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15. Februar 2016
Zweifel am Nutzen von Selbstzahler-Leistungen für GKV-Versicherte

Zweifel am Nutzen von Selbstzahler-Leistungen für GKV-Versicherte

Immer mehr Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) werden von Kassenpatienten in Anspruch genommen. Diese sind oft teuer, aber sind sie auch nützlich? Eine Studie der Techniker Krankenkasse hat die Selbstzahler-Leistungen unter die Lupe genommen.

Sind Selbstzahler-Leistungen beim Arzt nützlich? Eher nicht, meinen 38% der gesetzlich Versicherten. Nein, sie sind auf keinen Fall nutzbringend, sagen weitere 15%. Damit hat gut die Hälfte der Versicherten (53%) Zweifel am Nutzen von sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftlichen Instituts für Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) der Techniker Krankenkasse (TK).

Hauptgrund für in Anspruch genommene IGeL: Vertrauen in den Arzt

Zweifel am Nutzen von medizinischen Angeboten bestehen aber nicht nur bei Selbstzahler-Leistungen: Jeder vierte Befragte (27%) berichtet zudem von dem Eindruck, dass ein Arzt generell manchmal oder sogar häufig unnötige Untersuchungen oder Behandlungen empfiehlt. Trotz anfänglicher Bedenken lässt sich ein Drittel der zweifelnden Patienten (33%) vom Arzt überzeugen und unterzieht sich der vorgeschlagenen Diagnostik oder Therapie. Die drei Hauptgründe dafür: Vertrauen in die ärztliche Kompetenz, die Meinung, eine Diagnostik oder Therapie mehr könne nicht schaden, und die Angst, sich falsch zu entscheiden.

IGeL nicht immer medizinisch sinnvoll

„Die Zweifel der Befragten an privat zu zahlenden Leistungen haben eine handfeste Basis, denn IGeL-Angebote sind nicht immer medizinisch sinnvoll oder notwendig“, sagt Dr. Frank Verheyen, Direktor des WINEG. Viele der Selbstzahler-Leistungen wurden bereits vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geprüft und abgelehnt. Das oberste Entscheidungsgremium aus Vertretern von Ärzten, Zahnärzten, Kliniken, Krankenkassen und Patientenvertretern legt fest, welche Leistungen zum Katalog der Kassen gehören und welche Kosten somit auch von den Kassen übernommen werden. Gehört eine Leistung nicht zum Katalog, muss sie aus eigener Tasche bezahlt werden. Versicherte, die von ihrem Arzt ein IGeL-Angebot bekommen, sollten sich daher genau erklären lassen, welchen Nutzen die Methode für sie hat und welche Risiken damit möglicherweise verbunden sind.

IGeL-Monitor

Um sich informiert für oder gegen eine Selbstzahler-Leistung zu entscheiden, hilft auch der IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de). Das Internetportal hat mittlerweile rund 30 Leistungen auf wissenschaftlicher Basis in Hinblick auf Nutzen und Schaden unter die Lupe genommen. Keines der untersuchten Angebote wurde positiv bewertet. Vier Angebote sind als „tendenziell positiv“ eingestuft. 14 Angebote wurden als „tendenziell negativ“ bewertet, drei Selbstzahler-Leistungen sogar als „negativ“. 13 Angebote wurden als „unklar“ eingestuft. Versicherte, die prüfen möchten, ob eine Selbstzahler-Leistung im Einzelfall sinnvoll oder nicht sinnvoll ist, finden Hinweise dazu in der TK-Broschüre „Kompetent als Patient“. Sie steht auf www.tk.de zum Download bereit.

Zur Studie

Im Auftrag der TK hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 22. 06. bis 09.07.2015 1.000 in einer repräsentativen Umfrage untersucht, wie gesetzlich Krankenversicherte die Qualität im hiesigen Gesundheitswesen wahrnehmen. (sg)