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24. Februar 2023
„Nachhaltige“ Fonds sind in Energiekrise CO2-lastiger geworden

„Nachhaltige“ Fonds sind in Energiekrise CO2-lastiger geworden

Das Marktumfeld hat sich in den letzten Jahren immer wieder schlagartig verändert. Eine Studie der Finanzwende Recherche gGmbH zeigt nun, dass als nachhaltig eingestufte Fonds in der Energiekrise mehr Aktien fossiler Energieunternehmen gekauft haben.

Seit Februar 2022, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine startete, sind die Aktienkurse bei klimaschädlichen Ölkonzernen „durch die Decke gegangen“, wie die Finanzwende Recherche gGmbH in einer Mitteilung zu ihrer neuen Studie schreibt. In der Studie geht es um Investitionen, die nachhaltig eingestufte Fonds in fossile Energien getätigt haben – eben in Zeiten der Energiekrise, in der Energie alles andere als billig zu erlangen war und ist.

Als grün beworbene Investmentfonds seien dadurch und außerdem aufgrund der abgeschwächten Aktien der großen Gewinner in Corona-Zeiten (z. B. Google und Apple) in „eine Zwickmühle“ geraten. Und genau diese emissionsarmen Tech-Konzerne sorgten in den letzten Jahren für das gute Abschneiden der nachhaltigen Fonds.

Studie zu Investitionen nachhaltiger Fonds in der Energiekrise

Finanzwende hat die Portfolio-Bewegungen von mehr als 2.400 in Europa erhältlichen und als nachhaltig beworbenen Fonds zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März 2022 ausgewertet. Mit Datenpunkten bis Dezember 2022 wurde weiter überprüft, ob es sich nur um eine sehr kurzfristige Entwicklung handelte.

Das Ergebnis der Studie sei kein Gutes, so Finanzwende. Denn als nachhaltig beworbene Fonds hätten in Reaktion auf die veränderte Marktsituation Aktien fossiler Unternehmen zugekauft und seien insgesamt CO2-lastiger geworden.

Weniger Investitionen in Tech, mehr in Energie

Zwischen Ende Dezember 2023 und Ende März 2022 kaufen viele als nachhaltig klassifizierte Fonds Aktien aus der Energiebranche. Die größten Abflüsse von Investments betrafen Aktien aus den Bereichen Technologie und Finanzen. Die Zukäufe im Bereich Energie seien vor allem der fossilen Branche zugutegekommen, nämlich 940 Mio. US-Dollar. Zum Vergleich: Die Investitionen in Aktien von Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien fielen mit 138 Mio. US-Dollar deutlich geringer aus.

„Nachhaltige“ Fonds sind in Energiekrise CO2-lastiger geworden

Im Laufe des Jahres 2022 hätte sich die Verschiebung in Richtung fossile Energien fortgesetzt, so Finanzwende. Schon Ende Dezember 2021, also noch vor Eskalation des Krieges im Februar, sei der Anteil fossiler Energien am Gesamtportfolio der untersuchten Fonds dreimal so groß gewesen wie der von Erneuerbaren. Dennoch sei er bis Ende Dezember 2022 sogar auf das Zehnfache der erneuerbaren Investments angestiegen.

Kritik am „Greenwashing“

Finanzwende sieht derartige Investitionen sehr kritisch und sieht in der Klassifizierung der entsprechenden Fonds eine schwere Form des Greenwashings. Noch immer würden viele insbesondere große Energiekonzerne im Bereich der fossilen Energiequellen expandieren, was mit dem Pariser Klimaabkommen unvereinbar sei. Dass die neue geopolitische Situation ein Abweichen von bisherigen Anlagestrategien unausweichlich mache, will Finanzwende nicht gelten lassen, denn „niemand zwingt Fondsgesellschaften, diese Investitionen als ‚grün‘ oder ‚nachhaltig‘ zu klassifizieren“.

Insgesamt habe das Greenwashing vermeintlich nachhaltiger Fonds in Reaktion auf Tech-Flaute , Ukrainekrieg und Energiekrise zugenommen. Die untersuchten Aktienportfolios seien zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März 2022 um 7,9% CO2-intensiver geworden. (mki)

Weitere Informationen zu der Studie gibt es hier.

Bild: © Franco Tognarini – stock.adobe.com; Grafik: © Finanzwende Recherche gGmbH