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15. November 2023
Ökonomen erwarten keine Zinssenkungen bis Mitte 2024

Ökonomen erwarten keine Zinssenkungen bis Mitte 2024

Mit Ausnahme der letzten Leitzinssitzung der Europäischen Zentralbank wurde der Leitzins im Euroraum zehnmal in Folge erhöht. Doch wie geht es weiter? Umfrageergebnissen zufolge glauben Wirtschaftsexperten nicht an Zinssenkungen vor Mitte des kommenden Jahres.

Zinsen, Zinsen und nochmals Zinsen – das ist im Euroraum der Tenor seit Juli 2022. Aktuell liegt der Hauptrefinanzierungssatz nach zehn Zinserhöhungen in Folge bei 4,50%. Die letzte Erhöhung gab es zum 20.09.2023, ehe die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem Entscheid Ende Oktober eine Pause einlegte. Fraglich ist jetzt: Wie hoch wird’s noch? Bleiben die Zinsen vorerst so, wie sie jetzt sind? Und natürlich auch: Wann geht’s wieder runter?

Umfrage unter Ökonomen zu Zinssenkungen

Die Nachrichtenagentur Reuters hat dazu eine Umfrage unter 72 Wirtschaftswissenschaftlern durchgeführt und am Dienstag die Ergebnisse präsentiert. Einstimmig ist das Ergebnis bei der Frage, ob es noch Zinserhöhungen in diesem Zyklus geben wird. Denn da sind sich ausnahmslos alle 72 Experten einig: Nein.

Etwas uneindeutiger ist das Stimmungsbild bei der Frage nach Zinssenkungen. Aktuell erwarten die Märkte, so Reuters, die erste Zinssenkung im April, doch 40 der 72 befragten Ökonomen (55%) rechnen damit erst im kommenden Juli 2024. Die Ergebnisse sind ähnlich zu einer Umfrage vom letzten Monat, als sogar noch 58% mit keiner Zinssenkung vor Juli rechneten. Und auch die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, hatte im Oktober verkündet, dass Überlegungen zu Zinssenkungen aktuell viel zu verfrüht seien.

Aber: Dem Handelsblatt zufolge sagte Lagarde auch, dass die EZB mittlerweile ein „ausreichend hohes Zinsniveau“ erreicht hätte, um das mittelfristige Inflationsziel von 2% p. a. zu erreichen – wenn man denn lange genug an den Zinsen festhalte.

Ein schnelleres Eintreten der Zinssenkungen, auch wenn die Teuerungsrate bei über 2% liegen sollte, würde laut Reuters eine stärkere Rezession erfordern. Peter Vanden Houte, Chefökonom für Belgien und Luxemburg bei der ING, hält allerdings fest, dass nicht viel passieren müsse, um den Euroraum in eine Rezession zu drücken. Außerdem hätten laut Reuters-Umfrage 15 von 35 Ökonomen für dieses Quartal ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft in der 20-Ländergemeinschaft vorhergesagt – im dritten Quartal war sie schon um 0,1% zurückgegangen. Eine „schlimme Rezession“ allerdings sagten die Ökonomen nicht voraus. 24 von 29 Teilnehmern spekulierten auf eine kurze und eher seichte Rezession. (mki)

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