Wer hier mit fundierten Lösungen aufwartet, schafft Vertrauen – und eröffnet sich ein dauerhaft relevantes Geschäftsfeld.

Fazit: Spezialisten als Erfolgsfaktor im Cyber-Geschäft

Für viele Vermittler ist Cyber noch ein unbekanntes Terrain. Markels Rolle als Spezialversicherer ist, nicht nur Tarife zu liefern, sondern auch das Wissen, das Vermittler im Kundengespräch stärkt.

Cyberversicherung ist längst kein Zusatzprodukt mehr – sie wird zunehmend zur Pflichtkomponente im Risikomanagement. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung an Fachkompetenz, Geschwindigkeit und Individualisierung. Für Vermittler heißt das: Entweder selbst tief einsteigen – oder sich mit Partnern zusammenschließen, die bereits tief drin sind.

Die Zusammenarbeit mit Spezialmaklern und Spezialversicherern ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Kundenorientierung. Wer als Vermittler diese Brücke schlägt, kann nicht nur die Nachfrage bedienen, sondern sich auch zukunftssicher im Markt positionieren.

Lesen Sie auch: KI bewegt die junge Maklerbranche

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Ein Interview mit
Andre Krämer
Ole Siewerding

Wann schließt die Gen Z Versicherungen ab?

Sirius Campus hat sich mit der „Gen Z im Versicherungsmarkt“ befasst und geht dabei auf Lebenswelten und Medienverhalten der jungen Generation ein. Zu welchen Gelegenheiten schließt die Gen Z eine Versicherung ab? Wo findet Werbekontakt statt? Ein besonderes Augenmerk liegt diesmal auf TikTok.

Laut der aktuellen Sirius Campus-Marktuntersuchung „Gen Z im Versicherungsmarkt“ sehen 66% der jungen Leute im Alter zwischen 16 und 30 Jahren ihre eigene Zukunft optimistisch. Das sind mehr als vor zwei Jahren, wo dies 58% taten. Als Chancen empfindet die Gen Z für sich besonders den Vermögensaufbau (54%), gesundheitliche Versorgung sowie die Gründung einer Familie mit Kindern (47%). Im Beruflichen wittern 45% gute Karrierechancen, Chancen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (44%) und die Selbstverwirklichung im Beruf (40%).

Herausforderungen für die Jugend

Als Herausforderungen gelten bei vielen hohe Wohnkosten und Immobilienpreise (65%), zu wenig Geld oder Zeit für Reisen und Freizeit (45%) sowie finanzielle Engpässe (36%). Das Thema Nachhaltigkeit nimmt laut Sirius Campus eher eine nachgelagerte Rolle ein.

Chancenorientierte Lebenseinstellung führt zu höherem Absicherungsbedürfnis

Sirius Campus betont den Zusammenhang, der zwischen dem optimistischen Blick in die eigene Zukunft und dem Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung besteht. Eine chancenorientierte Lebenseinstellung führe auch zu einem höheren Absicherungsbedürfnis. Die befragten jungen Menschen besitzen demnach bereits mehr Versicherungen und planen auch mehr Versicherungsabschlüsse.

So viele Versicherungsverträge hat die Gen Z

Für den Abschluss von Versicherungen ist das Alter in Verbindung mit Lebensereignissen ein entscheidender Faktor. 16– bis 18-Jährige haben laut dem Kölner Forschungs- und Beratungsinstitut lediglich rund zwei Verträge, die oft auch noch von ihren Eltern für sie abgeschlossen wurden. Bei den 28– bis 30-Jährigen – der ältesten Gruppe der Gen Z – sind es dann bereits rund vier Verträge. Besonders private Haftpflicht-, Hausrat- und Kfz-Versicherungen hat diese älteste Gruppe abgeschlossen. Die erste Versicherung wird übrigens jeweils zu rund zwei Fünfteln bei einem Vermittler oder direkt inklusive Vergleichsportal abgeschlossen.

Ereignisse, die zum Versicherungsabschluss führen

Am wahrscheinlichsten ist der Versicherungsabschluss im Rahmen von Ereignissen wie Autokauf, längerer Auslandsaufenthalt oder der Geburt eines Kindes. Auch z. B. der Berufseinstieg oder die Eröffnung eines Girokontos können einen Versicherungsabschluss nach sich ziehen. Darüber hinaus erhöhen selbst erlebte Schäden und Unfälle oder solche im sozialen Umfeld die Bereitschaft, eine Versicherung abzuschließen.

Beratungsgespräche bei Vermittlern sind erfolgreicher, wenn diese mit einer ausführlichen Risiko- und Vorsorgeanalyse möglichst über zwei Termine hinweg realisiert werden, heißt es von Sirius Campus.

„Lebensereignisse sind ein Türöffner für Kommunikation. Mit Content-Marketing rund um ein Lebensereignis können Versicherer ihre besonderen Marken- und Produktvorteile wirksamer verbreiten“, so Dr. Oliver Gaedeke, Geschäftsführer von Sirius Campus.

Auf TikTok gesehen – Versicherung abgeschlossen?

Auch informative TikToks von Versicherern, die auf den Nutzen einer bestimmten Versicherung eingehen, schaffen es häufig, dass sich die jungen Leute über das Angebot genauer informieren. Erklärende Filme konnten von einer Auswahl getesteter TikToks junge Leute besonders stark aktivieren, beispielsweise R+V Versicherung zur Hausratversicherung, Allianz zur Altersvorsorge und Deutschen Familienversicherung und HUK24 beide zur Haftpflichtversicherung.

