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7. Dezember 2018
ottonova: „Wir bauen an einem stabilen Unternehmen“

ottonova: „Wir bauen an einem stabilen Unternehmen“

Der digitale Krankenversicherer ottonova reagiert gelassen auf die bisherige Geschäftsabwicklung. Im Interview mit AssCompact erklärt Dr. Roman Rittweger, CEO der ottonova Holding AG, warum das so ist, welche Maßnahmen geplant sind und wie sich neue Geschäftsmodelle auftun.

Herr Dr. Rittweger, sind Sie mit Ihren bisherigen Ergebnissen bei ottonova zufrieden?

Ich bin mit den bisherigen Ergebnissen durchaus zufrieden. Im Gegensatz zu rein produktorientierten E-Commerce-Plattformen ist dem Markt der Versicherungen eine inhärente Trägheit eigen. Vor allem der Markt der Krankenversicherungen ist von langen Entscheidungsprozessen geprägt. Wenn man die monatlichen Beiträge über die Lebenszeit betrachtet, entspricht der Abschluss einer Krankenversicherung immerhin dem Erwerb eines Eigenheims. Da sind längere Abwägungen der Kunden verständlich und legitim. Vor diesem Hintergrund können wir sehr zufrieden mit den Ergebnissen sein.

Mit Blick auf die Abschlusszahlen ist noch Luft nach oben. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie denn mehr Abschlüsse erreichen?

Die laufende Optimierung unserer Marketing-Aktivitäten hat bereits zu einer erheblichen Verbesserung unserer Konvertierungsraten geführt. Mit strategischen Partnerschaften kurbeln wir die Abschlüsse zusätzlich an. Wir glauben, dass gerade unsere Kunden, die durchweg mit unseren Leistungen und Services zufrieden sind, der beste Garant für steigende Abschlüsse sind. Daher arbeiten wir an einem Konzept, bei welchem Kunden weitere Kunden werben können und dadurch Benefits erhalten. Diese dedizierte Kundenorientierung gepaart mit der steigenden Convenience unserer Services wird sich vor allem im nächsten Jahr auszahlen.

Etablierte Marktplayer unternehmen große Anstrengungen in Sachen neue Services und bauen an eigenen Ökosystemen – mit Gesundheitstipps, medizinischen Videoberatungen, digitaler Rezeptausstellung. Ein weiteres Beispiel sind die elektronischen Gesundheitsakten. Wie beobachten Sie die Entwicklung?

Wir beobachten diese Entwicklungen natürlich und sind erfreut, dass der Markt für Gesundheitsmanagement und digitale Services in Bewegung geraten ist. Bei ottonova versuchen wir als Vorreiter und Meinungsbildner, das Angebot für unsere Kunden mit verschiedensten Services so umfangreich und einfach wie nur möglich zu gestalten. Wir denken, dass ein kundenzentrierter Ansatz der richtige Weg ist, um Gesundheitsservices zu entwickeln, die Kunden viel persönlicher ansprechen, erreichen und von ihnen in ihr Leben integriert werden können als dies bislang der Fall war. Wir befinden uns allerdings in einem Markt, der langfristig von vielen Playern bedient werden muss. Dementsprechend wird sich ein breites Ökosystem ausbilden.

Wo sehen Sie ottonova in dieser Entwicklung? Weiterhin als privater Krankenversicherer oder werden Sie sich, wie andere Start-ups auch, eher zu einem technischen Enabler wandeln?

Wir sehen in Zukunft ein Modell aus zwei Standbeinen. Zum einen sind wir eine Versicherung und werden dies auch weiterhin bleiben. Daneben haben andere Versicherer inzwischen Interesse an unseren innovativen Services geäußert. Wir haben bereits geprüft, welche Bestandteile unserer Software wir anderen Versicherungen zur Verfügung stellen können. Erste Gespräche laufen dazu bereits.

Wie viel Zeit haben Sie dann für die Umsetzung Ihrer Pläne?

Dadurch, dass wir als Krankenversicherung gestartet sind, wurden unsere finanziellen Mittel langfristiger ausgelegt als bei gewöhnlichen Start-ups, die in der Regel nur bedingt Zeit haben, ein Produkt erfolgreich zu vermarkten, um bestehen zu können. Wir von ottonova bauen jedoch an einem stabilen Unternehmen, dem unsere Kunden vertrauen können, und haben hierfür auch genügend Zeit eingeplant. Gerade bei Krankenversicherungen ist eine fundierte, langfristig ausgerichtete Unternehmensentwicklung wichtig. Das nehmen wir sehr ernst.

 
Ein Artikel von
Dr. Roman Rittweger