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17. Januar 2017
InsurTechs formulieren Forderungen an Politik und Versicherer

InsurTechs formulieren Forderungen an Politik und Versicherer

24 InsurTechs fordern in einer am Freitag gemeinsam unterschriebenen Erklärung, dass sich die Versicherungswirtschaft schneller an die digitalen Entwicklungen anpassen muss. So sprechen sie sich etwa für eine Trennung der Datenbeauskunftung vom Vermittlerstatus aus. Das sei im Sinne des Kunden, so die Argumentation. Ein Unternehmen erklärt, warum es das Papier nicht unterschrieben hat.

Knip, asuro, blau direkt, covomo, Finanzchef24, Netfonds und 18 weitere InsurTechs haben am vergangenen Freitag ein gemeinsames Positionspapier unterzeichnet. Maßgeblich an der Initiative beteiligt ist blau direkt. Der Maklerpool, der die App simplr anbietet, fungiert zunächst auch als Ansprechpartner der Initiative. Das erstellte Positionspapier richtet sich an Bundestagsabgeordnete und Versicherer und soll zuerst zu einer branchenweiten Diskussion führen. Langfristig sollen sich daraus weitere Maßnahmen ergeben.

Die meist noch jungen Technik-Unternehmen sehen die Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle durch rechtliche und technische Barrieren behindert. Fünf Appelle haben sie in der „Berliner Digital Erklärung“ formuliert, um diese Hindernisse abzubauen. Gleichzeitig soll damit auch dem Versicherungskunden gedient werden. Dieser wolle in einer digitalen Welt stets und automatisiert Kunden- und Vertragsdaten beziehen. Dazu müsse ein hoher Datenschutz gewährleistet sein, es müssten aber auch alte Strukturen abgebaut werden. Und die Versicherer müssten ihre digitale Infrastruktur schneller ausbauen.

Von Datenbeauskunftung bis Ausbau der Infrastruktur

Zunächst sprechen sich die Unterzeichner der Erklärung für eine Trennung der Datenbeauskunftung vom Vermittlerstatus aus. Wörtlich heißt es: „Der Kunde muss die Freiheit haben, die Dienstleistung mehrerer Personen und Unternehmen zu nutzen, die ihm seine Daten in seinem Sinne aufbereiten und bereitstellen. Es muss deshalb auf Wunsch des Kunden möglich sein, regelmäßig und technisch automatisiert Kunden- und Vertragsdaten zu beziehen, ohne die Betreuung des Versicherungskunden zu übernehmen und dem bestehenden Vermittler damit die Vergütung zu entziehen.“ Der GDV solle dahingehend eine Datenauskunftsvollmacht auf den Weg bringen. Infolge sollten die Versicherer dann diese in der Zusammenarbeit akzeptieren.

Zum zweiten wollen die InsurTechs eine Beschleunigung in den Kundenservices erreichen. Die aktuellen Bearbeitungszeiten für Policierungen oder für vom Kunden gewünschte Bestandsübertragungen entsprächen nicht mehr der heutigen Zeit. Entsprechend sollen Versicherer den Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur beschleunigen. Hier schließt sich der dritte Punkt direkt an: Kundenrelevante BiPRO-Standards sollen schnellstmöglich, spätestens bis Ende 2019 umgesetzt werden.

Viertens soll die Politik die „Eigeninitiative der Versicherungswirtschaft“ unterstützen. Dies zielt insbesondere auf den Bereich der Datenauskunft ab. Der fünfte Appell ist eher als Angebot zu verstehen: Die InsurTechs seien gerne bereit, die Versicherungswirtschaft in der Digitalisierung aktiv zu unterstützen, heißt es dort.

FinanceFox hält Erklärung für verfrüht

Die Serviceplattform FinanceFox hat die Erklärung nicht unterschrieben und erklärte am Montag in einem Pressestatement: Die Erklärung, die inhaltlich grundsätzlich richtig sei, käme zu früh und formuliere die Verpflichtungen auf Seiten der InsurTechs nicht ausreichend. Anstatt auf einen Forderungskatalog will das Unternehmen auf individuelle Gespräche mit den Versicherern setzen. Willi Ruopp, Produkt- und Marketing-Chef von FinanceFox erklärt: „Wir setzen auf den direkten Dialog mit den Erstversicherern und nehmen uns selbst in die Pflicht, mit ihnen gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Wir sind bereit zu liefern“. Man habe verstanden, dass die Versicherer aufgrund von Niedrigzinsen, fragmentierten IT-Landschaften – etwa aus Fusionen – und niedrigen Vertragsbündelungsquoten mit ihren Ressourcen stark gebunden seien und nicht alle Zukunftsprojekte gleichermaßen umsetzen könnten. (bh)