Die Genossenschaft Heilwesennetzwerk e.G. will die Konflikte um die Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen mit einem Maßnahmenkatalog auflösen. Im Zusammenspiel mit Vertretern interessierter Berufsstände und Versicherer soll ein für die Geburtshilfe nachhaltig finanzierbarer Schutzschirm entstehen. Dafür müssen aber auch die Hebammen selbst etwas tun. „Bei ihren Forderungen nach einer langfristigen Lösung der Versicherungsproblematik erfahren die Hebammen zwar viel Unterstützung und allgemeine Sympathie. Allerdings mehren sich kritische Stimmen, die jenseits von berechtigten Emotionen konkrete eigene Maßnahmen der Hebammen selbst fordern“, so Genossenschaftsvorstand Horst Peter Schmitz. „Nach unseren Erfahrungen aus zahlreichen Gesprächen sind viele Hebammen sehr an professionelleren Rahmenbedingungen interessiert, die sich zumindest teilweise mit den Forderungen der Politik decken“. Diese beziehen sich vornehmlich auf die Einrichtung von Qualitätsstandards und einer validen Datengrundlage.
Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems
Nach Ansicht von Schmitz sei grundsätzlich ein einheitliches, professionelles System zur Risikoaufklärung, zum Einverständnis und zum Behandlungsvertrag einzuführen, das den unterschiedlichen Formen der Geburtshilfe anzupassen wäre. Eine Vereinheitlichung bedeute Schutz der Hebammen im Bereich der Risikoaufklärung. Moderne, prozessgesteuerte QM-Systeme seien bereits vorhanden, so Schmitz. Und weiter: „Gemeinsam mit unseren QM-Expertinnen bietet unser Netzwerk diese modernen Systeme allen Hebammen an. Um den Einsatz von modernen QM-Systemen honoriert zu bekommen, führen wir bereits mit der Politik und dem GKV-Spitzenverband Verhandlungsgespräche. Wir nehmen jetzt die Gespräche mit den Versicherern auf und präsentieren ihnen ein neues, für alle Beteiligten lukratives Geschäftsmodell.“ Das Hebammenzentrum München, Genossenschaftsmitglied im Heilwesennetzwerk, habe bereits durch eigene Maßnahmen und Verhandlungen mit den Versicherern den Prämienaufwand deutlich reduzieren können.
Gleichzeitig fordert der Genossenschaftsvorstand Schmitz, dass die Daten zu bisherigen Schadenfällen besser analysiert und dann anonymisiert werden müssten. Dabei ist nach vorgeburtlichen Schäden, Geburtsschäden und Schäden, die im Wochenbett entstehen zu differenzieren. Die Datenlage muss anonymisiert allen Hebammen zur Verbesserung ihrer Qualität zugänglich sein. Schmitz: „Diese Daten liegen vor, werden aber nicht transparent gemacht. So können mögliche Fehler, die Menschenleben betreffen und hohe Schadenzahlungen verursachen, nicht erkannt und abgestellt werden.“ Diese Intransparenz bei der Datengrundlage führt zu ungerechtfertigten Pauschalierungen komplexer Fragestellungen und vor allem zu einer diskriminierenden Systematik der Prämienkalkulation für verschiedene Hebammengruppierungen. Hier ist vor allem die Politik aufgerufen, diese Transparenz nachhaltig einzufordern. „Es darf nicht hingenommen werden, wenn Verbände diese für zukünftige Geburten und somit für Eltern, Kinder und Hebammen wichtigen Schadendaten unter Verschluss halten“, so Schmitz.(bh)
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können