„Der Aufbau von Wissen über mögliche Risiken und wie eine Versicherung im Ernstfall hilft, verbessert die Vorstellungen über die Sinnhaftigkeit von Versicherungen. Das motiviert junge Leute für einen Versicherungsabschluss am stärksten“, sagt Gaedeke.

Humorvollere TikToks konnten die Markenpräsenz (Proven Recall) der Anbieter mithilfe einer lustigen Story ausbauen, z. B. Debeka, Nürnberger oder Zurich. Jedoch kam es aufgrund kurzer und lustiger TikToks von Versicherern eher weniger zur Kontaktaufnahme, da die Erwartungen der Gen Z an eine Versicherermarke enttäuscht wurden.

Über die Sirius Campus Marktuntersuchung „Gen Z im Versicherungsmarkt“

Für die Sirius Campus Marktuntersuchung „Gen Z im Versicherungsmarkt“ wurden 1.626 16– bis 30-Jährige (Gen Z) in einer repräsentativen Online-Befragung im April 2025 und vertiefend in zwölf qualitativen Interviews befragt. Inhaltlich geht es insbesondere um Lebenswelten, Medienverhalten, Werbekontakt, Versicherungsabschluss, Markenerwartungen, Wirkung von Werbebotschaften und TikToks. (lg)

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Die Versicherer mit den höchsten Beschwerdequoten

Die BaFin hat wieder ihre jährliche Beschwerdestatistik veröffentlicht. Darin ist die Anzahl der bearbeiteten Beschwerden der deutschen Versicherungsbranche, sortiert nach Sparten und Versicherern, gelistet. Die Beschwerdezahlen sind durchgehend niedrig.

Seit Jahren veröffentlicht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine nach Versicherungsunternehmen und -sparten aufgeschlüsselte Beschwerdestatistik. Die Statistik gibt an, wie viele Beschwerden die BaFin im Jahr 2024 für den Geschäftsbereich der Versicherungsaufsicht abschließend bearbeitet hat.

Generell sind die Beschwerdequoten in der deutschen Versicherungswirtschaft niedrig. In Relation zum Bestand geht laut BaFin-Statistik bei vielen Unternehmen der Beschwerdeanteil gegen 0% mit teilweise nur 0,001% Beschwerden. Dies gilt über alle Sparten hinweg. Um ein besseres Bild zu bekommen, sind die folgenden Verhältnisse auf die Anzahl der Beschwerden pro 100.000 Versicherungsverträge hochgerechnet.

Die Beschwerdequoten im Leben-Bereich

In der Sparte Leben ist der „Spitzenreiter“ die Entis Lebensversicherung AG mit 14,3 Beschwerden auf 100.000 Versicherte, gefolgt von der Skandia Leben mit 13,6 Beschwerden pro 100.000 Versicherte. Die Heidelberger Lebensversicherung wird dann schon einstellig mit 8,4 Beschwerden. Die Proxalto Lebensversicherung hat mit 179 Beschwerden die absolut betrachtet meisten Beschwerden im Leben-Geschäft, weist jedoch auch mit 2,87 Mio. Versicherten einen größeren Bestand auf. Auf 100.000 Versicherte kommen hier 6,23 Beschwerden. Die Gesamtzahl der Beschwerden im Leben-Bereich beläuft sich auf 1.163.

Beschwerden in der PKV

Die private Krankenversicherung hat ebenso nur 1.027 Beschwerden vorzuweisen – zieht man die 22 bei der DFV Deutschland ab, da diese keine Angaben zu ihrem Bestand gemacht hatte, so sind es nur 1.005. Das ist zwar ein Anstieg im Vergleich zu den 2023 nur 729 bearbeiteten Beschwerden, jedoch ist die Anzahl nach wie vor sehr niedrig, vor allem verglichen mit den Beschwerdezahlen zu Beginn der Statistik 2004: Damals hatte man 3.775 Beschwerden bearbeitet.

Die höchste Beschwerdequote bei den Krankenversicherern mit einem Bestand von über 100.000 Versicherten hat die INTER mit 14,6 Beschwerden pro 100.000, gefolgt von der Landeskrankenhilfe mit 7,9. Die drittmeisten Beschwerden gingen im Bereich Kranken bei der AXA ein mit einer Quote von rund 6,6.

Weiterhin hatten die SIGNAL IDUNA Krankenversicherung und die Hallesche Krankenversicherung Beschwerdequoten von 5,0 bzw. 4,6 pro 100.000 Versicherte zu vermelden.

Gut 2.000 Beschwerden im Kfz-Bereich

In der Kfz-Sparte hat die BaFin im Jahr 2024 2.320 Beschwerden abschließend bearbeitet. Die höchste Quote hatte hier die HDI Global SE mit 37 Beschwerden auf 429.507 Versicherte, also auf 100.000 Versicherte eine Quote von rund 8,6. Danach folgt die Bavaria Direkt mit 7,2 sowie die Itzehoer mit rund 5,6. Die HDI Versicherung sowie AXA Easy müssen ebenfalls eine Beschwerdequote von über 5 pro 100.000 Versicherte hinnehmen.

Die meisten Beschwerden kamen von Kunden der HUK COBURG, nämlich 310. Allerdings verfügt diese auch über einen Bestand von über 11 Millionen.

