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28. April 2017
Zinszusatzreserve könnte Lebensversicherer in Schwierigkeiten bringen

Zinszusatzreserve könnte Lebensversicherer in Schwierigkeiten bringen

Die Deutsche Aktuarvereinigung hat sich am Donnerstag vor Journalisten erneut für eine neue Berechnungsmethode für die Zinszusatzreserve (ZZR) ausgesprochen: Die Einführung der ZZR habe zwar zur Stabilisierung der Lebensversicherer beigetragen, könnte diese aber künftig unnötig in Schwierigkeiten bringen.

Die Zinszusatzreserve (ZZR) wurde 2010 vor dem Hintergrund der anhaltenden Niedrigzinsphase zur Stabilisierung der Lebensversicherer eingeführt. Dieses Ziel sei erreicht worden, unterstrich der neu gewählte Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV) Roland Weber am Donnerstag in Berlin. Mit ihr sei es gelungen, die Lücke zwischen den zugesagten Garantien und dem Referenzzins zu schließen. In der Tat hat die ZZR eine Entlastung der Garantieanforderungen im Bestand um durchschnittlich fast 0,60 Prozentpunkte gebracht. So ist die durchschnittliche Garantieverzinsung im Jahr 2016 von 2,95 auf 2,35% gesunken. Die positiven Effekte der Zinszusatzreserve gerieten nach Analysen der DAV aber zunehmend unter Druck.

Schon heute müssen Versicherer hohe Summen als Risikopuffer zurücklegen. Die Analysten von ASSEKURATA rechnen etwa für 2017 mit einer weiteren ZZR-Zuführung von insgesamt 20 Mrd. Euro. Nachdem der Referenzzinssatz zur Bildung der ZZR für 2016 auf 2,54% gesunken ist, mussten die Versicherer nun erstmals auch für Tarife mit einem Rechnungszins von 2,75% nachreservieren. In der Spitze müssen einzelne Anbieter für etwa 85% ihres Bestandes die ZZR stellen, hat eine ASSEKURATA-Studie vom Februar ergeben.

Auch steigende Zinsen könnten negative Folgen haben

Vor diesem Hintergrund sieht der DAV weiterhin Anpassungsbedarf an der ZZR-Zuführung. „Das ist vielfach nur durch die massive Realisierung stiller Kapitalanlage-Reserven möglich, deren Wiederanlage nur zu deutlich schlechteren Konditionen möglich ist. All dies führt zu einer unnötigen Schwächung der Lebensversicherer, die nicht im Interesse der Politik und schon gar nicht der Kunden sein kann“, erklärt Weber in seinem Pressestatement. Der DAV fordert zusammen mit anderen Branchenexperten neue Berechnungsmethoden für die ZZR. Dadurch würde der Aufbau der Zinszusatzreserve deutlich gestreckt und Unternehmen, die rein wirtschaftlich betrachtet auch im Niedrigzinsumfeld mittel- und langfristig die Garantien erfüllen können, gerieten nicht unnötig in Schwierigkeiten. Zum anderen könnte mit dem geänderten Ansatz auch der unerwünschte Nachlaufeffekt reduziert werden, der bei steigenden Zinsen zu beobachten ist.

Der DAV-Vorstandsvorsitzende warnt nämlich auch vor falschen Erwartungen an eine mögliche Phase steigender Zinsen: Zwar würde der ZZR-Puffer dann sukzessive wieder abgebaut, den hierdurch entstehenden Überschüssen stünden aber Abschreibungen bei festverzinslichen Wertpapieren gegenüber. „Somit können die Versicherten erst bei einer langfristigen und nachhaltigen Zinserholung auf hohem Niveau wieder mit höheren Überschussbeteiligungen rechnen“, so Weber. (bh)