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6. November 2014
Einblicke in die Welt der Jungmakler (Teil 1)

Einblicke in die Welt der Jungmakler (Teil 1)

Wer sind sie? Woher kommen sie? Und was wollen sie? Diese Fragen hat AssCompact den Finalisten des Jungmakler-Awards 2014 gestellt. Die jungen Makler und Maklerinnen sind Vorbild für andere und die Branche erfährt so Hintergründe und Meinungen der Nachwuchskräfte. Im Folgenden ein Auszug aus den Antworten der befragten Finalisten in der Kategorie „Betriebsübernahme“. Die Kategorie „Neugründung“ folgt in den kommenden Tagen. Einen ausführlichen Bericht zu den Gewinnern gibt es in der Printausgabe AssCompact 11/2014.

Warum Makler? Und wie war der berufliche Weg dahin? Auf die Frage nach ihrem beruflichen Werdegang haben die Finalisten in der Kategorie „Betriebsübernahme“ gezeigt, wie unterschiedlich der Lebenslauf zum Versicherungsmakler sein kann. So war auch der Weg von Benjamin Riemer, dem Geschäftsleiter der „4 U Assekuranzmakler“, nicht kerzengerade: „Nach meiner Ausbildung zum Wirtschaftsassistent mit der Fachrichtung Fremdsprachen und Korrespondenz habe ich versucht, in die Automobilindustrie einzusteigen. Aber die Versicherungsbranche war die einzige Branche, die zu diesem Zeitpunkt kaufmännisch ausgebildete Leute suchte. Heute versichere ich die Fahrzeuge, die ich anfänglich verkaufen wollte.“ Während bei Benjamin Riemer eher der Zufall ausschlaggebend war, führte Carsten Harlozynski der Weg zum Geschäftsführer der Bluhm Capital GmbH & Co. KG über eine Bankausbildung. Heute schätzt er besonders die Unabhängigkeit des Makler-Daseins: „Die Unabhängigkeit eines Maklers, freie Entscheidungen für und mit dem Kunden treffen zu können, hat für mich unschätzbaren Wert“, so der 38-Jährige. Der Drittplatzierte Tom Budig ist den Umweg über die Ratingagentur „Franke & Bornberg“ zum Maklerunternehmen gegangen. Im Anschluss an seine Tätigkeit als Key-Account-Manager hat er den familiengeführten Betrieb PHV-Görlitz Versicherungsmakler GmbH übernommen.

Welche Chance bietet die Betriebsübernahme?

Die Motivation für die Betriebsübernahme ist so unterschiedlich wie die Lebensläufe der Jungmakler. Der Vorstand der AdVertum AG Versicherungsmakler und Zweitplatzierte des Wettbewerbs, Marco Schulz, meint hierzu: „Die größte Chance sah ich darin, mich noch mehr gestalterisch und entwickelnd einzubinden.“ Benjamin Riemer sieht besonders großes Potenzial in der Spezialisierung seines Unternehmens: „In dem speziellen Bereich der Fuhrparkversicherung gibt es nur eine Handvoll Makler, die diese anbieten. Somit sehe ich hier große Chancen, gerade in der Zukunft mit neuen innovativen Ideen in diesem Bereich zu agieren.“ Die besten Erfolgsvoraussetzungen sind laut Tom Budig in der Vielseitigkeit der Branche zu finden: „Die Versicherungsbranche wird von so vielen Bereichen beeinflusst: Niedrigzinsumfeld und Börsenkurse, Gesundheitspolitik, Rechtsprechung, Klimawandel, technische Innovation, verändertes Kundenverhalten […] – welch schöne Chancen sich hier auftun!“

Welche besonderen Herausforderungen stellten sich?

Die befragten Jungmakler sind sich einig, dass eine Entscheidung zur Selbstständigkeit große Herausforderungen mit sich bringt. Für Carsten Harlozynski war das vor allem der Schritt vom sicheren Angestelltenjob in die Selbstständigkeit. „Die unternehmerischen Risiken, erheblichen Fixkosten und Fragen zu Investitionskrediten, Personalplanung, Software brachten mir einige schlaflose Nächte“, räumt der Makler ein. Und auch Benjamin Riemer sieht das ähnlich: „Am schwierigsten war die erste Phase nach der Selbstständigkeit. Starke Hürden mussten erst einmal genommen werden […] Es ist anfänglich ein harter Weg, allerdings ist dieser auch mit schönen und vor allem erfolgreichen Erinnerungen verbunden.“ Für Tom Budig waren die Schwierigkeiten eher betrieblicher Natur: „Die größten Herausforderungen waren, den Umsatzrückgang zu stoppen und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten.“

Welche alten Strukturen müssen weg?