Wenig Beschwerden in der Wohngebäudeversicherung

Die höchsten Beschwerdequoten in der Sparte Wohngebäude gehen weitläufig an Versicherer mit einem kleinen Bestand, so bspw. die GVO Versicherung oder Feuersozietät. Von den größeren Versicherern hat eine vergleichsweise höhere Beschwerdequote pro 100.000 Versicherer die AXA (5,5) und die Gothaer (5,1), die hier noch eigenständig geführt wird. Insgesamt gab es in der Wohngebäude-Sparte 382 Beschwerden, die die BaFin vergangenes Jahr abschließend bearbeitet hat.

Nicht in den Statistiken aufgeführt werden Unternehmen, die zwar den entsprechenden Versicherungszweig betreiben, über die im Berichtsjahr aber keine Beschwerden eingegangen sind.

Die Ergebnisse der Beschwerdestatistik können auf der Website der BaFin eingesehen werden. (mki)

 

Embedded Insurance: Marktchancen und Kundenerwartungen

Eingebettete Versicherungen bieten der Assekuranz durch nahtlose Integration in den Kaufprozess enorme Potenziale. Um diese einzulösen, bedarf es eines differenzierten Blicks auf passende Produktsegmente, Zielgruppen, Erfolgstreiber und Hürden.

Ein Artikel von Dr. Torsten Melles, Managing Partner bei NORDLIGHT research Research, und Theodor Waber, Geschäftsführer bei Waber Consulting

Das Grundkonzept der eingebetteten Versicherung ist seit dem 19. Jahrhundert ein bewährter Klassiker. Heute, im digitalen Zeitalter, schreibt man dem Ansatz sogar das Potenzial eines Gamechangers zu. Eine weltweite Schätzung von DataHorizzon Research sieht für Embedded Insurance ab 2025 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 22,6% pro Jahr. 2033 soll das Marktpotenzial bei etwa 512 Mrd. US-Dollar liegen. Für den deutschen Markt sieht auch der GDV deutliche Wachstumsmöglichkeiten.

Für welche Produkte besteht Marktpotenzial?

Die Ergebnisse der Studie „Versicherung von Gegenständen und Embedded Insurance“ von NORDLIGHT research zeigen: 11% der deutschen Versicherungsentscheider haben 2024 in Kaufprozessen bereits Erfahrungen mit Embedded Insurance gemacht. Auf den vorderen Plätzen rangieren hier die Produktkategorien Smartphone/Tablet/Notebook (gut ein Viertel der Nennungen), gefolgt von Reise/Mietwagen, Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten. Etwas seltener ist das Angebot einer Embedded Insurance beim Kauf von Produkten wie Brillen, Fahrräder/E-Bikes oder Konzertkarten aufgefallen. Die meisten, die sich an Embedded-Insurance-Angebote erinnern, haben ein entsprechendes Produkt abgeschlossen und sich bewusst dafür entschieden. Nur 7% fühlten sich dazu gezwungen, da die Versicherung mit dem Kauf fest verknüpft war.

Die Produktsegmente Fahrräder/E-Bikes, Brillen und Smartphones zählen zu denjenigen, die zukünftig das größte Potenzial bieten, wenn man die Kauffrequenz des Produktes und die Versicherungsabsicht berücksichtigt.

Für die Erschließung gänzlich neuer Zielgruppen können neue Konzepte wie Cyberschutz, Shopping-Schutz oder Social-Media-Schutz positioniert werden. Tests dieser drei Ideen zeigen moderate Zustimmungswerte, aber die neuen Konzepte werden als sehr „unique“ eingestuft.

Jüngere Zielgruppen deutlich affiner

Verbraucherseitig wird das Konzept Embedded Insurance derzeit noch ambivalent beurteilt: Während ein Drittel der Versicherungsentscheider es positiv einschätzt, lehnen es 28% ab. Viele zeigen sich bisher noch unentschieden.

Besonders hoch ist die Affinität in den jüngeren Zielgruppen 18 bis 29 Jahre und 30 bis 39 Jahre ausgeprägt (44 bis 48%). Mit zunehmendem Alter überwiegt jedoch eine ablehnende Haltung, und eine Beurteilung als „ausgezeichnet/sehr gut“ geben bei Personen ab 60 Jahren nur noch 18%.

Mehr Information und Beratung gewünscht

Offensichtlicher Bedarf besteht für eine ausführlichere Information und Beratungssupport, insbesondere im Online-Kanal: Im Gegensatz zum Versicherungsabschluss beim Kauf vor Ort (Abschlussquote: 72%) lehnen 51% der Befragten den Versicherungsabschluss beim Kauf im Internet ab.

65% waren der Meinung, dass sie keinen Versicherungsschutz für ihr Produkt benötigen. Insbesondere mit Blick auf Internetkäufe bestehen Optimierungspotenziale in puncto Abschlussstrecken und Online-Informationen/Angebote.

Lediglich 17% haben im Kaufkontext keine eingebettete Versicherung abgeschlossen, weil sie bereits eine besitzen.

Showstopper: Was besonders kritische Kundenerlebnisse sind

Vielfach fehlt Embedded-Insurance-Ansätzen noch die Kundenperspektive. Gründe für den Nicht-Abschluss liegen beispielsweise in fehlender Bedenkzeit, einem nicht ausreichenden Versicherungsumfang, zu hohen Prämien oder Unklarheiten und einem fehlenden Ansprechpartner für Fragen.

