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28. September 2017
Umbruch einer Branche: Versicherer müssen mehr als versichern

Umbruch einer Branche: Versicherer müssen mehr als versichern

Die Versicherungswirtschaft ist im Umbruch und die Versicherer müssen ihre Hausaufgaben machen: Etwa die Stabilität der Unternehmen sichern, kosteneffizienter und interaktiver werden. Das allein werde aber nicht reichen, gab der scheidende GDV-Präsident Alexander Erdland der Branche am Mittwoch anlässlich des Versicherungstags 2017 in Berlin mit auf dem Weg: Versicherer müssten künftig nicht nur einen Schritt weiter gehen.

Die Liste der Herausforderungen, die die Versicherer in naher Zukunft zu erledigen haben, ist lang. Der bisherige GDV-Präsident Alexander Erdland, der am diesjährigen GDV-Versicherungstag in Berlin sein Amt an seinen Nachfolger Wolfgang Weiler übergab und mit Standing Ovations verabschiedet wurde, nannte sie beim Namen: Demographie, Digitalisierung, Vernetzung von Mensch und Maschine, Transparenz, Service-Erwartungen und Individualität.

Hausaufgaben machen allein reicht nicht

Die entscheidende Frage aber sei, wie die Versicherer mit all diesen Themen umgehen werden. Erdland ließ dabei nicht offen, dass sich die Branche fundamental verändern werden müsse. „Wir sind auf einem rasanten Weg“, sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der W&W AG. Für weiteres Wachstum und eine starke Positionierung werde es aber nicht reichen, allein die anstehenden Hausaufgaben zu machen. Zu denen zähle es etwa, dass die Stabilität der Unternehmen gesichert werde, dass der Vertrieb mit den Unternehmen näher zusammenwachse, dass Kosten gesenkt und Prozesse beschleunigt als auch Hierarchien in den Häusern abgebaut würden.

Erdland bezweifelt aber, dass das Abarbeiten dieser Aufgaben für weiteres Wachstum ausreiche. Hilfreich seien hier eher neue Geschäftsfelder im Bereich der Cyberrisiken, Naturgefahren und Kurzfristversicherungen. Doch die Versicherer müssten in Zukunft noch einen Schritt weitergehen und sich vom Geschäftsmodell des reinen Kostenerstatters im Schadenfall verabschieden Versicherer müssten sich mehr in der Prävention hervortun und da auch die Vermittler mit einsetzen. Services müssten nach Kundenbedürfnissen weiter entwickelt werden, um positive Kundenerlebnisse herzustellen.

„Kein austauschbares Teilprodukt werden“

Doch damit sei es laut Erdland immer noch nicht genug: „Die Kunden wollen letztlich nicht Versicherungsverträge, sondern sie wollen gesund bleiben, sie wollen lange und sicher leben und sie wollen mobil sein“. Versicherer hätten zu überlegen, wie sie dabei noch stärker unterstützen können. Denn die Gesellschaften müssten hier aufpassen, dass andere Branchen etwa aus IT, Vorsorge oder Automobil dies nicht alles allein übernehmen werden und am Ende den Versicherern auch noch das Versicherungsprodukt wegnehmen wollen oder in dem etwas besseren Fall, dass Versicherer nur noch als Zulieferer auf einer großen Wertschöpfungskette gefragt seien. Erdland: „Wir müssen aufpassen, dass wir künftig nicht nur ein kleines, austauschbares Teilprodukt bei der Lösung größerer Bedürfnisfragen liefern.“

Review der Zinszusatzreserve duldet keinen Aufschub

Diese Themen voranzutreiben, bleibt auf Verbandsebene seit Mittwoch nun dem neuen GDV-Präsidenten Wolfgang Weiler, ehemaliger Vorstandssprecher der HUK-COBURG Versicherungsgruppe, überlassen. Dringlich wird dabei auch die Frage nach einer neuen Berechnung der Zinszusatzreserve sein. Ein entsprechendes Review aufseiten der Politik dürfe auch nach der Bundestagswahl nicht auf die lange Bank geschoben werden, machte Erdland deutlich. Dies habe der GDV auch bereits bei den neuen politischen Stellen so platziert. (bh)

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