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19. November 2018
D&O-Versicherung II: „Spartenübergreifende Beratung wird immer wichtiger“

D&O-Versicherung II: „Spartenübergreifende Beratung wird immer wichtiger“

Versicherer haben in der D&O-Versicherung Prämienerhöhungen angekündigt oder bereits vorgenommen. Auch bestehende Policen werden angepasst. Wie Makler sich in der Beratung darauf einstellen können, erklärt D&O-Experte Marcel Roeder von AON Risk Solutions im AssCompact Interview, nachdem er bereits in einem ersten Teil die allgemeinen Marktentwicklungen erläutert hatte.

Herr Roeder, der D&O-Markt verändert sich. Wie können Makler einen guten Deckungsschutz gewährleisten?

Entscheidend ist: Der Inhalt der Deckung ist wichtiger als der Preis. Das heißt, dass die technische Risikobewertung und Beratung im Vordergrund der Tätigkeit eines Maklers stehen müssen. Der Makler hat auch den Auftrag, dem Versicherer bei der Bewertung der individuellen Risiken eines Kunden argumentativ entgegenzutreten. Er streitet für den Kunden. Im Einzelfall können begründete Einwände des Versicherers mit dem Kunden erörtert werden und in einem einvernehmlichen Vorgehen in der Verlängerung münden. In diesen Fällen nimmt der Makler eine wichtige Mediationsfunktion wahr.

Und in der Beratung?

In der Beratung des Kunden sollte der Makler sich auf die Kernelemente des D&O-Deckungsschutzes fokussieren, besonders die Versicherung von Vorsatz, Rechtsberatungskomponenten und zeitliche Komponenten des Versicherungsschutzes. Auch sollte eine spartenübergreifende Beratung erfolgen. Dazu gehört die Kombination der klassischen D&O-Versicherung mit individuellen D&O-Produkten, Rechtsschutz und verwandten Sparten wie Vertrauensschaden, Vermögensschadenhaftpflicht- oder auch Cyber-Versicherungen. Makler können außerdem Portfoliolösungen durch die Bündelung vergleichbarer Risiken anstreben. Dadurch können sie ihren Kunden helfen, ihre Positionen gegenüber den Versicherern zu stärken.

Sollten Makler ihre Kunden auf Preissteigerungen proaktiv vorbereiten? Und wenn ja, wie?

Pauschale Warnungen auszusprechen, wäre falsch. Besser sind eine professionelle Bestandssichtung und die Ansprache risikobelasteter Bereiche. Bei markanten und marktrelevanten Risiken lohnt es sich häufig, diese proaktiv beim Versicherer zu adressieren und im Rahmen eines Risikodialogs nach Lösungen zu suchen.

Welche Chancen bieten die Veränderungen in der D&O-Versicherung für den Maklermarkt?

Expertise ist gefragt. In diesen Zeiten können sich Makler, die auf Beratung setzen, deutlicher von solchen absetzen, die ihren Auftrag darin verstehen, Standardlösungen des Versicherers an den Kunden weiterzuleiten. Im Zuge dessen wird auch die spartenübergreifende und häufig auch internationale Beratung zunehmend wichtiger. Seiner Beraterrolle kann der Makler auch gerecht werden, wenn er die D&O mit der Versicherung moderner Risiken auf erster Ebene – zum Beispiel einer Cyberversicherung – kombiniert.

Wie kann sich der Makler gegenüber den Versicherern verhalten?

Selbstverständlich muss der Makler bei alldem auch den Versicherermarkt zugunsten seines Kunden steuern. Hierzu zählt es besonders in Krisenzeiten, solche Versicherer auszumachen, die ihren Kunden als verlässlicher Partner zur Seite stehen. Abzugrenzen sind hingegen solche Versicherer, die auf Kosten der Kunden eher schnelllebige Beteiligungen suchen. Aufgrund der langwährenden D&O-Risiken und dem auf Inanspruchnahme beruhenden Versicherungsfall der D&O-Versicherung können solche Erwägungen praxisrelevant sein. Es gilt, eine bestmögliche Kontinuität des Deckungsschutzes sicherzustellen. (tos)

Lesen Sie auch: D&O-Versicherung: „Bei belasteten Risiken kann es weiterhin Erhöhungen geben“

 
Ein Artikel von
Marcel Roeder