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4. August 2023
Europäische Banken bestehen EZB-Stresstests
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Europäische Banken bestehen EZB-Stresstests

2023 hat die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank zwei Stresstests für bedeutende Institute im Euroraum durchgeführt. Fazit: Die europäischen Banken sind insgesamt widerstandsfähig. Doch ausruhen sollte man sich nicht, wie das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung findet.

Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) ist dazu verpflichtet, regelmäßig Bankenstresstests durchzuführen, mit denen die Fähigkeit der Banken im Euroraum bewertet wird, finanzielle und wirtschaftliche Schocks zu bewältigen. Zwei dieser Tests hat die EZB-Bankenaufsicht 2023 durchgeführt und dazu nun die Ergebnisse veröffentlicht.

57 bedeutende, direkt von der EZB beaufsichtigte Institute nahmen an dem EU-weiten Stresstest teil, der von Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) zusammen mit dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB), der EZB und den nationalen zuständigen Behörden (NCAs) koordiniert wurde. Gleichzeitig nahmen weitere 41 bedeutende Institute, die direkt von der EZB beaufsichtigt werden, an dem von der EZB koordinierten parallelen Stresstest teil.

Banken sind widerstandsfähig

Der Stresstest verwendet Daten vom Jahresende 2022 als Ausgangspunkt, um zu analysieren, wie sich die Kapitalposition jeder Bank in den nächsten drei Jahren unter einem Basisszenario und einem ungünstigen Szenario entwickeln würde. Das Basisszenario basiert dabei auf den Projektionen der nationalen Zentralbanken der EU vom Dezember 2022. Das negative Szenario stellt eine hypothetische Reihe negativer Ereignisse dar, die durch die Verwirklichung von Risiken ausgelöst werden, denen das Bankensystem der EU ausgesetzt ist. Es zeigt eine langanhaltende Periode niedrigen Wachstums und hoher Inflation, die zu Bilanzstress im Unternehmens- und Haushaltssektor führt, kombiniert mit drastischen Preiskorrekturen bei Vermögenswerten und steigenden Zinssätzen.

Insgesamt sind die Banken im Euroraum den Stresstestergebnissen zufolge widerstandsfähig gegenüber einem schweren Wirtschaftsabschwung, wie er im Stressszenario dargestellt wird. Die Verringerung der CET1-Quote, also der harten Kernkapitalquote, beläuft sich im Stressszenario auf rund 4,8% (bei voller Belastung) und 5,0% (in der Übergangszeit). Die maximale Verringerung werde laut EZB auf 4,9% über den Szenariohorizont geschätzt, bei voller Belastung. Am Ende des Projektionshorizonts liegt die CET1-Quote auf Systemebene bei 0,4% im Negativszenario und bei 16,4% im Basisszenario. Die Verringerung der CET1-Quote im Bankensektor sei etwas geringer als bei der letzten Überprüfung, da sich die Ausgangssituation der Banken deutlich verbessert habe. Weiterhin hätten nur neun Banken Schwierigkeiten, ihre rechtlich verbindlichen SREP-Kapitalanforderungen und/oder Leverage Ratio zu erfüllen.

SAFE-Direktor: „Bestandene Stresstests sind kein Grund, sich zurückzulehnen

Für Florian Heider, Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, sind die Resultate des Bankenstresstests kein Grund, sich zurückzulehnen, wie er in einer Pressemitteilung des Instituts zitiert wird. Dafür gebe es drei Gründe: Zum einen seien die Annahmen für die Zinsentwicklung zwar realistisch im Vergleich zur aktuellen Entwicklung, stellten aber – anders als die Annahmen zur realen Wirtschaftsleistung – kein wirklich außergewöhnlich negatives Szenario dar. Das liege im Wesen der Stresstests, die in erster Linie Kreditrisiken, aber keine Zinsrisiken analysierten.

Außerdem könnten Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht abgebildet werden. Sollten solche Verwerfungen zu Illiquidität in den für Banken wichtigen Refinanzierungsmärkten führen, könnten diese Turbulenzen auch den Bankensektor in Mitleidenschaft ziehen, findet Heider. Und drittens hätten einige deutsche Banken im aktuellen Stresstest der Eurozone auch diesmal wieder nicht besonders gut abgeschnitten. Davon seien nicht nur die großen Privatbanken betroffen, sondern auch einige Landesbanken. Die Landesbanken seien allerdings wichtige Säulen des Sparkassenverbunds, der wiederum eine tragende Rolle im deutschen Bankensystem einnehme. (mki)

Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com