Kritisiert wird beispielsweise, „dass einem das Produkt im Rahmen des Kaufprozesses versucht wird aufzuschwatzen“ und „es gibt keine Möglichkeit abzuschätzen, ob es sich hierbei um ein faires Angebot handelt. Es fehlt die Vergleichsmöglichkeit“.

Auch eine fehlende oder schlechte Beratung, mangelndes Wissen des Verkäufers, Kleingedrucktes oder unbekannte Konditionen werden als Gründe für eine Ablehnung angeführt. Bemängelt wird zudem, dass man einen Gegenstand oft scheinbar nur zusammen mit der Versicherung erwerben kann – dies wird teilweise auch als unseriös wahrgenommen. Auch die Verärgerung über den Versicherungsabschluss im Nachhinein wird als ein Grund für negative Kunden­erlebnisse angeführt.

Erfolgstreiber und Hürden: Worauf bei der Konzeption und Vermarktung zu achten ist

Automatisierte End-to-End-Prozesse sind unabdingbar, da für Embedded Insurance aus Verbrauchersicht in erster Linie die Convenience spricht: Man muss sich nicht selbst kümmern und hat alles in einem Schritt erledigt. Wichtig ist, dass der Abschluss einfach und bequem, praktisch und schnell ist.

Auch eine hohe Transparenz kann einen deutlichen Benefit am Markt darstellen: Die Verbraucher legen viel Wert auf eine unabhängige Darstellung von Vor- und Nachteilen vor dem Abschluss. Um dem erlebten Druck eines sofortigen Abschlusses entgegenzuwirken, sollte die Möglichkeit bestehen, die Versicherung beim Händler auch nach dem Kauf noch abschließen zu können.

Eher als Hygienefaktoren sind Forderungen nach einem umfassenden Versicherungsschutz, einer angemessenen Prämie und einer Beitragsgarantie/Beitragsstabilität einzuordnen. Für einen echten Wettbewerbsvorteil könnten hingegen Angebote mit einer „Geld-zurück-Garantie“ in Verbindung mit einer Testphase oder einer „Kulanzgarantie“ sorgen.

Zum nötigen Vertrauen tragen bei vielen Verbrauchern gute Testurteile bei. Erst in zweiter Linie gilt dies auch für gute Bewertungen durch andere Käufer; diese überzeugen in erster Linie die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen.

Last, but not least gilt es, den richtigen Preispunkt zu setzen: Generell liegt die Preisbereitschaft für Produkte bis 500 Euro zwischen 10 und 39 Euro, bei hochpreisigen Produkten zeigt sich Luft nach oben. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen für eine zielgruppen- und risikoadjustierte Produktgestaltung und auskömm-liche Vertriebsprovisionen.

Die Bekanntheit des Anbieters wird zwar als vergleichsweise unwichtig beurteilt, beim Abschluss einer Embedded Insurance könnte eine bekannte Marke zusätzliches Vertrauen stiften und das Risiko einer Ablehnung des Versicherungsproduktes reduzieren. So bescheinigt man großen Versicherungsmarken mit bis zu 80% eine sehr hohe Akzeptanz – jedoch steht man einzelnen etablierten Anbietern mit in der Spitze knapp 40% teils auch ablehnend gegenüber. Im Falle der Auswahlmöglichkeit verschiedener Versicherungsanbieter im Kaufprozess wären für die Versicherungsentscheider die Allianz, HUK-Coburg und der ADAC die Top 3 der besonders bevorzugten und akzeptierten Produktgeber für Embedded Insurance.

Fazit: Kundenbrille aufsetzen!

Das Wachstumspotenzial für eingebettete Versicherungen ist enorm, da sie in einer zunehmend digitalisierten Welt eine nahtlose Integration von Versicherungslösungen in alltägliche Dienstleistungen und Produkte ermöglichen. Ein Selbstläufer ist Embedded Insurance jedoch nicht. Zur Entfachung größerer Begeisterung gilt es, in der Konzeption und Vermarktung noch stärker als bisher die Kundenbrille aufzusetzen.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Dr. Torsten Melles
Theodor Waber

Welche Bonusprogramme sich Kunden von Versicherern wünschen

Wo gibt es noch Potenzial für Versicherer bei Kundenbindung und Weiterempfehlungsprogrammen? Wie viele Kunden kennen solche Programme von ihrem Versicherer und nutzen sie diese auch? Und wie hoch ist die Bereitschaft zur Weiterempfehlung und die tatsächliche Empfehlungsaktivität?

Welches Potenzial haben Kundenbindungs- und Weiterempfehlungsprogramme in der Versicherungsbranche? Fast ein Viertel der Versicherungskunden (24%) hat bereits Erfahrungen mit solchen Weiterempfehlungsprogrammen von Versicherern gemacht, hat die Sirius Campus Marktuntersuchung „Digitale Kommunikation unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz“ herausgefunden. 14% der Befragten haben sie demnach schon mal genutzt und 10% nutzen sie derzeit. Zudem haben 23% schon mal davon gehört. 46% nutzen oder kennen solche Programme bei Versicherern nicht. Am bekanntesten sind Loyalty-Programme übrigens bei Supermärkten und Drogeriemärkten, wo 41% bzw. 32% der Befragten diese regelmäßig nutzen.

