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4. August 2017
Zinszusatzreserve belastet Lebensversicherer immer mehr

Zinszusatzreserve belastet Lebensversicherer immer mehr

Die Rating-Agentur Assekurata sieht die Lebensversicherer aufgrund der steigenden Zuführungen zur Zinszusatzreserve (ZZR) immer mehr unter Druck. Diese Reserve müssen die Versicherer angesichts des Niedrigzinsumfeldes bilden, um Verträge mit klassischen Garantien auch künftig bedienen zu können. Assekurata geht davon aus, dass einige Anbieter wegen der ZZR kein positives Kapitalanlageergebnis mehr aufweisen werden.

Das Niedrigzinsumfeld bleibt eine der größten Herausforderungen, vor denen die Lebensversicherungsbranche steht. Wie aus dem Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2017/2018 der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur hervorgeht, werden aufgrund des Niedrigzinsumfelds auch im Jahr 2017 die Zuführungen zur Zinszusatzreserve (ZZR) steigen. Bereits im Bilanzjahr 2016 war eine erneute Höchstzuführung von weiteren 13 Mrd. Euro zur ZZR zu verzeichnen. Die Rückstellungen müssen die Versicherer seit 2011 bezogen auf einen entsprechenden Referenzzins bei Verträgen mit klassischen Garantiezinsen leisten, um langfristig Garantieversprechen erfüllen zu können. Assekurata hat analysiert, inwieweit die Zuführungen die Ertragslage und damit die Finanzkraft der Anbieter belasten.

ZZR-Zuführungen und Rohüberschüsse klaffen auseinander

Die Experten der Assekurata haben die branchenweiten ZZR-Zuführungen mit den (anschließend verbleibenden) erwirtschafteten Rohüberschüssen verglichen. 2011 beliefen sich die Zuführungen der ZZR auf etwas mehr als 15% der verbleibenden Rohüberschüsse, im Jahr 2015 übertraf die Zuführung bereits die Rohüberschüsse. Laut Marktausblick lag das Verhältnis von Rohüberschuss zu Zuführung im Jahr 2016 bei rund 160%. „Wir gehen davon aus, dass sich die Höhe der Zinszuführungen zukünftig weiter von den noch erzielbaren Rohüberschüssen entfernt“, meint Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung der Assekurata. „Für die folgenden Jahre ist damit zu rechnen, dass die beiden Größen weiter massiv auseinanderklaffen und einige Anbieter keinen positiven Rohüberschuss mehr ausweisen können.“

Zinssenkung ist deutlich schneller verlaufen

Öffentlich wird längst darüber diskutiert, wie lange die Unternehmen unter diesen Rahmenbedingungen überhaupt noch durchhalten können. Dass sich die Situation der Lebensversicherer weiter zugespitzt hat, ist insbesondere dem Umstand zuzuschreiben, dass der Referenzzins zur ZZR-Berechnung schneller gesunken ist, als von den Experten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vorhergesagt.

Wie der Blick auf den durchschnittlichen Garantieanspruch der Lebensversicherungsbestände zeigt, lag die Verzinsung ohne Berücksichtigung der ZZR Ende 2016 bei 2,89%. Bezieht man die bereits zurückgestellten Beträge mit ein, verringert sich die durchschnittliche Garantieverzinsung auf 2,32%. Bei Einführung der ZZR hatten die GDV-Experten noch erwartet, dass der Zins im schlimmsten Fall im Jahr 2018 etwa 2,94 % betragen wird. Doch schon 2015 wurde dieser angenommene Wert mit 2,88% unterschritten. Hält das aktuelle Niveau an, dürfte laut Assekurata der Zins Ende 2017 auf 2,21% sinken. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen werden die ZZR-Anforderungen in der Breite kaum vollständig zu stemmen sein“, mahnt Lars Heermann.

Die Experten der Assekurata plädieren daher dafür, die Berechnungsmethodik der ZZR seitens des Gesetzgebers zu überdenken. (tk)