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9. September 2015
Ein Altersvorsorgeprodukt für Europa: Geht das ohne persönliche Beratung?

Ein Altersvorsorgeprodukt für Europa: Geht das ohne persönliche Beratung?

Am Montag wurde in Frankfurt auf Einladung der europäischen Versicherungsaufsicht (EIOPA) über ein einheitliches privates Altersvorsorgeprodukt für alle EU-Bürger diskutiert. EIOPA und EU-Kommission nennen das Vorhaben ambitioniert. Auch bei möglichen Anbietern gibt es Zweifel. An Vermittlern könnte das Produkt vollends vorbei gehen: Das Produkt soll so einfach und kosteneffizient werden, dass es über das Internet abschließbar ist.

Die EU-Kommission hat die EIOPA aufgefordert, Vorschläge für ein einheitliches privates Rentenprodukt (Pan-European Personal Pension Product „PEPP“) zu erarbeiten. Deshalb hatte die EIOPA am Montag Marktteilnehmer zu einer öffentlichen Anhörung nach Frankfurt eingeladen.

Das übergreifende Ziel des geplanten „Einheitsprodukts“ ist es, die EU-Bürger zu ermuntern, eine angemessene Altersvorsorge aufzubauen. Das dafür zu schaffende Produkt soll deshalb einfach, transparent, kosteneffizient und vertrauenswürdig sein. Verbindlich vorgeschrieben werden soll dabei eine Art Life-Cycle-Konzept. Zu Ende des Vertrags hin sollen Spargelder risikoärmer angelegt werden. Zudem soll eine begrenzte Anzahl von weiteren Investmentoptionen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wird es wohl eine Vielzahl an Möglichkeiten geben, das Produkt auf nationaler Ebene auszugestalten – so etwa in Hinblick auf Auszahlungsphase, Rentenalter oder auch Garantie- und Biometrie-Elemente.

Geschäftschancen für Anbieter, weniger für Vermittler

Der Weg zu einem einheitlichen Regelwerk ist jedoch noch lang. Der Vorschlag der EIOPA ist nur ein weiterer Schritt, soll der EU-Kommission aber bis zum Ende des Jahres vorgelegt werden. Viele Versicherungsgesellschaften und Kapitalanlagegesellschaften, die als mögliche Anbieter einer „Europa-Privatrente“ infrage kommen, zeigen sich aufgrund vieler bestehender nationaler Gegebenheiten skeptisch, aber auch weitgehend offen, die Idee der privaten Vorsorge weiterzutragen. Zudem könnte das Produkt auch neue internationale Geschäftsmöglichkeiten eröffnen.

Für Vermittler dürfte dies anders aussehen. Die EIOPA betont zwar, dass sie hinsichtlich der Vertriebskanäle neutral sei, macht aber in ihren Vorschlägen mehr als deutlich, dass das Internet als Vertriebskanal bevorzugt wird. Das Produkt soll so kosteneffizient wie möglich sein, eine persönliche Beratung soll deshalb nicht zwingend notwendig sein. Bei Bedarf soll diese aber zur Verfügung stehen. Wer diese dann leisten soll, bleibt vorerst offen. (bh)