Anlässe für eine Prämierung aus Kundensicht

Viele Versicherer wünschen sich, Kunden mit passenden Programmen langfristig zu binden. Der Wunsch trifft laut Sirius Campus bei den Kunden auf offene Ohren: Aus Sicht der Kunden sollten langjährige Vertragsbeziehungen und eine geringe Schadenanzahl besonders gerechtfertigte Anlässe für eine Prämierung sein. Zwei Drittel informieren sich zumindest über die Teilnahmebedingungen eines Kundenbindungsprogramms. Jeder Zweite würde sich dafür auch in einem Online-Kundenportal anmelden.

Passt Cashback zur Branche?

Und welche Form der Belohnung durch Prämien interessiert die Kundinnen und Kunden am meisten? Besonders beliebt ist der Befragung nach „Cashback“ – 51% der Befragten empfinden dies als positiv. Es folgen branchenübergreifende Programme wie Payback, Miles & More oder DeutschlandCard (46% Zustimmung), Bonuspunkte (44%) sowie der klassische Bündelrabatt (42%). Als besonders gut zur Versicherungsbranche passende Prämie wird Cashback mit 50% bewertet. Dies findet über alle Altersgruppen hinweg Zustimmung.

Weiterempfehlungsaktivität ist so eine Sache …

Die Bereitschaft zur Weiterempfehlung und die tatsächliche Empfehlungsaktivität sind allerdings zwei verschiedene Dinge, wie die aktuelle Studie von Sirius Campus erneut zeigt. Denn rund 69% der Befragten geben auf der bekannten Net Promoter Score (NPS)-Skala einen Wert höher als 6 an. Jedoch empfehlen lediglich rund 20% ihren Versicherer dann tatsächlich mehr als ein- oder zweimal jährlich aktiv weiter. Selbst die sogenannten Promotoren, das sind Kunden mit einem NPS-Wert von 9 oder 10, bringen eine tatsächliche Empfehlungsrate von nur 35% auf. Überrascht hat die Studienautoren aber, dass auch unter den Detraktoren, Kunden mit einem NPS-Wert von 0 bis 6 auf der Skala, ca. 18% ihre Versicherungsgesellschaften zumindest gelegentlich – also drei- bis fünfmal im Jahr – oder sogar häufig, nämlich mehr als fünfmal pro Jahr, weiterempfehlen.

Für die Zurückhaltung werden häufig fehlende Anlässe oder Gelegenheiten als Gründe genannt. Christoph Müller, Geschäftsführer und Gründer der Sirius Campus GmbH, ergänzt: „Es ist aber auch nicht so, als käme im persönlichen Umfeld das Gespräch nie auf Versicherungen. Im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2014 stellen wir sogar eine deutliche Erhöhung potenzieller Empfehlungsgelegenheiten fest. Erfolgversprechend könnte es daher sein, der grundsätzlichen Empfehlungsbereitschaft mit der Auslobung einer Prämie etwas Nachdruck zu verleihen.“

Über die Marktuntersuchung

Die Ergebnisse der Sirius Campus Marktuntersuchung „Digitale Kommunikation unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz“ stammen als Schwerpunktthema aus dem Kundenmonitor Assekuranz mit 1.851 repräsentativen Online-Interviews unter 18– bis 69-Jährigen Versicherungsentscheidern und -mitentscheidern im Oktober 2024. (lg)

 

Fahrraddiebstahl: Weniger Fälle, aber höhere Schäden

Die Zahl der versicherten Fahrraddiebstähle in Deutschland ist 2024 leicht gesunken. Die Schäden haben aber ein Rekordniveau erklommen. Der durchschnittliche Schaden liegt dreimal so hoch wie vor 20 Jahren. Die steigenden Kosten sind laut GDV auf eine veränderte Strategie der Langfinger zurückzuführen.

Im vergangenen Jahr wechselten hierzulande rund 135.000 versicherte Fahrräder unfreiwillig den Besitzer. Das sind 10.000 weniger als im Vorjahr, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mitteilt. „Dennoch mussten die Versicherer mit 160 Mio. Euro rund 10 Mio. Euro mehr leisten als im Jahr zuvor. Das ist der höchste Stand der letzten 20 Jahre“, erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Der durchschnittliche Schaden beträgt inzwischen rund 1.190 Euro – das ist dreimal so viel wie vor 20 Jahren.

Die Zunahme der Versicherungsleistungen trotz sinkender Fallzahlen lässt sich dem GDV zufolge auf eine veränderte Taktik der Fahrraddiebe zurückführen. „Die Täter gehen offenbar gezielter vor und stehlen vor allem hochwertige Räder und E-Bikes“, so Asmussen.

Etwa jeder zweite Hausratvertrag mit Fahrradklausel

Insgesamt hat die Polizei 2024 laut Kriminalstatistik rund 246.600 Fahrraddiebstähle erfasst. Somit fallen viele unversicherte Räder Langfingern zum Opfer oder aber Räder, deren Schutz nicht ausreicht.

Wie der GDV weiter mitteilt, verfügen rund 27 Millionen Haushalte in Deutschland über eine Hausratversicherung. Etwa die Hälfte dieser Verträge beinhalte eine Fahrradklausel, die einen Diebstahl mit abdeckt. Für besonders hochwertige Räder oder E-Bikes kann eine zusätzliche Fahrradversicherung aber sinnvoll sein, die einen weitergehenden Schutz bietet – etwa bei Unfällen, Pannen oder Elektronikschäden.