Vor allem bei der Übernahme eines bereits existierenden Betriebes muss man sich intensiv mit den bestehenden Strukturen beschäftigen. Marco Schulz sieht hier aber durchaus eine Chance im notwendigen Wandel: „Wirtschaftlicher Erfolg ist davon abhängig, wie es gelingt, Umstellungen zu realisieren, um daraus wiederum Potenzial für mehr Geschäft zu generieren. Der Görlitzer Tom Budig hat gar den Satz „Das machen wir schon immer so“ aus dem Firmenrepertoire gestrichen und versucht permanent, bestehende Arbeitsprozesse neu zu gestalten. Hierzu gehören papierloses Arbeiten im Büro und die Implementierung von BiPRO in der Vertragsabwicklung. Aber auch externe Strukturen gilt es zu durchbrechen: Vonseiten der Versicherungsgesellschaften wünscht sich Benjamin Riemer mehr Innovationsfreudigkeit und die Bereitschaft, einmal neue Wege zu gehen.

Was unterscheidet Jungmakler von den„alten Hasen“?

Die Nachwuchsmakler sind gespaltener Meinung in ihrer Einschätzung der „alten Branchenhasen“. Den größten Unterschied sieht Carsten Harlozynski etwa in der persönlichen Einstellung: „Für mich ist dies nicht nur ein Job. Ich begeistere mich für meine Arbeit und bringe immer viel Enthusiasmus auf, auch neue Wege wie zum Beispiel über soziale Netzwerke zu gehen.“ Im Gegensatz dazu empfindet Tom Budig keine Diskrepanz zwischen den etablierten Branchenmitgliedern und sich selbst und baut vielmehr auf den gegenseitigen Erfahrungsaustausch: „Ich arbeite mit einem ‚alten Hasen’ zusammen und bin sehr froh, auf einen so großen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können, insbesondere wenn es um die Unterstützung der Kunden bei Schäden oder um strategische Entscheidungen geht.“ Marco Schulz ist dagegen überzeugt, dass sich die junge Maklergeneration erst beweisen muss: „Wir sind als junge Menschen weniger vernetzt und müssen daher noch viel mehr durch Leistung überzeugen. So wie die ‚alten Hasen’ früher auch“, so der 37-jährige Unternehmer.

Die Empfehlung für die Award-Teilnehmer 2015?

Die diesjährigen Teilnehmer des Jungmakler Awards sind einer Meinung: „Einfach mitmachen“ lautet die einhellige Empfehlung. Schulz erläutert: „Probieren Sie es! Es gibt neue Kontakte, die einen in vielerlei Bereichen weiterbringen: Erfahrung, Netzwerk und durchaus auch unkonventionelle Ansätze und Lösungsmöglichkeiten.“ Der Tipp von Carsten Harlozynski für zukünftige Teilnehmer lautet: „Es ist wichtig, sich auf bestimmte Schwerpunkte zu konzentrieren und die eigenen unternehmerischen Stärken zu präsentieren. Außerdem sollte man diese tolle Erfahrung einfach genießen, ohne sich einen enormen Erwartungsdruck aufzuerlegen.“ Und auch Benjamin Riemer rät: „Man sollte sich klar sein, was das eigene Maklerhaus ausmacht und worin es sich am Markt unterscheidet oder wie man sich organisiert hat. Der Rest kommt von selbst.“ Tom Budig ist ebenfalls von dem Wettbewerb überzeugt: „Ein besseres Invest gibt es derzeit nicht im deutschen Markt!“

Wo steht die Branche in zehn Jahren?

Der Blick in die Kristallkugel fällt bei den Jungmaklern sehr unterschiedlich aus. Nach Ansicht von Benjamin Riemer gehört die Zukunft den neuen Kommunikationswegen wie Facebook oder Online-Plattformen. Zur Vergütungsfrage meint der Niedersachse: „Eine Courtagezahlung durch den Versicherer wird es meiner Meinung in zehn Jahren nicht mehr geben.“ Dagegen ist Tom Budig überzeugt, dass eine Provisionsberatung auch in zehn Jahren noch existiert. Und: „Die Niedrigzinsphase wird weiter eine riesige Herausforderung für die Branche sein. Sie wird den Absatz von Altersvorsorgeprodukten erschweren, die Beiträge der PKV ansteigen lassen, da die Altersrückstellungen weniger Zinsen abwerfen. Aber auch der Sachbereich ist betroffen, da die Gewinne aus den Kapitalanlagen den versicherungstechnischen Verlust nicht mehr abfangen werden.“ Marco Schulz ist überzeugt, dass sich die Zahl der Branchenteilnehmer allgemein verringern wird: „Es wird weniger Maklerunternehmen geben. Gleichzeitig werden mehr Spezial- und Nischenmakler auftauchen. Wichtig wird für alle sein, eine gewisse Ertragsstärke auch durch Multiplikatoren, Internet und sonstige Unterstützer zu gewinnen.“ Jungmakler Harlozynski sieht das größte Problem der Zukunft in der demografischen Entwicklung. „Auf der einen Seite wird die reine Versicherungsberatung für weniger vermögende Kunden stehen, dagegen auf der anderen Seite die qualifizierte und individuellere Finanzplanung und Vermögensbetreuung durch Finanzkanzleien. Einfache Konzepte oder Lösungen von der Stange werden den persönlich individualisierten, maßgeschneiderten Konzepten gegenüberstehen. Die reine Provisionsberatung wird ab einem gewissen Gehalt oder Vermögensstand keine Relevanz mehr haben.“ (sg)

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