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Steuern & Recht
27. Oktober 2023
DIHK: Für viele Betriebe ist Bürokratie ein Geschäftsrisiko
Stacks of paperwork and files in the office: work overload, files management and administration concept

DIHK: Für viele Betriebe ist Bürokratie ein Geschäftsrisiko

Die Unternehmen in Deutschland leiden zunehmend unter hohen Bürokratieanforderungen. So hoch sogar, dass Bürokratie mittlerweile ein Geschäftsrisiko darstellt, wie die Ergebnisse der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage belegen. Wie ist die Lage in der Finanz- und Versicherungswirtschaft?

Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von den Unternehmen in Deutschland zunehmend als belastend empfunden. Das besagen die aktuellen Zahlen der regelmäßig stattfindenden Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Über die Hälfte der Betriebe (51% nach zuvor 43%) sehen demnach bei den Themen Bürokratie, Steuern und Co. mittlerweile ein erhebliches Geschäftsrisiko. Damit liegt der Wert nur noch knapp unter dem Rekordstand von 55%, der zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie im Frühsommer 2020 erreicht wurde.

Bürokratieanforderungen wirken zunehmend belastend

Insbesondere die stetig wachsenden Bürokratieanforderungen belasten die Unternehmen. So hätten laut DIHK mehr als 5.800 Unternehmen bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von der Möglichkeit der Freitextantworten Gebrauch gemacht. Dabei war das mit Abstand am häufigsten genannte Stichwort die „Bürokratie“. Etwa 38% der Freitextantworten beinhalteten Bürokratiethemen, in der Vorumfrage waren es noch „nur“ 35%.

„Die Zahl an Auflagen, Regeln, Gesetzen und Berichtspflichten für die Breite unserer Wirtschaft ist gerade in den Krisenjahren immer mehr angewachsen“, erläutert angesichts dieser Zahlen Martin Wansleben, DIHK-Hauptgeschäftsführer. Dies gelte für die EU-Ebene, aber auch für die Bundes-, Landes- und auch einige Kommunalebenen. „Wir brauchen dringend einen Bürokratiestopp und mehr Tempo“, so Wansleben weiter.

Hoffnung setzt die DIHK daher in das sogenannte Bürokratieentlastungsgesetz IV und weitere Initiativen. Dies seien wichtige Teilschritte, stellt der DIHK-Hauptgeschäftsführer klar. Vom von der Bundesregierung zuletzt angekündigten Deutschlandpakt erwartet man sich bei der DIHK ebenfalls Impulse. Wichtig dabei sei jedoch, betont Wansleben, dass die Entlastungen nicht nur auf staatliche Infrastrukturprojekte zielen sollten, sondern auch die Investitionen der Unternehmen erleichtern würden.

Verunsicherung unter den Unternehmen ist groß

Insgesamt, so eine weitere Feststellung der DIHK-Konjunkturumfrage, herrsche bei den Unternehmen derzeit große Verunsicherung. Denn auch in vielen anderen Bereichen wachse der Problemdruck, kaum ein Geschäftsrisiko nehme in nennenswertem Maße ab. Dabei setzten den Betrieben nicht nur konjunkturelle Risiken wie eine schwächelnde Nachfrage im In- und Ausland zu. Auch strukturelle Probleme wie der Fachkräftemangel oder hohe Energie- oder Finanzierungskosten bereiteten den Unternehmen derzeit weiterhin Sorgen.

„Mittlerweile kreuzen die Unternehmen im Schnitt 3,1 Geschäftsrisiken an. Noch vor der Pandemie waren es im Durchschnitt 2,4.“ Jeweils mehr als die Hälfte nennen als die größten Geschäftsrisiken dabei die Energie- und Rohstoffpreise (aktuell 61% nach 65% im Frühsommer), den Fachkräftemangel (58% nach 62%), die Inlandsnachfrage (53% nach 46%) sowie erstmals eben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

So bewertet die Finanz- und Versicherungsbranche die Lage

Angesichts dieser Ergebnisse überrascht es daher kaum, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin mit getrübtem Blick in die nahe Zukunft sieht. Nur 13% der Unternehmen rechnen in der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage für die nächsten zwölf Monate mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte. Mehr als ein Drittel (35%) gehen hingegen von einer weiteren Verschlechterung aus.

Und wie schätzt die Finanz- und Versicherungswirtschaft in der DIHK-Konjunkturumfrage die Situation ein? Deutlich besser als andere Branchen, lautet die Antwort. Der Saldowert zur aktuellen Geschäftslage in Höhe von 31 ist sogar der höchste unter allen zehn separat analysierten Branchen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Erwartungen. Auch wenn der Wert aktuell mit „–1“ wenig positives verspricht, bewerten die anderen Wirtschaftszweige mit Ausnahme der Informations- und Kommunikationsbranche (ebenfalls „–1“) die Geschäftsaussichten noch schlechter. Als größtes Geschäftsrisiko sieht die Finanz- und Versicherungswirtschaft derzeit die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel und der schwächelnden inländischen Nachfrage. (as)

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