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9. September 2022
vdp erwartet 2022 weniger Finanzierungen für Wohnimmobilien

vdp erwartet 2022 weniger Finanzierungen für Wohnimmobilien

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) rechnet in diesem Jahr erstmals seit 2009 mit einem leichten Rückgang des Finanzierungsneugeschäfts bei Wohnimmobilien im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Gewerbeimmobilien sei laut Verband ein rückläufiges Finanzierungsvolumen zu erwarten.

Im Jahr 2021 betrug das Auszahlungsvolumen für Wohnimmobilienfinanzierungen in Deutschland 278,6 Mrd. Euro. Dies bedeutet einen Anstieg um 11,4% gegenüber dem Vorjahr. Dies zeigen Berechnungen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) auf Basis von Angaben der Kredit- und Versicherungswirtschaftsverbände und der Deutschen Bundesbank. Damit entsprach die Entwicklung der Wohnimmobilienfinanzierung fast dem Wachstum des Bau- und Transaktionsvolumens, das um 11,9% gegenüber 2020 auf 526,8 Mrd. Euro zulegte.

Wie der Verband weiter mitteilt, wurden in den ersten sechs Monaten 2022 insgesamt 140 Mrd. Euro zur Finanzierung von Wohnimmobilien zugesagt. Dies entspricht zwar nochmals einem Plus von 3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, doch im Vergleich zur Entwicklung in den beiden Vorjahren mit Steigerungsraten von 10% bzw. 11% hat die Dynamik deutlich nachgelassen. Dies gilt insbesondere für das zweite Quartal 2022.

Zurückzuführen ist dies laut vdp unter anderem auf die gestiegenen Zinssätze, die wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die Inflation. Zudem wenden die Banken konsequent sicherheitsorientierte Kreditvergabestandards an.

So entwickelten sich Gewerbeimmobilienfinanzierungen 2021

Die Auszahlungen für Gewerbeimmobilienfinanzierungen beliefen sich 2021 auf 43,2 Mrd. Euro. Somit lag das Volumen 3% über dem Wert für 2020, blieb aber hinter der Entwicklung des Bau- und Transaktionsvolumens zurück, das einen Zuwachs von 14% aufwies. Der durchschnittliche Fremdmittelanteil bei Gewerbeimmobilienfinanzierungen verringerte sich von 29% im Jahr 2019 auf 27% im Jahr 2021. Dies liegt laut vdp vor allem an der hohen Liquidität institutioneller Anleger, aber auch der steigenden Bedeutung von alternativen Nicht-Banken-Finanzierungen infolge zunehmender regulatorischer Anforderungen an das von Banken betriebene Kreditgeschäft trägt dazu bei.

Mit weniger Finanzierungen auf Wohnimmobilienmarkt zu rechnen

„Die Dynamik auf dem Wohnimmobilienmarkt hat angesichts der veränderten Rahmenbedingungen jüngst erheblich nachgelassen. Auf der Nachfrageseite haben die höheren Finanzierungskosten die Aktivitäten zahlreicher institutioneller Investoren gestoppt, so dass für das zweite Halbjahr 2022 keine spürbare Belebung des Transaktionsgeschehens zu erwarten ist. Bei selbst genutztem Wohneigentum führen die gestiegenen Zinsen dazu, dass der Erwerb insbesondere für Schwellenhaushalte bei dem bestehenden Preisniveau zunehmend schwieriger wird“, sagt vdp-Präsident Jens Tolckmitt. Angesichts der bisherigen Entwicklung 2022 sei in diesem Jahr erstmals seit 2009 mit einem leichten Rückgang des Finanzierungsneugeschäftes im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen.

Verhaltene Stimmung auf Gewerbeimmobilienmarkt

Auf dem Gewerbeimmobilienmarkt, der rascher auf konjunkturelle Veränderungen reagiert als der Wohnungsmarkt, ist die Stimmung alles andere als rosig. Auf dem Büroimmobilienmarkt werden derzeit Bauprojekte und Investitionsentscheidungen auf den Prüfstand gestellt, sodass für das zweite Halbjahr 2022 nicht von einem Anstieg beim Vermietungs- und Transaktionsvolumen auszugehen ist. Den stationären Einzelhandel wiederum trifft die Konsumzurückhaltung der Verbraucher.

Auch im Gewerbebereich sind rückläufige Volumina zu erwarten

Auf die Kreditvergabe für Büro- und Einzelhandelsimmobilien wirken sich die aktuellen Rahmenbedingungen dämpfend aus, wie der Verband vdp weiter ausführt. Die Assetklasse Logistik zeigt sich zwar relativ dynamisch, ist zu klein, um Rückgänge in anderen Segmenten aufzufangen. „Da bei Neubauvorhaben und auf dem Investmentmarkt für den weiteren Verlauf des Jahres 2022 keine wesentlichen Impulse zu erwarten sind, ist im Hinblick auf das Kreditneugeschäft im Bereich gewerblicher Immobilien für 2022 eine rückläufige Entwicklung im Vorjahresvergleich zu erwarten“, so Tolckmitt. (tk)

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