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25. Juli 2017
Rentenlücke zwischen den Geschlechtern verringert sich nur langsam

Rentenlücke zwischen den Geschlechtern verringert sich nur langsam

Die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern ist noch immer hoch. Im Jahr 2015 betrug sie insgesamt 53%. Am höchsten ist der Abstand der Renten dabei in der betrieblichen Altersversorgung. Die Regierung erwartet jedoch, dass die Lücke kleiner wird.

Im Jahr 2015 betrug die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern insgesamt noch immer 53%. In den alten Bundesländern ist die relative Rentenlücke dabei insgesamt mehr als doppelt so hoch (58%) wie in den neuen Ländern (28%). Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor. In den Jahren seit 1995 ist die Lücke zwar kleiner geworden – jedoch nur sehr langsam. Die Regierung geht in ihrer Antwort davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. Sie beruft sich darin hauptsächlich auf Ergebnisse der Befragung Alterssicherung in Deutschland (ASID), die sie einmal pro Legislaturperiode durchführt (zuletzt 2015). Darin wird über die Einkommenssituation der 65-Jährigen und Älteren berichtet.

Rentenlücke in der betrieblichen Altersversorgung am höchsten

Schaut man sich die verschiedenen Systeme der Alterssicherung getrennt voneinander an, wie in der Anfrage der Grünen gefordert, ergibt sich folgendes Bild: In der gesetzlichen Rentenversicherung betrug der Abstand der Renten zwischen Frauen und Männern 45%, bei der privaten Altersvorsorge nur 14%, jedoch bei der Betrieblichen Altersversorgung sogar 60%. Frauen sind in der betrieblichen Rente also bisher stark unterrepräsentiert. Das kürzlich verabschiedete Betriebsrentenstärkungsgesetz soll hier Abhilfe schaffen, indem es Geringverdiener – zu denen zu einem nicht unerheblichen Teil Frauen zählen – stärker in die betriebliche Altersversorgung einbeziehen will.

Gender Pay Gap bleibt enorm – vor allem im Westen

Wie hoch der Unterschied in der Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Arbeit – der sogenannte Gender Pay Gap – ist, wollten die Grünen in ihrer Anfrage ebenfalls wissen. Auf Gesamtdeutschland bezogen, verdienen Frauen demnach insgesamt 21% weniger als ihre männlichen Kollegen. Noch eklatanter ist der Unterschied zwischen Ost und West: Frauen in den alten Ländern werden gegenüber den Männern um 23% schlechter bezahlt, in den neuen Bundesländern beträgt der Unterschied lediglich 7%. Die Regierung will die Werte in ihrer Antwort dadurch relativiert wissen, dass strukturelle Faktoren und erwerbsbiografische Unterschiede darin keine Berücksichtigung fänden. Dazu zählen unter anderem geschlechtsspezifische Berufswahl, Beschäftigungsumfang und Bildungsstand. Auch die Rentenzahlbeträge unterscheiden sich im Durchschnitt stark zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Ost und West (Alte Bundesländer: Männer 1.013 Euro, Frauen 631 Euro; Neue Bundesländer: Männer 989 Euro, Frauen 887 Euro).

Heutige Rentner maßgeblich von gesetzlicher Rente abhängig

Die Zahlen der ASID-Befragung zu den wesentlichen Einkommensquellen zeigen jedoch auch: Die Über 65-Jährigen bestreiten ihr Einkommen heute noch hauptsächlich aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Dies gilt im Besonderen für alleinstehende Frauen (71%) wie Männer (60%), während bei Ehepaaren die gesetzliche Rente nur 56% ihres Einkommens ausmacht.

Verringerung der Rentenlücke erwartet

Seit 1995 sei die Rentenlücke nach den Erhebungen der Bundesregierung kontinuierlich zurückgegangen. Die Schritte sind jedoch klein: in 20 Jahren hat sie sich in Deutschland insgesamt nur um 16% verringert (1995: 69%; heute: 53%). Die Regierung geht davon aus, dass dieser Trend anhält, da immer mehr Frauen erwerbstätig werden.

Die Bundesregierung betont, dass bei der Interpretation der Werte zu beachten sei, dass sie maßgeblich das Erwerbsverhalten und die Rollenbilder der älteren Generationen widerspiegeln und die Situation in den jüngeren Generationen eine andere sei. Die deutlichen Unterschiede der Einkommen im Alter nach Geschlecht seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass das Erwerbsleben von heutigen Rentnerinnen noch stark von Hausfrauen- und Kindererziehungsrollen geprägt war. Vorsicht sei auch geboten bei Rückschlüssen auf die Einkommenssituation von Frauen, da weder der Haushaltskontext noch die Hinterbliebenenleistungen einbezogen seien. (tos)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Strassnig am 25. Juli 2017 - 09:51

Wer glaubt das in der Rentenversicherung die Lücke bei Einzahlungen über 40 Jahre sich schnell schliessen lässt? Äußerst Naiv.BAV gibt es Hauptsächlich in der Industrie. Frauen sind aber vor allem in kleineren Firmen tätig. In diesen Firmen ist die BAV generell unterrepräsentiert. Ist nur über Druck auf die Steuerberater zu ändern.