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Finanzen
27. Juli 2016
Vom Sparen und vom Warten auf den Schuldenerlass

Vom Sparen und vom Warten auf den Schuldenerlass

Das Finanzverhalten der Deutschen nehmen derzeit verschiedene Studien unter die Lupe: So blicken Sparer besonders zuversichtlich in ihre Zukunft, die Zahl der Privatinsolvenzen sinkt seit 2011 kontinuierlich. Dennoch warten derzeit gut 700.000 Bundesbürger in der sogenannten Wohlverhaltensphase ihrer Privatinsolvenz auf Restschuldbefreiung.

Die große Mehrheit der Deutschen sieht die Zukunft positiv, vor allem Sparer sind zuversichtlich. Das geht aus einer Forsa-Studie im Auftrag der Bank RaboDirect Deutschland hervor. Demnach sind diejenigen, die es schaffen, mindestens 100 Euro im Monat zurückzulegen, am zuversichtlichsten. Der Großteil der Befragten spart, weil „ein Geldpolster einfach ungemein beruhigt“ und man sich damit für eine gute Zukunft absichern möchte.

Die Kehrseite der Medaille sieht anders aus. Gibt es doch viele Gründe, die nicht nur vom Sparen abhalten, sondern im schlimmsten Fall in die Privatinsolvenz führen können. Hierzu gehören Arbeitslosigkeit und reduzierte Arbeit, Einkommensarmut, gescheiterte Selbstständigkeit, ein zum Einkommen unpassendes Konsumverhalten sowie Veränderungen in der familiären Situation wie Scheidung oder Trennung und Krankheit.

Auch bei Versicherungen in der Kreide

Trotz der Tatsache, dass seit 2011 die Privatinsolvenzen in Deutschland sinken, befinden sich aktuell nahezu 700.000 Bundesbürger im Rahmen des Verbraucherinsolvenzverfahrens in der sogenannten Wohlverhaltensphase, in der sie bestimmte Pflichten erfüllen müssen, um am Ende von den verbliebenen Schulden befreit werden zu können. Dies hat die Hamburger Wirtschafsauskunftei Bürgel jüngst bekanntgegeben. Demnach hat der überwiegende Teil der Privatpersonen vor allem bei Kreditinstituten und Versandhändlern Schulden, aber auch bei Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.

Nord-Süd-Gefälle bei den relativen Privatinsolvenz-Zahlen

Unter diesen nahezu 700.000 Personen finden sich mit über 400.500 mehr Männer als Frauen, gut die Hälfte ist über 40 Jahre alt. Betrachtet man die regionale Verteilung der Personen, die sich aufgrund von Privatinsolvenz in der Wohlverhaltensphase befinden, so lässt sich relativ gesehen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle feststellen: Über 100 Privatpersonen je 10.000 Einwohner sind in Bremen, in Niedersachsen und in Hamburg privatinsolvent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 85 Privatpersonen je 10.000 Einwohner. Weit weniger Privatpersonen leben in Bayern und Baden-Württemberg (60 Privatpersonen je 10.000 Einwohner) in der Wohlverhaltensphase. Bei der Betrachtung der absoluten Zahlen liegen allerdings die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (über 170.000), Niedersachsen (über 87.000) und Bayern (über 76.000) an der Spitze der Statistik.

Bei den älteren Betroffenen liegen die Ursachen für die Privatinsolvenz vor allem im sinkenden Rentenniveau und steigender Besteuerung begründet. Der wachsende Niedriglohnsektor, aber auch Krankheiten und die damit verbundenen Kosten tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen im Alter von Überschuldung betroffen sind. (ad)