Versicherungsschutz regelmäßig prüfen

Der GDV empfiehlt, den Versicherungsschutz regelmäßig zu prüfen, vor allem beim Erwerb eines neuen Bikes. Kaufbelege und aktuelle Fotos sollten gut aufbewahrt werden, da sie die Abwicklung im Schadenfall vereinfachen. (tik)

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„Wollen hochgeschätzter Partner- und Kooperationsversicherer sein“

Seit Februar 2025 führt Dr. Florian Sallmann die Geschicke als neuer Vorstandsvorsitzender bei dem v. a. als Sachversicherer bekannten Anbieter. Seine Hauptaufgabe: Die Umsetzung eines Transformationsprozesses und die wachstumsorientierte Führung des Unternehmens. Was plant der neue CEO?

Interview mit Dr. Florian Sallmann, Vorstandsvorsitzender der InterRisk Versicherungen
Herr Dr. Sallmann, was hat Sie dazu motiviert, die neue Aufgabe als Vorstandsvorsitzender der InterRisk anzunehmen?

Es hat mich in besonderer Weise gereizt, die Gesamtverantwortung für ein Unternehmen zu übernehmen, das im Komposit- und im Lebenbereich umfassend aufgestellt ist und einen hervorragenden Ruf genießt. In meiner früheren Tätigkeit war ich als Head of Broker für das Maklergeschäft eines großen Konzerns verantwortlich und habe dabei spezifische Erfahrungen gesammelt und ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut, was der InterRisk und mir jetzt von großem Nutzen ist. Mir bietet sich die Möglichkeit, Potenziale zu heben und Synergien zu erzeugen und so die InterRisk in eine neue Ära zu führen. So verfüge ich über eine feste Basis für meine Aufgabe.

Welche Akzente setzen Sie als neuer Vorstandsvorsitzender und wie werden sich Ihre Ansätze von denen Ihres Vorgängers unterscheiden?

Mein Vorgänger war der Architekt der heutigen InterRisk, ihm danke ich für das grundsolide Fundament, auf dem ich aufbauen kann. Als Allererstes sind mir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig. Auf ihre Kompetenz und ihr Engagement kommt es an, wenn wir erfolgreich sein wollen. Ich habe einen kulturellen Wandel in unserer Mannschaft eingeleitet, der mit einem neuen Teamgeist uns alle beflügelt. In internen Workshops habe ich die interne Kommunikation und Erfolgsorientierung in Schwung gebracht und dafür breite Anerkennung in unserer Mannschaft gefunden.

Wie bewerten Sie die bisherige Entwicklung des Versicherers? Welche Aspekte möchten Sie bewahren, welche weiterentwickeln?

Worauf es ankommt, ist der wirtschaftliche Erfolg. Hier müssen wir ordentlich Gas geben; unsere prämierten Produkte und unsere Servicequalität stellen eine sehr gute Basis zur Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums dar. Das ist meine Hauptzielrichtung.

Damit deutet sich also ein umfangreicherer Veränderungsprozess bei der InterRisk an?

Die InterRisk ist eine leicht angestaubte Perle, die wir kräftig polieren müssen und werden. Dabei ist es uns ein elementares Anliegen, die Kundenzentrierung zu stärken. Der Makler steht als unser Partner im Mittelpunkt! Was die zukünftige Entwicklung angeht, bin ich sehr zuversichtlich. Das Potenzial unserer Gesellschaft und der eingeleitete Transformationsprozess sind die Basis.

Was sind die wichtigsten Ziele dieser Transformation?

Als Erstes werden wir die interne Kommunikation und das Empowerment unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich verstärken. Im Rahmen der angestoßenen Transformation werden wir vieles verändern; wir befinden uns in einem kontinuierlichen und dynamischen Verbesserungsprozess.

Hierbei stehen Workflow, Performance und Customer Experience im Vordergrund. Um den Workflow zu beschleunigen, haben wir angefangen, unsere Prozesse zu verschlanken und auf ausgereifte Branchenstandards zur Normierung zuzugreifen. Damit erfüllen wir eine für uns sehr relevante Prämisse, nämlich die Kostenoptimierung. Von unserer verbesserten Performance profitieren wir selber, aber gleichermaßen unsere Vertriebspartner, mit denen wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Durch schnelle und transparente Abläufe, Intensivierung der partnerorientierten Wissensweitergabe und eine marktgerechte Erweiterung unseres Portfolios optimieren wir die Customer Experience. Was uns dabei wichtig ist: Wir bieten nicht schlichtweg Produkte, sondern Lösungen. Wir wollen ein hochgeschätzter Partner- und Kooperationsversicherer sein.

Was bedeutet das für die Leben- bzw. die Nicht-Leben-Gesellschaft?

Meine Ausführungen gelten für beide Gesellschaften. Beide sind ganz eng miteinander verzahnt. Die Anforderungen, um langfristig im Markt erfolgreich zu sein, sind bei uns überall gleich.

Blicken wir in die Gegenwart: Wie ist das Neugeschäft 2025 angelaufen?

Das Neugeschäft ist bisher verhalten angelaufen. Das hat aus meiner Sicht aber weniger mit den Produkten oder dem Vertrieb zu tun als vielmehr mit der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage und der damit in der Bevölkerung bestehenden Unsicherheit. Um es schlicht auszudrücken: Die Leute haben kein Geld und sparen lieber, anstatt zu konsumieren oder auch vorzusorgen.

Was bedeutet dieser verhaltene Start für das Gesamtjahr 2025?

