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28. September 2015
Verhaltensbezogene Versicherung – Belohnung oder Überwachung?

Verhaltensbezogene Versicherung – Belohnung oder Überwachung?

Die Befürwortung von verhaltensbezogenen Versicherungslösungen in der deutschen Bevölkerung wächst stetig an, besonders Liebhaber deutscher Premiumautomarken bevorzugen telemetrische Versicherungen. Dies geht aus einer YouGov-Studie hervor. Demnach herrschen allerdings auch große Bedenken hinsichtlich Verletzung der Privatsphäre und zu viel Kontrolle.

Mehr als jeder dritte Deutsche im Alter von 20 bis 40 Jahren befürwortet die Einführung von telemetrischen oder verhaltensbezogenen Versicherungstarifen. Dies ist das Ergebnis der Studie „Digitalization in the worldwide insurance market – Edition for the automotive sector“ des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov. Demnach kann sich über alle Versicherungsprodukte hinweg jeder dritte Bundesbürger in der Altersgruppe bis 40 am ehesten telemetrische Tarife für das eigene Autofahren vorstellen. Neben dem Notruf über E-Call wird mit der Sensor-GPS-Box im Auto dann auch das Fahrverhalten hinsichtlich Fahrleistung und -stil verfolgt.

Als größter Vorteil der Messung des individuellen (Fahr-) Verhaltens wird vor allem die mögliche Kostenersparnis gesehen. Außerdem findet es ein Drittel der Befragten besonders gut, dass sicheres und gesundes Verhalten belohnt wird. Die Beeinflussbarkeit des Tarifs (beispielsweise durch gutes Fahrverhalten) wird ebenfalls als positiv wahrgenommen. Aspekte wie Selbstkontrolle oder Hinweise zur Optimierung des eigenen Verhaltens spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.

Hochwertiger Datenschutz unerlässlich

Eher negativ wird von über der Hälfte der Befragten der Eingriff in die Privatsphäre bewertet. Zudem hat jeder Zweite Bedenken, dass das Kundenverhalten individuell überwacht und kontrolliert werden kann. Jeder Vierte sieht einen Nachteil darin, dass Menschen mit höheren Risiken zukünftig schlechter gestellt werden könnten. „Ein hochwertiger Datenschutz und eine transparente Darstellung der erfassten Daten sind bei verhaltensbezogenen Versicherungen unerlässlich. Die Nutzungsbereitschaft für diese Tarife kann ebenfalls durch die kostenlose Bereitstellung von Messgeräten sowie den Ausschluss von Zusatzkosten gesteigert werden“, sagt Dr. Oliver Gaedeke, Vorstand und Leiter der Finanzmarktforschung bei YouGov. „Es bleibt jedoch fraglich, ob sich bei diesen Kundenerwartungen eine rentable Kalkulation durch die Versicherer gestalten lässt“, so Dr. Gaedeke weiter.

Wie die Studienergebnisse zeigen, sind besonders Liebhaber deutscher Automobilmarken an telemetrischen Kfz-Versicherungsangeboten interessiert: Jeweils über zwei Fünftel der jungen Deutschen mit einer Präferenz für Audi, BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen würden eine Kfz-Police mit einer Tarifierung auf Basis des eigenen Fahrverhaltens in Betracht ziehen. Automarken mit einer starken Preispositionierung wie Hyundai, Mazda, Mitsubishi, Opel, Peugeot oder Renault ziehen aber noch mehr Interessenten für Telematiktarife bei Kfz-Versicherungen an.

Über die Studie

Für die Studie „Digitalization in the worldwide insurance market – Edition for the automotive sector“ des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov wurde in 24 Ländern die Zielgruppe zwischen 20 und 40 Jahren von Juli bis August 2015 repräsentativ befragt. In Deutschland wurden rund 1.000 Personen der jungen Zielgruppe durch eine Online-Erhebung interviewt. (ad)

Siehe zu diesem Thema auch: Telematik: Faire Tarife oder gläserner Kunde?