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4. Oktober 2023
So viele Fondsanteile vertreiben Finanzvermittler in Deutschland
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So viele Fondsanteile vertreiben Finanzvermittler in Deutschland

Der Fondsverband BVI hat die Anteile der verschiedenen Vertriebswege von Fonds in Deutschland untersucht. Dazu hat der Verband einige Asset-Manager zum Thema befragt. Auch hat sich herausgestellt: Deutschland ist der europaweit größte Privatanleger-Markt.

991 Mrd. Euro an Fondsanteilen hielten Ende März 2023 deutsche Privatanleger insgesamt. Das entspricht 27% des Fondsbesitzes aller privaten Haushalte in der EU und im Vereinigten Königreich. Damit ist die Bundesrepublik der mit Abstand größte private Fondsmarkt vor Italien (668 Mrd. Euro) und Spanien (407 Mrd. Euro). Diese Zahlen hat der Fondsverband BVI, basierend auf Daten der Europäischen Zentralbank (EZB), unter der Bezeichnung „Fokus Vertrieb“ veröffentlicht.

Rund 50% der Fondsanteile stammen aus ausländischen Produkten. Das liege laut BVI an der großen Zahl an ausländischen Fonds, die in Deutschland auch verfügbar sind. Nach Angaben der BaFin waren zum Jahresende 2022 neben 3.200 in Deutschland aufgelegten offenen Publikumsfonds rund 11.000 ausländische Wertpapier-Publikumsfonds zum Vertrieb zugelassen. Dazu kommen weitere 5.300 sonstige Fonds aus der EU bzw. aus dem Nicht-EU-Ausland.

So werden Fonds in Deutschland vertrieben

Über eine Umfrage hat der Fondsverband außerdem Daten über die wichtigsten Vertriebswege von Fonds in Deutschland gesammelt. Fondsanbieter und -anleger profitieren hierzulande von einer breit diversifizierten Vertriebslandschaft. Klarer Spitzenreiter ist laut BVI der Vertrieb über Kreditinstitute: Die drei Säulen des Bankensystems – Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken – stehen für zusammen 59% des gesamten Privatkundengeschäfts. Dazu gehören sowohl klassische Filialbanken als auch Direktbanken und Onlinebroker. Diese spielen u. a. beim Vertrieb von ETF-Anteilen eine große Rolle.

Auf Platz 2 mit 12% folgen die Versicherer über fondsgebundene Lebensversicherungen. Laut Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verwalteten fondsgebundene Policen Ende 2022 über 150 Mrd. Euro für ihre Anleger. Und auf Rang 3 liegen die Finanzvermittler bzw. „andere IFAs" mit 8,7%. Dazu zählen einerseits große Finanzvertriebe wie z. B. DVAG und andererseits freie Vermittler.

Dachfonds und institutionelle Kunden

Für viele ausländische Anbieter stellen außerdem fremde Dachfonds einen einfachen und effizienten Zugang zum deutschen Markt dar. Während Gesellschaften mit einem eigenen Vertriebsnetz oder etablierten Kooperationspartnern selten darauf zurückgreifen, machen sie bei einigen Anbietern einen Anteil von deutlich mehr als 10% aus. Der Direktvertrieb spielt den BVI-Zahlen zufolge kaum eine Rolle (0,1%). Nur wenige Gesellschaften bieten Privatkunden überhaupt an, ohne Intermediäre Fondsanteile zu ordern.

Nicht so viel wie in anderen Ländern machen in Deutschland institutionelle Kunden wie Pensionseinrichtungen oder Stiftungen aus, so der BVI. Nur ein kleiner Teil des Publikumsfondsvermögens entfällt auf diese. Nach Anbieterangaben sind es nur 10,9%. Institutionelle Anleger investieren in Deutschland typischerweise entweder direkt oder über Spezialfonds und Mandate.

Deutsches Vertriebsmodell „ausgesprochen erfolgreich“

Der Fondsverband beschließt seine Mitteilung damit, dass das deutsche Vertriebsmodell ausgesprochen erfolgreich darin sei, Privatanleger zu Investitionen an den Kapitalmärkten zu bewegen. Die Zahlen dürften dies widerspiegeln. In den letzten zehn Jahren lagen die kumulierten Pro-Kopf-Fondskäufe (gerechnet auf die Bevölkerung ab 15 Jahren) nach EZB-Angaben bei netto über 6.100 Euro. In anderen EU-Ländern, die Provisionen im Finanzvertrieb erlauben, waren es immerhin 3.650 Euro. Das entspricht monatlichen Sparraten von 50 Euro bzw. 30 Euro.

Dazu kommen indirekte Fondskäufe über Lebensversicherungen. Im Vereinigten Königreich und den Niederlanden – den beiden Ländern mit einem Provisionsverbot – waren Privatanleger weniger investitionsfreudig. Niederländer orderten Fondsanteile für durchschnittlich 550 Euro, britische Haushalte verkauften sogar netto Fonds im Wert von 1.300 Euro. (mki)

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