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23. Juli 2018
CHARTA: "Wir haben noch Hausaufgaben zu erledigen"

CHARTA: "Wir haben noch Hausaufgaben zu erledigen"

Die CHARTA will wieder sichtbarer werden: Der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Diegel will auf dem Erreichten des Maklerverbunds aufbauen, sieht aber auch an manchen Stellen noch dringenden Handlungsbedarf, wie er im AssCompact-Interview darlegt.

Herr Diegel, Sie sind seit Ende April CHARTA-Chef. Wie kam es zu dem schnellen Wechsel an der Spitze der CHARTA?

Nachdem der Aufsichtsrat und ich uns über meine Tätigkeit einig waren, gab es keinen Grund, länger zu warten. Hier warten spannende Aufgaben auf mich, die wir so auch zeitnah angehen wollen.

Der Markt interessiert sich dafür, wie es mit der CHARTA weitergeht. Wie ist denn Ihr erster Eindruck von dem Verbund?

Mein erster Eindruck ist positiv. Sowohl das Team hier in Düsseldorf als auch unsere Partner in ganz Deutschland haben mich mit ihrem Commitment zu unserem Verbund beeindruckt. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Fokus auf Freiheit und Unabhängigkeit der Partner auf der einen und dem Bekenntnis zu unserer Gemeinschaft auf der anderen Seite nach wie vor ein großartiges Fundament haben, auf dem wir eine erfolgreiche Zukunft bauen können und werden. Ich will allerdings auch nicht verhehlen, dass es auch Handlungsbedarf gibt: ob in Fragen der bereitgestellten technischen Unterstützung, der Kommunikation oder durch innovative und relevante Produktkonzepte – es wird unsere Herausforderung sein, hier Chancen noch konsequenter zu nutzen.

Geben Sie uns doch ein paar Zahlen zu Mitgliedern, Partnern und Potenzial.

Unser Verbund besteht zurzeit aus gut 400 Partnerunternehmen. Auf der Produktseite arbeiten wir nach wie vor mit sehr namhaften Gesellschaften aus nahezu allen Sparten. Gerade von dieser Seite erhalten wir Signale, dass auch die Versicherer ein Interesse haben, auch zukünftig auf unabhängige und starke Makler setzen zu können – ein weiterer Faktor, der mir zeigt, dass wir mit der CHARTA sehr zeitgemäß positioniert sind.

Worauf genau wollen Sie denn Ihren Fokus legen?

Wie oben angesprochen, sehen wir uns als Plattform für Makler, die ihre Kunden unabhängig beraten möchten, ohne dabei auf die Vorteile einer starken Gemeinschaft verzichten zu müssen, inhaltlich sehr gut positioniert. Für mich ist es nach gut vier Wochen noch zu früh, hier bereits apodiktische Festlegungen zu treffen – allerdings wird das mit Sicherheit einiges an Bewegung von uns erfordern und vermutlich auch bedeuten, dass der eine oder andere „alte Zopf“ abgeschnitten werden wird. Zudem werden wir mit Sicherheit unser Kommunikationskonzept überarbeiten, denn: Was nützen die großartigsten Services und Produkte, wenn sie nicht wahrgenommen werden. Last, but not least werden wir unser Profil weiter schärfen – die CHARTA wird auch zukünftig keine Massenveranstaltung werden. Ausgehend von unserer bestehenden Partnerbasis werden wir gezielt solche neuen Partner ansprechen, die unsere Vision der Unabhängigkeit in einer starken Gemeinschaft teilen.

Um entsprechende Maßnahmen durchführen zu können, benötigen Sie Geld. Wie sieht es mit der Finanzkraft aus?

Es lässt sich nicht leugnen, dass wir hier noch einige „Hausaufgaben“ erledigen müssen. Wir sind zurzeit in vielen Gesprächen, um hier eine solide Basis zu schaffen – diese gehen von Lösungen, die aus der Substanz unseres Verbunds heraus kommen, bis hin zu Ideen, die auch externe Quellen umfassen. Am Ende müssen wir hier den richtigen Mix finden. Klar ist jedoch: Es werden ausschließlich Lösungen diskutiert, die der CHARTA ihre unabhängige Handlungsfähigkeit für unsere Partner erhalten und für die Zukunft sicherstellen.

