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14. März 2018
Versicherer wollen Digitalisierung der Kundenschnittstellen vorantreiben

Versicherer wollen Digitalisierung der Kundenschnittstellen vorantreiben

Sind Versicherungen tatsächlich digitale Nachzügler, wie es der Branche oft unterstellt wird? Das ist keinesfalls pauschal zu behaupten, so das Fazit einer einer aktuellen Studie, die ein sehr differenziertes Bild zeigt, was den Stand der Digitalisierung der Versicherungsunternehmen betrifft.

Die Versicherungsbranche befindet sich mitten in einem fundamentalen Umbruch und setzt sich intensiv mit der Digitalisierung auseinander. Für die Studie „Versicherungen in der Zeitfalle“ vom Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder und KPMG wurden insgesamt 104 Führungskräfte von Versicherungsunternehmen im deutschsprachigen Raum rund um das Thema Digitalisierung befragt. Demnach zwingen neue Technologien wie künstliche Intelligenz, Big Data, Cloud und Internet of Things (IoT) sowie neue Konsumgewohnheiten die Versicherer, bestehende Geschäftsmodelle und Strategien zu überdenken und neue Wege einzuschlagen.

Fokus lag bislang auf digitalen Prozessen

42% der befragten Führungskräfte bescheinigen der Digitalisierung „sehr große Auswirkungen“ auf die Versicherungsbranche, jedoch nur 9% auf ihr eigenes Unternehmen. Immerhin 71% glauben, dass die Digitalisierung „große Auswirkungen“ auf ihr Unternehmen hat. Digitale Transformation fand in den untersuchten Gesellschaften bisher überwiegend auf Prozessebene statt, um Effizienz- und Kostenvorteile zu erzielen. 71% der untersuchten Versicherungen hatten in den letzten zwölf Monaten bis zu fünf Optimierungsprojekte abgeschlossen. In die Digitalisierung der Kundenschnittstelle und in neue, digitale Produkte und Mehrwertdienste hat nur jede zweite Versicherung (52%) investiert.

Jeder zweite Versicherer will Online-Vertrieb ausbauen

Künftig sollen die Investitionen in die Digitalisierung der Kundenschnittstelle deutlich erhöht werden. Vor allem der Aufbau von Online-Vertriebsprozessen steht bei jeder zweiten befragten Versicherung im Mittelpunkt der Investitionen. 39% der Gesellschaften wollen die kundennahen Prozesse weiter digitalisieren und durch einen hohen Grad an Automatisierung vereinfachen. Auch mit den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz setzen sich bereits einige Unternehmen auseinander. Was die Produktentwicklung betrifft, beschäftigen sich nur 13% der Befragten stark mit der Entwicklung von Produkten im Bereich IoT.

Digitalisierung im Schadenmanagement

Die Studie hat auch Digitalisierungspotenziale der Geschäftsprozesse erfragt. Im Schadenmanagement sehen 78% der befragten Versicherungen großes Potenzial für weitere Effizienz- und Qualitätsverbesserungen, gefolgt von Vertriebsprozessen (72%) und Bestandsverwaltung (67%). Zudem sollen die IT-Prozesse und der Zahlungsverkehr bei mehr als jeder zweiten Versicherung noch weiter digitalisiert werden.

Die Automatisierung läuft

80% der Versicherer befinden sich laut eigenen Angaben auf dem Weg zur Vollautomatisierung ihrer operativen Prozesse. Dabei gehe es eher um automatisierte Workflows und weniger um die vollständige Automatisierung komplexer Prozesse mithilfe von künstlicher Intelligenz und Robotics.

Luft nach oben bei IT-Sicherheit

Nachholbedarf besteht laut Umfrageergebnissen bei der Modernisierung der Softwarelandschaft und der IT-Sicherheit. Während 60% der Unternehmen überwiegend moderne Standardsoftware einsetzen, haben 40% noch einen hohen Anteil an Legacy-Software, die neue, digitale Lösungen nur schwer integrieren kann. Knapp die Hälfte (47%) befindet sich bei der Automatisierung der operativen Kernprozesse laut Studie im Mittelfeld.

Quelle: AssCompact Österreich; bearbeitet durch AssCompact Deutschland