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24. April 2018
So soll die Riester-Rente wieder zukunftsfähig werden

So soll die Riester-Rente wieder zukunftsfähig werden

Die Riester-Rente ist im heutigen Marktumfeld nicht mehr zeitgemäß, Sparer haben kaum noch Auswahlmöglichkeiten zwischen fondsorientierten Produkten unterschiedlicher Chance-Risiko-Klassen. Um die Renditechancen zu erhöhen und auch einem weiteren Rückgang von Riester-Anbietern entgegenzuwirken, empfiehlt eine aktuelle IVFP-Studie vor allem zwei Maßnahmen.

So wie sie 2002 eingeführt wurde, ist die Riester-Rente im heutigen Marktumfeld nicht mehr zeitgemäß. Sparer haben kaum noch Auswahlmöglichkeiten zwischen fondsorientierten Produkten unterschiedlicher Chance-Risiko-Klassen. Selbst bei einer langen Laufzeit von 30 Jahren sind die meisten Tarife der risikoarmen Chance-Risiko-Klasse 2 zuzuordnen, es handelt sich also um eine sicherheitsorientierte Anlage mit begrenzten Ertragschancen. Das ergibt eine Untersuchung des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) in Zusammenarbeit mit der DWS Group GmbH & Co. KGaA. Vorgestellt wurde die Untersuchung am Montagmittag vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA).

Verzicht auf Beratung kommt nicht infrage

Der Untersuchung zufolge haben einige Anbieter bereits die einkalkulierten Produktkosten gesenkt. So waren verringerte Abschlusskosten bei Tarifen mit 20 Jahren Laufzeit im Vergleich zu den 30-jährigen Tarifen zu beobachten. Durch einen Vergleich der Jahre 2017 und 2016 gelangten die Studienautoren aber zu der Annahme, dass die Kostensätze in vielen Fällen inzwischen ein Niveau erreicht haben, das sich nicht weiter absenken lässt. Die Alternative – ein Verkauf ohne Beratung, um Abschlusskosten einzusparen – stünde einerseits der Verbreitung der Riester-Rente im Wege, da dann deutlich weniger Neuabschlüsse zustande kämen. Vor allem aber komme gerade aufgrund der Komplexität der Riester-Produkte und ihrer komplizierten Förderstruktur ein Verzicht auf die Beratung nicht infrage. Die Möglichkeiten der Anbieter, die Chancen fondsgebundener Riester-Renten durch Produktveränderungen zu verbessern, sind also begrenzt.

Zinsniveau: Kaum noch chancenreiche Kapitalanlagen

Und auf den zweiten entscheidenden Faktor für die Renditechancen, das Zinsniveau, haben die Anbieter gar keinen Einfluss. Bei der Einführung der Riester-Rente herrschte ein Zinsniveau, das fondsgebundenen Riester-Produkten trotz der vorgeschriebenen Garantiezusagen größere Investitionen in risikoreichere Kapitalanlagen ermöglichte: 2001 hatten zehnjährige Bundesanleihen eine durchschnittliche Rendite von 4,6%. Im Jahr 2016 allerdings lagen die Renditen dieser sicheren Wertpapiere im negativen Bereich. Die Folge: Hybridmodelle mit ihren verschiedenen Anlagetöpfen können in den ersten Vertragsjahren kaum noch Guthabenanteile in chancenreiche Kapitalanlagen investieren.

In Simulationsverfahren mit 10.000 Kapitalmarktszenarien haben die Studienautoren die Chance- und Risikokennzahlen für generische Riester-Produkte berechnet. Einmal für einen Riester-Tarif mit Garantie und einmal ohne. Für eine 30-jährige Anspardauer brachte ein Tarif mit Garantie bei den Berechnungen nach den Standards der Produktinformationsstelle Altersvorsorge im derzeitigen Marktumfeld oftmals nur Ablaufleistungen, die knapp oberhalb der Garantiesumme lagen. Garantiefreie Tarife dagegen erzielten im Mittel ein um bis zu 64% höheres Kapital.

Flexibilisierung der Bruttobeitragsgarantie und Reduzierung der Verwaltungskosten

Das IVFP gelangt im Rahmen seiner Untersuchung daher schlussendlich zu der Empfehlung, die Bruttobeitragsgarantie auch bei Riester-Produkten zu flexibilisieren, wie es bei der staatlich geförderten Basisrente schon immer der Fall ist. Dadurch entstünde ein Produktspektrum mit unterschiedlichen Chance-Risiko-Profilen. Die Altersvorsorgesparer könnten dann selbst entscheiden, ob sie für eine Beitragsgarantie erhebliche Einschränkungen bei der späteren Ablaufleistung in Kauf nehmen oder lieber ein Produkt mit einer höheren Rendite ohne Garantie wählen. Denn bei Produkten ohne Garantie bestünde auch die Gefahr, dass am Ende weniger als die eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen. Berechnungen mit Vergangenheitsdaten innerhalb der IVFP-Untersuchung haben aber gezeigt, dass die sehr schlechten Fälle aus den Simulationen in der Realität noch gar nicht vorgekommen sind.

Daneben empfehlen die Studienautoren eine Reduzierung des Verwaltungsaufwands und mahnen in Sachen Flexibilisierung zur Eile, denn Verträge, die im aktuellen Marktumfeld abgeschlossen würden, seien in der Regel mit allen Vor- und Nachteilen ein Leben lang an den aktuellen Rechnungszins gebunden. (ad)