Wir bleiben optimistisch. Das liegt zum einen an unseren attraktiven Produkten, hier möchte ich exemplarisch Risikoleben, BU, Hausrat oder Haftpflicht hervorheben, die in der Maklergunst weit oben stehen. Diese Produkte werden wir in den nächsten Monaten besonders pushen. Dazu kommt die Unfallversicherung, für die wir vor Kurzem zu unserer großen Freude eine wichtige Auszeichnung erhalten haben.

Dafür sind engagierte Maklerbetreuer besonders wichtig. Laut aktueller AssCompact Maklerservice-Studie liegt die InterRisk beim Engagement der Maklerbetreuer bei Komposit jedoch nur im Mittelfeld. Welche Maßnahmen planen Sie, um Ihre Maklerbetreuung zu stärken?

Ich bin seit wenigen Wochen im Amt und habe sogleich den Transformationsprozess angestoßen. Veränderungen konnten sich auf die Ergebnisse naturgemäß noch nicht auswirken. Mittelmäßig ausgeprägt waren in der Studie u. a. Erreichbarkeit, Verbindlichkeit und Reaktionszeit. Wie ich Ihnen sagte, sind diese Kriterien für uns von hoher Priorität. Gemäß unseren Zielsetzungen müssen und werden wir hier besser werden. Entscheidend für die zurückhaltende Bewertung der Makler sind aber nicht Mängel in Goodwill oder Kompetenz der Mitarbeiter. Die personelle Ausstattung von Vertrieb und Backoffice ist einfach zu bescheiden. Dies werden wir – mit Augenmaß – zum Vorteil unserer Partner und deren Kunden ändern.

Die Altersvorsorge soll ebenfalls zum zentralen Thema für die InterRisk werden, dafür ist der Anbieter ja nicht unbedingt bekannt. Welches Ziel verfolgen Sie?

Ja, wir werden unseren Fokus zunehmend auf Vermögensaufbau und Altersvorsorge legen. Für die Altersvorsorge gilt das Drei-Säulen Modell aus gesetzlicher Rentenversicherung, betrieblicher Altersversorgung und privater Vorsorge. Über eine betriebliche Altersversorgung verfügen nur 54% der Arbeitnehmerschaft, die gesetzliche Rentenversicherung reicht, wie allgemein bekannt, nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Private Vorsorge ist damit der Schlüssel, um im Alter finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Unsere Vision in der Altersvorsorge ist ein diversifiziertes Angebot, um den individuellen Präferenzen unserer Kunden und Vertriebspartner zu entsprechen. Die Kapitallebensversicherung stellt eine Kombination aus stabilen Beiträgen, Todesfallschutz und sicherer Geldanlage mit garantierter Verzinsung dar. Bei der klassischen Lebens­versicherung setzt der Sparvorgang früh ein. Das Ergebnis ist eine lebenslange Renten­zahlung mit Garantieverzinsung und zu­sätzlichen Überschussanteilen.

Der Trend geht ja eindeutig in Richtung Kapitalmarktbeteiligung. Was wollen Sie risikofreudigeren Kunden bieten?

Als Perle in unseren Altersvorsorgeangeboten sehen wir unsere Fondsrente an. Der Kunde ist sehr flexibel und kann im Gespräch mit seinem Berater sein eigenes Portfolio entsprechend dem individuellen Chance-Risiko-Profil aus ETFs und/oder gemanagten Fonds selbst zusammenstellen. Unsere Fondsrente stellt eine moderne und attraktive Form des Vermögensaufbaus und der Altersvorsorge dar. Sie stärkt die Vertriebspartner in diesem Beratungssegment, wir unterstützen sie dabei durch die Vielseitigkeit des Angebots und schnelle Tools für die Beratung.

Sie bieten mit dem Softwareanbieter samperform bereits eine Lösung für eine individuell passende Anlagestrategie. Welche Argumente geben Sie damit Maklern mit auf den Weg?

Die Erstellung eines passenden Portfolios sollte aus unserer Sicht anwenderfreundlich und vollumfänglich sein. Die Fondsauswahl muss mit wenigen Klicks getroffen werden können, eine sichere Dokumentation muss natürlich auch integriert sein. Um hier state of the art zu sein, haben wir uns mit einem starken Partner zusammen-getan: Mit samperform bieten wir unseren Vertriebspartnern in unserem bewährten Tarifrechner eine einfache und komfortable Anwendung, die erforderliche ESG-Konformität in einer Fondspolice umzusetzen.

Sie bieten ja auch Berufsun­fähigkeitsversicherungen an, deren Bedingungen Sie kürzlich optimiert haben. Welche konkreten Änderungen wurden vorge­nommen, um Verständlichkeit und Transparenz zu verbessern?

Der Abschluss eines Versicherungsvertrages war schon immer eine absolute Vertrauenssache. Als Versicherer gewinnen wir Vertrauen nur durch klare, leicht verständliche Vertragsbedingungen – ohne Spielraum für unterschiedliche Auslegungen. Nehmen wir ganz konkret die Obliegenheiten in der Berufsunfähigkeit. Kein Thema, das bisher wirklich ein Aufhänger war im Beratungsgespräch. Hier haben wir an Stellschrauben gedreht: Bereits beim Vertragsabschluss ist der Versicherungsnehmer im Bilde, welche Auskünfte wir im Fall der Fälle benötigen. Es gilt in Sachen Obliegenheiten genau das, was bei Vertragsunterzeichnung in den beiliegenden Bedingungen fixiert ist. So schaffen wir Transparenz, die sich auszahlt, denn mit glasklar formulierten Obliegenheiten lässt es sich im Kundengespräch vertrauensbildend und mit belegbaren Fakten argumentieren.

