AssCompact suche
Home
Assekuranz
15. September 2015
Gefahr durch Unterversicherung von Sachrisiken

Gefahr durch Unterversicherung von Sachrisiken

Weltweit hat die Deckungslücke bei Sachschäden aus Naturkatastrophen in den letzten zehn Jahren stetig zugenommen: 70% der wirtschaftlichen Schäden bzw. 1,3 Bio. US-Dollar waren nicht versichert. Swiss Re sieht darin eine große Herausforderung für Versicherer und Staat.

Mit 1,3 Bio. US-Dollar gibt Swiss Re die weltweite Unterdeckung bei Sachrisiken in Bezug auf Naturkatastrophen über die letzten zehn Jahre an. Der Rückversicherer führt das unter anderem auf die wirtschaftliche Entwicklung und die – vor allem in Schwellenregionen – anhaltende Urbanisierung zurück. Der Wert der gefährdeten Sachwerte habe demnach global stärker zugenommen als die Versicherungsnachfrage.

Eine große Deckungslücke sieht die aktuelle sigma-Studie von Swiss Re, „Unterversicherung von Sachrisiken: Die Deckungslücke schließen“, in den USA, Japan und China. Sie machen etwa die Hälfte der Deckungslücke aus. In den Schwellenländern sind durchschnittlich 80 bis 100% der wirtschaftlichen Schäden nicht versichert, was die wirtschaftlichen Ressourcen von kleineren und anfälligeren Volkswirtschaften drastisch verringern könnte.

„Die stärkste Unterversicherung ist in den drei größten Volkswirtschaften auszumachen“, erklärt Kurt Karl, Chefökonom bei Swiss Re. „Der Großteil der Deckungslücke in den USA und in Japan entfällt auf das Erdbebenrisiko. In beiden Ländern gibt es Gebiete mit einer hohen Konzentration von Sachwerten. Davon sind viele nicht gegen Erdbebenschäden versichert, obwohl sich hier relativ häufig Erdbeben ereignen.“ In China stellen Überschwemmungen in großen Industriezentren mit einer hohen Bevölkerungsdichte und einer starken Konzentration von Sachwerten die größte Gefahr dar.

Schließung der Deckungslücke

Die Unterversicherung betreffe aber nicht nur Sachwerte im Hinblick auf Naturkatastrophen. Auch bei Risiken wie Cyber/Internetkriminalität oder Rückwirkungsschäden bestehe eine Unterversicherung. Swiss Re macht hier eine weltweite Deckungslücke bei Sachrisiken von 221 Mrd. US-Dollar pro Jahr aus. Doch warum werden die Risiken nicht versichert?

Unterversicherung kann nach Ansicht von Swiss Re verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Faktoren wie Risikowahrnehmung, mangelndes Versicherungsbewusstsein, Erschwinglichkeit, Vertrauen auf staatliche Hilfe nach einer Katastrophe, fehlendes Vertrauen in die Versicherer, beschränkter Zugang zu Versicherungen und eine komplizierte Geschäftsabwicklung. Die Unterbewertung von Sachwerten aufgrund mangelnder Informationen oder fehlenden Bewusstseins ist ein weiterer Faktor. Bestimmte Risiken – beispielsweise in Zusammenhang mit extremen Naturkatastrophen, Terrorismus, Cyber/Internetkriminalität oder Rückwirkungsschäden – könnten zudem die Grenzen der Versicherbarkeit sprengen.

Unterstützung durch den Staat

Während es nun Aufgabe der Versicherer sei, neu entstehende Risiken und Risikoexpositionen zu betrachten und beziffern sowie entsprechende Innovationen zu entwickeln, so Swiss Re, bedarf es auch der Unterstützung der Staaten. Es würden ein unterstützendes Regulierungsumfeld sowie Risikoinformationen benötigt und – in bestimmten Fällen wie Terrorismus oder Hochwasser – die Mitwirkung des Staates, um die Deckungskapazität zu erweitern. (bh)