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9. Oktober 2015
Makler und Pflegeversicherung: Es hilft nur Hartnäckigkeit in der Beratung

Makler und Pflegeversicherung: Es hilft nur Hartnäckigkeit in der Beratung

Auch wenn die Anzahl der Pflegezusatzversicherungen in den vergangenen drei Jahren um 42% gestiegen ist, erfüllt dies nicht die Erwartungen von Versicherern und Versicherungsmaklern. In der Beratung macht sich Ernüchterung breit. Jetzt aufzugeben, wäre aber falsch, so Experten – sowohl aus gesellschaftlicher Verpflichtung heraus als auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen.

In unserer schnellen Welt, wird es immer schwieriger, Menschen davon zu überzeugen, sich langfristig zu binden. Dies scheint auch auf den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung zuzutreffen. „Es wird eine harte Beratungsleistung bleiben“, sagte deshalb gestern PKV-Direktor Dr. Volker Leienbach auf dem Deutschen Assekuranz Pflege Forum des Münchener Verein. Rund 2,5 Millionen Pflegezusatzversicherungen, davon 610.000 Pflege-Bahr, wurden bisher abgeschlossen. Das erfüllt weder die Erwartungen der Versicherer noch der Vermittler, auch wenn in den vergangenen drei Jahren die Abschlüsse steigen.

Junge Menschen schieben das Thema Pflegeversicherung vor sich her. Erst in einem Alter, in dem die eigenen Eltern in die Nähe einer möglichen Pflegesituation kommen, wird vielen Menschen deutlich, was auf sie zukommen kann. Das betrifft in der Regel erst Kunden ab 50. Dort folgt das Argument, der zusätzliche Pflegeschutz sei zu teuer. Noch zu wenig sei bekannt, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur eine Teilkasko sei, so die Experten auf dem gestrigen Pflege Forum. Und das obwohl die Politik selbst darauf hinweise und künftig eine weitere Leistungsverknappung in der Pflichtversicherung zu erwarten sei.

Finanzierungslücke bleibt bestehen

„Eine Vorsorgelücke bleibt, auch nach dem Pflegestärkungsgesetz II“, erklärt Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender des Münchener Verein. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, das neue Begutachtungsverfahren und die Leistungsansprüche in den neuen fünf Pflegegraden seien zwar eine Verbesserung, aber dies reiche nicht aus, um die Finanzierungslücke zu schließen. Doch auch bei Versicherungsmaklern herrscht Unsicherheit: Was bedeutet es, wenn Kunden heute eine Pflegezusatzversicherung abschließen, 2017 aber die neuen Regelungen in Kraft treten und die Tarife angepasst werden müssen? Warten auf 2017 sei keine Option, meint Reitzler. Das Kundenrisiko wachse täglich. Für die Produkte des Münchener Verein gelte eine Umstellungsgarantie.

Qualität der Produkte

Dass es sich bei der privaten Pflegeversicherung um ein Nachfrage- und kein Angebotsproblem handelt, erklärt Joachim Geiberger von MORGEN & MORGEN. 34 Versicherer agieren heute im Bereich Pflegetagegeld und Pflegekosten am Markt, 19 im Bereich Pflegerenten. In beiden Bereichen sei das Qualitätsniveau der Tarife deutlich gestiegen. Schlechte Bedingungen seien praktisch vom Markt verschwunden. Im Detail gebe es jedoch deutliche Unterschiede. Deshalb sei eine individuelle Abstimmung der Bedingungen auf die Kunden unabdingbar. Trotz dieser Detailarbeit ist Geiberger überzeugt, dass die Pflegeabsicherung eines der zentralen Themen für Vermittler in den nächsten Jahren sein wird. Es sei einer der Bereiche mit dem größten Wachstumspotenzial. Zudem sei es auch die sozialpolitische Aufgabe der Branche, sich diesem Thema vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu stellen, so Reitzler.

Foto: Dr. Rainer Reitzler am 08.10.2015 auf dem Deutschen Assekuranz Pflege Forum in München. (bh)