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5. Dezember 2016
Fitch nimmt deutsche Lebensversicherer unter die Lupe

Fitch nimmt deutsche Lebensversicherer unter die Lupe

Die Ratingagentur Fitch hat den deutschen Lebensversicherungssektor in einer aktuellen Analyse mit einem negativen fundamentalen Ausblick versehen. Der Ratingausblick bleibt allerdings stabil – obwohl die Gesellschaften bis 2022 eine Zinszusatzreserve von insgesamt 150 Mrd. Euro aufbauen müssten.

Deutsche Lebensversicherer befinden sich laut Fitch in einem schwierigen Mix aus niedrigen Investmentrenditen und sinkenden Überschüssen. Die anhaltend historisch niedrigen Zinsen seien dabei die größte Herausforderung. Doch trotz der negativen fundamentalen Aussichten bleibt der Ratingausblick stabil. Fitch geht davon aus, dass die Lebensversicherer die Herausforderungen managen können. Zudem sei die Kapitalausstattung nach wie vor stark und die Unternehmen könnten auch Einnahmen aus wenig zinssensitiven Bereichen generieren. Fitch werde die Situation allerdings weiter genau beobachten und einzelne Herabstufungen seien 2017 möglich.

Sinkende Reserven

Die Kapitalreserven der deutschen Lebensversicherer haben sich laut Fitch zwischen 2008 und 2016 kontinuierlich von 8.8% der Deckungsrückstellungen im Jahr 2008 auf 7.2% im Jahr 2015 verringert. Bis Ende 2016 dürften sie weiter auf 7,0% sinken und diesen Trend auch 2017 fortsetzen. Bei der Zinszusatzreserve (ZZR) erwartet Fitch, dass der Bedarf im Gesamtjahr 2016 um 14 Mrd. Euro steigen dürfte. Bis 2022 müssten die Gesellschaften eine ZZR von insgesamt 150 Mrd. Euro aufbauen, wenn die Zinsen auf dem aktuellen Niveau verharren sollten. In Sachen Solvency II geht die Ratingagentur davon aus, dass es einige Schocks geben wird, wenn die Versicherer im Frühjahr 2017 ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 offen legen.

Hochstufungen unwahrscheinlich

Die größten Risiken dürften aber nach wie vor die anhaltend niedrigen Zinsen und die hohe Volatilität an den Märkten darstellen. Hochstufungen seien vor diesem Hintergrund unwahrscheinlich. Alle untersuchten Versicherungsgruppen bleiben laut einer Simulation der Ratingagentur aber in der Lage, ihre Garantien für 20 Jahre einzuhalten.

Klassikprodukte verlieren weiter an Bedeutung

Insgesamt erwartet Fitch, dass der Anteil der klassischen Lebensversicherungsprodukte in diesem Jahr auf 30% sinken dürfte. Hybride und fondsgebundene Produkte dürften ihren Anteil an den verkauften Produkten hingegen auf rund 40% steigern, Biometrieprodukte auf etwa 25%. Auch die weitere Absenkung des Garantiezinses zum 01.01.2017 werde die Rolle der Garantien den Experten zufolge weiter reduzieren. (mh)