Worin soll das Geld insbesondere investiert werden? Digitalisierung? Weiterbildung?

Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Ich sehe die CHARTA in erster Linie als „Ermöglicher“. Insofern wird sich bei uns sehr viel um das Thema „Schnittstelle“ drehen müssen. Und auch Weiterbildung kann heute nicht mehr isoliert von der Digitalisierung betrachtet werden. Grundsätzlich wollen wir unsere Partner unterstützen, die für sie relevanten Inhalte zu identifizieren und diese dann praxis- und lebensnah anzubieten. Da es zu unserer „DNA“ gehört, bei solchen Fragen nicht aus dem Elfenbeinturm heraus zu agieren, sondern unsere Partner miteinzubeziehen, werden wir hier für konkrete Antworten noch etwas Zeit benötigen.

Also sind noch keine konkreten Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung geplant?

Hier muss ich auf meine bisherigen Antworten verweisen. Klar ist: Digitale Werkzeuge und Konzepte werden selbstverständlich eine Rolle in der zukünftigen Ausrichtung der CHARTA spielen.

Wo drückt denn bei den Maklern Ihres Verbundes der Schuh am meisten? Wo sehen Sie bei den Maklern die größten Herausforderungen?

Ob der „hybride Endkunde“, externe Regulierungen oder die Digitalisierung des Vertriebs einfacher Produkte – um nur einige Beispiele zu nennen: Generell sehen sich die CHARTA-Partner denselben Herausforderungen gegenüber, denen alle Makler und Vermittler gegenüberstehen. Für die CHARTA-Partner speziell ist zudem natürlich noch die sichtbare Bewegung des Vermittlermarktes in Richtung der großen Pools und Verbünde zu nennen; diese Entwicklung steht nicht immer im Einklang mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit.

Blicken wir noch einmal auf die Mitgliederstruktur. Wer ist denn bei der CHARTA angeschlossen?

Unsere Mitglieder eint der Wunsch nach Unabhängigkeit und unternehmerischer Freiheit – dies lässt eine Menge Raum hinsichtlich der weiteren Merkmale. Allgemein findet man bei uns grundsätzlich eher kleinere und mittelgroße Unternehmen, die unsere Gemeinschaft durchaus auch als eine Interessenvertretung gegenüber den Gesellschaften nutzen.

Welche Rolle spielen dabei Unternehmen, die aus der Ausschließlichkeit kommen? Sie unterstützen ja Vermittler bei dem Statuswechsel.

Das ist richtig. Allerdings steht hier weniger die Frage im Vordergrund, woher unsere neuen Partner kommen, sondern vielmehr, wohin sie wollen. Für Neueinsteiger in den Makler-Status, die den Weg aus der Ausschließlichkeit ganz bewusst gehen, weil sie mehr Unabhängigkeit wollen, ist die CHARTA mit Sicherheit eine interessante Option.

Die Strukturen der Pools und Dienstleister sind ja sehr unterschiedlich. Wie werden die Makler denn bei Ihnen angebunden? Behalten die Makler ihre Direktzusagen und Sie erhalten einen Overhead?

Unsere Partner behalten ihre Direktanbindung – das ist ein wesentlicher Teil unseres Konzepts. Grundsätzlich sind Overheads – neben den Beiträgen unserer Partner, die ja auch unsere Aktionäre sind – ein Baustein, aus dem wir unsere Erträge generieren. Allerdings gibt es hier mit den einzelnen Gesellschaften sehr individuelle Vereinbarungen, die sich nach meiner Wahrnehmung zum Teil deutlich von den klassischen Vereinbarungen mit Pools unterscheiden.

Wie beurteilen Sie dann die Lage am Pool-, Dienstleister- oder auch Verbünde-Markt?

Im Grunde ist dazu das Meiste gesagt. Die Konzentration wird nicht geringer werden. Die externen Rahmenbedingungen werden zudem dazu führen, dass neue Geschäftsmodelle erforderlich sein werden und die Pools und Verbünde sich mit neuen, ergänzenden Dienstleistungen für die angeschlossenen Partner positionieren werden. Für kleinere Einheiten wie die CHARTA wird es wichtiger denn je sein, ein klares, nachvollziehbares Profil zu zeigen, um für die Zielgruppen relevant zu bleiben.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2018, Seite 110 f.

 
Ein Artikel von
Dietmar Diegel