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1. September 2023
Deutsche Bank hat Scalable Capital im Visier

Deutsche Bank hat Scalable Capital im Visier

Laut einem Medienbericht hat die Deutsche Bank den Neobroker Scalable Capital ins Auge gefasst. Wofür genau, ist noch unklar. Die Gespräche befinden sich angeblich noch in einem frühen Stadium. Es wäre jedoch nicht die erste Zusammenarbeit von Scalable mit einer klassischen Bank.

In Frankfurt am Main sitzt das größte Kreditinstitut Deutschlands – die passenderweise genannte Deutsche Bank AG. Wie das Handelsblatt aus Finanzkreisen herausgefunden haben will, blickt das Unternehmen derzeit etwa 400 km südöstlich in die bayerische Landeshauptstadt München. Diese ist die Heimat des Neobrokers Scalable Capital – direkter und größter Konkurrent von Trade Republic.

Laut Handelsblatt finden derzeit erste Gespräche zwischen den beiden Unternehmen zwecks einer möglichen Zusammenarbeit statt. Wie diese aussehen soll oder könnte, ist noch nicht bekannt.

Deutsche Bank mit Blick auf Scalable Capital

Den Angaben aus Finanzkreisen zufolge prüfe die Deutsche Bank aktuell, ob Scalable „für die Strategie des Instituts interessant“ sein könnte, sei es für eine Firmenbeteiligung oder als tatsächlicher Kooperationspartner. Aktuell beteiligt an dem Münchner Neobroker sind neben den Investoren Tengelmann Ventures und HV Capital auch einer der weltgrößten Vermögensverwalter, BlackRock, und der chinesische Internetkonzern Tencent.

Was steckt dahinter?

Bei dem Bericht und der derzeitigen Nachrichtenlage handelt es sich selbstredend nur um Spekulationen – auf Nachfrage von AssCompact wollte Scalable Capital die Gerüchte nicht kommentieren. Die Deutsche Bank ließ eine Nachfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Das Handelsblatt erwähnt allerdings, dass die Privatkundensparte der Deutschen Bank durchaus ein Interesse an Scalable Capital haben könnte. Die Bank arbeitet an einem App-basierten Angebot für Kunden mit Anlagebedarf, welches 2024 an den Start gehen soll. Der ehemalige Privatkundenchef der Deutschen Bank, Karl von Rohr, erläuterte bei der Ankündigung des Projekts, dass dieses sich an Menschen richten solle, die Wertpapiere online handeln und ihre Bankgeschäfte rein digital tätigen wollen. Weiterhin würde für die Stärkung der Aktivitäten im Bereich der Wertpapieranlage dafür sprechen, dass die Deutsche Bank sich stärker auf Geschäfte mit wenig Eigenkapitalverbrauch konzentriere und außerdem beim Baufinanzierungsgeschäft selektiver vorgehen wolle.

Scalable Capital seinerseits kooperiert bereits mit einigen Banken – die Deutsche Bank wäre also nicht die erste. Seit 2017 gibt es eine Zusammenarbeit mit der ING Deutschland, mit der 2021, so meldet das Handelsblatt, ING-Kunden rund 1,6 Mrd. Euro an Wertpapiervolumen bei dem Neobroker anlegten. Weiterhin arbeitet Scalable, wie eine Sprecherin auf Nachfrage von AssCompact mitteilt, mit der britischen Großbank Barclays, der spanischen Bank Santander und der Raiffeisen Bankengruppe in Österreich zusammen. Weitere Kooperationspartner sind die Targobank, Gerd Kommer Capital, Siemens Private Finance und Oskar. Eine eigene Banklizenz hat das Unternehmen allerdings nicht vorzuweisen. Die Konten und Depots liegen in der Obhut der Baader Bank.

Gut für Scalable?

Bei einer Übernahme oder einer Kooperation wären im Idealfall beide Parteien zufrieden. Die Geschäftszahlen bei Scalable waren jüngst nicht am höchsten Punkt der Skala. Zwar wächst das Kundenvermögen stetig (nach eigenen Angaben liegt es nun bei 15 Mrd. Euro, vergangenen Sommer waren es 10 Mrd. Euro), und auch die Umsatzerlöse konnten im Geschäftsjahr 2021 (neuere Zahlen sind derzeit nicht verfügbar) im Vergleich zum Vorjahr um knapp 135% auf 30,34 Mio. Euro steigen, so das Handelsblatt. Doch für 2021 meldete der Neobroker dennoch einen Jahresfehlbetrag von 51,18 Mio. Euro.

Weiterhin kommt auf die Neobroker wohl das Verbot von „Payment for Order Flow“, kurz PfOF, zu (AssCompact berichtete). Bei diesem Bezahlungsmodell leiten Neobroker und Direktbanken Aktienorders an einen Handelsplatz wie bspw. Gettex und anschließend an eine Handelsfirma weiter, die die Aktienorders ausführt und daraus Gewinn erwirtschaftet. Von diesem Gewinn erhalten die „Lieferanten“, also die Broker, einen Anteil, jenes „PfOF“. 2026 soll dieses Modell verboten werden, wodurch eine große Einnahmequelle solcher Anbieter wegfällt. (mki)

Bild: © JFL Photography – stock.adobe.com

Lesen Sie auch: Verbot von Payment for Order Flow – Zäsur für Fintechbranche

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 04. September 2023 - 09:13

Mittelfristig mal schauen, was nach allen Kosten und meist vorgegebenem Portofeuille am Ende an Rendite bleibt, Langfristig -wichtig bei allen Altersabsicherungen-auch für Kindersparpläne.