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12. April 2022
KMU mit höherer Kreditnachfrage
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KMU mit höherer Kreditnachfrage

Während der Corona-Pandemie hat die Kreditnachfrage bei KMU deutlich nachgelassen. Nun scheint sie sich nach aktuellen KfW-Daten spürbar zu erholen. Allerdings rechnet der Finanzsektor im Jahresverlauf mit steigenden Finanzierungskosten.

Nachdem im Sommer 2021 die Kreditnachfrage kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) einen Tiefpunkt erreicht hat, lässt sich allmählich eine Trendwende beobachten, wie die neue KfW-ifo-Kredithürde zeigt. Im ersten Quartal 2022 gab demnach wieder mehr als ein Fünftel (20,6%) der befragten Mittelständler an, Kreditverhandlungen mit Banken geführt zu haben (+1,3% gegenüber dem Vorquartal). Gemessen am längerfristigen Durchschnitt (26%) bleibt das Interesse an Bankfinanzierungen unter KMU allerdings nach wie vor gering. Bei den Großunternehmen vertiefte sich die Kreditnachfrageschwäche sogar weiter. Nur 26,3% (−1,5%) von ihnen gingen mit einem Darlehensgesuch auf ihre Bank zu. Das ist der niedrigste Anteil seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2017.

Ist die höhere Kreditnachfrage von Dauer?

Der Zugang zu Krediten hat sich für KMU, die ein Darlehen nachgefragt haben, im ersten Quartal verbessert. Die KfW-ifo-Kredithürde fiel auf 17,7% und ist innerhalb eines Jahres damit um nahezu fünf Prozentpunkte gesunken. Ob sich die Entspannung beim Kreditzugang fortsetzen wird, ist angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fraglich. „Der Krieg mitten in Europa schwächt die Konjunktur über eine massive Verteuerung der Energie, die Verschärfung von Materialengpässen und bringt enorme Unsicherheit. Daher ist von einer Neubewertung der Ausfallrisiken durch die Finanzinstitute und einer Anpassung der Kreditvergabepolitik auszugehen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Ein erstes Anzeichen könnte der deutliche Anstieg der Kredithürde für Großunternehmen (+6,2 Prozentpunkte auf 14,2%) sein. Besonders betroffen waren die in die internationale Arbeitsteilung stark eingebundenen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. In diesem Wirtschaftsbereich hat sich der Anteil der Unternehmen, die ein restriktives Bankverhalten wahrnahmen, binnen eines Quartals mehr als verdoppelt.

Finanzsektor rechnet mit steigenden Finanzierungskosten

Unterdessen rechnet der Finanzsektor bei Unternehmenskrediten mit steigenden Finanzierungskosten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Beratungskonzerns Ernst & Young unter 109 Banken und elf FinTechs. 52% der befragten Banken in Deutschland gehen nämlich davon aus, in diesem Jahr die Konditionen bei Firmenkrediten nach oben anpassen zu können, bei Immobilienkrediten sollen die Zinsen sogar nach Meinung von 57% der Bankmanager steigen. Kaum ein Bankmanager rechnet hingegen mit sinkenden Zinskosten für die Kunden. Zudem soll die Vergabe von Krediten an Unternehmen insgesamt restriktiver gehandhabt werden: 30% der befragten Bankmanager erwarten eine restriktivere Kreditvergabe, nur 6% sehen eine gegenteilige Entwicklung. Dennoch bleiben die Aussichten im Geschäft mit Firmenkunden gut: 86% der Bankmanager bezeichnen die Geschäftsperspektiven in diesem Segment als gut oder eher gut. (as)

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