Wie stellen Sie sicher, dass die Versicherungsbedingungen weiterhin kundenfreundlich und frei von Interpretationsspielräumen bleiben?

Zunächst einmal gilt das, was ich schon bei der vorigen Frage ausgeführt habe: Wir wollen in Sachen Transparenz so anspruchsvoll wie möglich sein und kontinuierlich besser werden. Wir haben uns dazu auch externer Expertise einer erfahrenen Beraterfirma bedient. Unter dem Motto „Wir schaffen Transparenz in der Versicherungswirtschaft“ wurden unsere Bedingungen in puncto Kundenfreundlichkeit und Klarheit im allerbesten Sinne mit Leben gefüllt.

Um unsere Vertriebspartner kontinuierlich auf dem Laufenden zu halten, haben wir auf unserem Webinar-Kanal „Inter Visio live“ eine komplette Sendereihe auf die Beine gestellt und in unserer Mediathek hinterlegt.

Wir dürfen also jede Menge Neuerungen im Produktbereich erwarten. Anknüpfend an den oben angesprochenen Transformations­prozess: Wo sehen Sie noch strategische Verbesserungsmöglichkeiten?

Es gibt noch eine spezifische Herausforderung für die InterRisk: Die Marke ist im Markt zu wenig bekannt. Hier sind wir dabei, die Dinge zu ändern. Wir haben im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bereits personelle Kapazitäten eingerichtet, erste Maßnahmen ergriffen und entsprechende Planungen aufgesetzt. Mit einem gewachsenen Bekanntheitsgrad und einer gestiegenen Reputation werden wir einen noch besseren Zugang zu Maklern und Kunden haben und neue Partner gewinnen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der strategischen Neuausrichtung?

Die Digitalisierung ist ein unverzichtbares Vehikel, um Prozesse zu beschleunigen und rasch zu fallabschließenden Ergebnissen zu kommen. Die Transformation beinhaltet für uns auch eine verstärkte Weiterentwicklung unseres Digitalisierungslevels. Dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz stehe ich aufgeschlossen gegenüber. Wir werden die Entwicklung aktiv beobachten und dort, wo es angezeigt ist, über den Einsatz entscheiden. Aber abgesehen von allen technischen Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten: Der Mensch steht für uns im Mittelpunkt, die Kundenbetreuung bleibt persönlich, sie ist geprägt von Kontinuität, Stabilität und Qualität. Und „auf Augenhöhe“ heißt zugleich beiderseitiges Vertrauen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 04/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Dr. Florian Sallmann

Klima und Wetter in Deutschland: Heißer, nasser, extremer

Der Deutsche Wetterdienst beobachtet die Folgen des Klimawandels hierzulande. Nun hat er aktuelle und konkrete Ergebnisse für Deutschland vorgestellt. Demnach könnte es etwa immer mehr Hitzewellen geben, aber auch eine Zunahme von extremen Wetterereignissen, z. B. Starkregen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sieht auch in Deutschland eine beschleunigte Erwärmung in Folge des Klimawandels. Dies hat er auf seiner Klimapressekonferenz mitgeteilt. Demnach sei seit den 1960er-Jahren jede Zehnjahresperiode wärmer als die vorherige gewesen. Zudem lagen die zehn wärmsten Jahre seit 1881 allesamt in den vergangenen 25 Jahren. 2023 und 2024 etwa gab es in Deutschland jeweils einen Allzeitrekord in der Jahresmitteltemperatur. Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des nationalen Wetterdienstes, sagt dazu: „Die Folgen dieses beschleunigten Klimawandels sind für Deutschland heute schon gravierend.“

Vulnerable Bevölkerungsgruppen durch Hitze gefährdet

 

Klima und Wetter in Deutschland: Heißer, nasser, extremer

 

Grafik: Deutschlandkarte mit Wetterextremen des Jahres 2024. (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Mit Bezug auf die Versicherungsbranche ist sicherlich auch zu beachten, dass dem DWD zufolge die Variabilität von Temperatur und Niederschlag zunimmt. Das heißt, es finden immer ausgeprägtere Wechsel zwischen überdurchschnittlich nassen und sehr trockenen Jahren statt. Auf Deutschland kommen durch das Temperaturplus der vergangenen Jahre nun mehr Hitzewellen zu. Das gefährde laut Fuchs schon heute vulnerable Bevölkerungsgruppen gerade in Großstädten und Ballungsräumen.

Extreme Wetterereignisse nehmen zu

Folgen für die Branche könnte auch Folgendes haben: Der DWD kann inzwischen aus Beobachtungsdaten eine Zunahme von extremen Wetterereignissen, z. B. Starkregen und Dürren ableiten. Es kann also immer wieder vorkommen, dass einige Regionen unter Überschwemmungen leiden, während andere mit Wasserknappheit klarkommen müssen, warnt der DWD.

Stark- und Dauerniederschläge

Fuchs weist auch noch auf die Folgen der sich erwärmenden Ozeane hin: „Die Konsequenzen erleben wir. Warme Ozeane verdunsten in eine wärmere Atmosphäre bedeutend mehr Wasserdampf. Das führt zu katastrophalen Stark- und Dauerniederschlägen.“ Konsequenz dieser veränderten Wetterbedingungen sei, dass die Energieversorgung öfter und stärker beeinträchtigt und damit abhängiger vom Wetter werde.

Grafik: © DWD