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30. Oktober 2014
„Wenn die Regierungspläne umgesetzt werden, ist das bAV-Geschäft mindestens zur Hälfte weg“

„Wenn die Regierungspläne umgesetzt werden, ist das bAV-Geschäft mindestens zur Hälfte weg“

Dem Ruf der DKM folgten auch in diesem Jahr wieder die Vorstandsvorsitzenden der großen deutschen Versicherer. In der „Elefantenrunde“ diskutierten diesmal Dr. Walter Botermann, ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern, Dr. Karsten Eichmann, Gothaer Versicherungen, Dr. Torsten Oletzky, ERGO Versicherungsgruppe und Dr. Alexander Vollert, Allianz Versicherungs-AG. Im Fokus standen dabei vor allem die Folgen der Regulierungen sowie die Neuregelung der Provisionsmodelle.

Neben Friedrich Merz und Prof. Dr. Wolfgang Gerke sorgte auch die „Elefantenrunde“ der diesjährigen DKM für eine volle Speakers Corner. Moderator Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, sprach die Vorstandsvorsitzenden der großen deutschen Versicherer gleich zu Beginn auf die Probleme und Perspektiven der Branche an. Dr. Walter Botermann nahm den Ball auf. Gesetzesinitiativen wie Solvency II oder das LVRG seien natürlich eine große Herausforderung. Dennoch sieht er die Branche vor einer guten Zukunft. Dr. Alexander Vollert von der Allianz stimmte ihm grundsätzlich zu: „Wir wachsen ja.“ Besondere Wachstumschancen sehen beide insbesondere in der betrieblichen Altersvorsorge, vor allem wenn die Baby-Boomer irgendwann in Rente gehen.

Veränderte Provisionsregelungen unvermeidbar

Relativ einig waren sich die Diskutanten auch darin, dass die Provisionsregelungen sich ändern werden. „Es ist naiv, zu denken, dass es keine Änderungen bei den Provisionsregelungen gibt“, sagte etwa Dr. Walter Botermann. Dr. Torsten Oletzky von der ERGO Versicherungsgruppe sieht darin eine immense Denksportaufgabe für die Versicherer. Tendenziell werde sich das Gewicht zu Gunsten der Bestandsprovisionen nach Auffassung aller vier Diskutanten verschieben. Die Suche nach den richtigen Provisionsmodellen sei aber ein Prozess, der mehrere Jahre dauern dürfte.

Unseriöse Spekulationen

Ob der Prozess auch nicht nur mit anderen, sondern auch mit niedrigeren Provisionen verbunden sei, wollte keiner der Vorstandsvorsitzenden klar beantworten. Zuletzt waren diesbezüglich Kürzungen um insgesamt 5% in den Raumen geworfen worden. „Eine Zahl von 5% zu nennen, ist absolut unseriös“, wehrte sich Dr. Torsten Oletzky gegen solche Spekulationen. „An solchen Kartellabsprachen nehmen ich nicht teil“, wehrte auch Dr. Alexander Vollert eine solche Diskussion ab. Die Folgen des Branchenwandels für die Makler und Vermittler sind nach Ansicht der vier Vorstandsvorsitzenden schließlich stark abhängig von den jeweiligen Betrieben. Allgemeine Aussagen seien daher schwierig. „Wer hohe Stornos hat, wird aber mehr Probleme haben“, so Dr. Torsten Olletzky.

bAV-Regierungspläne gefährden die Existenz

Mit Kritik an der Politik sparte die Elefantenrunde nicht. Besonders drastisch warnte Dr. Walter Botermann vor den neuen Regierungsplänen in Bezug auf die bAV. „Wenn die Regierungspläne umgesetzt werden, ist das bAV-Geschäft mindestens zur Hälfte weg“. Dabei sei die Altersvorsorge eines der wichtigsten Wachstumsfelder. Die Regierungspläne würden daher die Existenz vieler Makler und Vermittler bedrohen. Im LVRG sahen die Diskutanten dagegen keine solch massive Bedrohung. Für Dr. Karsten Eichmann ist das Gesetz eher ein „Klapps auf den Hinterkopf“. Entscheidende Herausforderung für die Lebensversicherer sei vielmehr die anhaltende Niedrigzinsphase: „Die Richtung des Neuanlagezinses ist da vorgezeichnet.“

Nur gemeinsam mit Vertrieb zu meistern

Dr. Walter Botermann warnte die Versicherungsunternehmen davor, die anstehenden Schlachten gegen den Vertrieb zu schlagen. Bei der Diskussion um die aktuell hohen Rückstellungen dürfe man etwa nicht vergessen, dass diese vor allem durch gute Vertriebsarbeit entstanden seien. Statt auf den Vertrieb einzuschlagen sei es sinnvoller an den Kosten und Produkten zu arbeiten. Bei den neuen Produkten sollten laut Dr. Torsten Oletzky neue Garantiemodelle im Vordergrund stehen: „Klassische Garantien zehren einen großen Teil der Renditechancen auf.“ Ergo selbst werde die entsprechenden neuen Produkte, die bisher nur in der Ausschließlichkeit vertrieben werden, im kommenden Jahr für den Maklermarkt öffnen. (mh)