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Eine 100%-ige Garantie für Nachhaltigkeit gibt es nicht

Das Interesse am Thema Nachhaltigkeit wächst auch bei der Geldanlage – doch leider lässt die Transparenz der Anbieter immer wieder zu wünschen übrig. Die EU-Offenlegungsverordnung schafft auch keine wasserdichte Abhilfe. Walter Hatak erläutert, wie man Nachhaltigkeit möglichst sicher identifizieren kann.

Ein Artikel von Walter Hatak, Head of Responsible Investment bei der Erste Asset Management

ESG-Investments sind nachgefragter denn je. Immer mehr grüne (Finanz-)Produkte finden daher ihren Weg auf den Markt. Doch der Trend birgt auch Risiken, etwa Greenwashing: die Nutzung des Nachhaltigkeitsversprechens zu Verkaufs- und Marketingzwecken, ohne das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernsthaft zu berücksichtigen. Leider ist es auf den ersten Blick gar nicht so einfach, vermeintlich grüne und tatsächlich grüne Anlagen voneinander zu unterscheiden. Vor allem Anleger, die gerne einen Impact mit ihrem Investment schaffen möchten, stellt das vor Herausforderungen. Es gibt jedoch ein paar Faktoren, die jeder überprüfen kann – orientieren kann man sich dabei am Erdbeerjoghurt im Supermarkt.

Wer Greenwashing betreibt, wird in der Regel früher oder später ertappt. Im letzten Jahr gingen mehrere Skandale bekannter Unternehmen durch die Medien. Sei es das Möbelhaus, das mit nachhaltig zertifiziertem Holz wirbt und illegale Abholzungen aus Rumänien einkauft. Oder der Energieversorger, der sich Grün groß auf die Fahnen schreibt, aber nur 2% nachhaltig erzeugt. Fälle wie diese werfen die Frage auf: Wie kann ich mich vor einer Täuschung schützen und woran erkenne ich ein wirklich nachhaltiges Produkt?

Greenwashing im Bereich der Geldanlage zu identifizieren, ist sehr komplex. Das beginnt damit, dass in der Finanzindustrie keine einheitliche Definition dafür existiert. Konzepte wie ESG dienen als Orientierungsrahmen zur Einordnung und doch gibt es keine 100%-ige Garantie dafür, dass das Geld wirklich im Sinn von Environment, Social und Governance investiert wird.

Hilfe durch die Politik

Die Europäische Union hat das erkannt und im Jahr 2020 mit Taxonomie-Regeln für die Finanzindustrie eine erste Hilfestellung gegeben. Sie schreibt die Offenlegung für die Produkte vor, die in einem ESG-Fonds enthalten sind. Wer also grün lediglich im Namen trägt, den wird der Markt schon bestrafen, so das Kalkül. Aber welcher Anleger liest wirklich das Kleingedruckte im Prospekt und versteht alles, was dort in Juristensprache verklausuliert steht? In der Quintessenz geht es bei Fonds nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung darum, dass ESG beworben wird. Welche Qualität das nachhaltige Bestreben tatsächlich aufweist, ist nicht relevant. So kann man auch offenlegen, dass man nichts tut, und hat den Vorschriften von Artikel 8 Genüge getan. Greenwashing ist allerdings de facto ausgeschlossen, weil nach exakten Parametern offengelegt werden muss, was der grüne Fonds tatsächlich macht.

Bei Artikel-9-Fonds ist das wiederum strenger: Mit einer nachhaltigen Investition muss ein ökologisches oder nachhaltiges Ziel angestrebt werden. Wer primär einen positiven ökologischen und/oder sozialen Impact mit seiner Anlage erzielen will, sollte im ersten Schritt eher auf Artikel 9 statt Artikel 8 setzen. Als weiteren Tipp hilft es, darauf zu achten, ob es in der jüngeren Vergangenheit durch die jeweilige Fondsgesellschaft eine größere Anzahl an Rückstufungen von Nachhaltigkeitsfonds gegeben hat. Das wäre ein Hinweis, dass in Anbetracht der nun vorgeschriebenen Transparenz der Glaube an die eigene Nachhaltigkeit plötzlich verloren gegangen ist, und spricht nicht für das jeweilige Fondshaus.

Alles eine Sache der Definition

Auf Artikel 8 und Artikel 9 zu schauen, ist allerdings ebenfalls keine Garantie für eine verifizierte Nachhaltigkeit. Ein gutes Beispiel ist der Vergleich mit einem Erdbeerjoghurt: Aufgrund gesetzlicher Vorgaben werden dort sämtliche Zutaten ausgewiesen. Damit wird einerseits Transparenz ähnlich wie bei den Vorgaben für Nachhaltigkeitsfonds geschaffen, allerdings verursacht es für den Konsumenten einen enormen Aufwand, sämtliche Zutatenlisten zu lesen und miteinander zu vergleichen.

Externe Zertifizierung ist Key

Wer keine Zeit für diese Selbstrecherche hat, kann dies den Auditoren von Nachhaltigkeitssiegeln überlassen. So können Fondsgesellschaften wie beim TÜV ihre Fonds für eine Nachhaltigkeitsanalyse beim Österreichischen Umweltzeichen oder dem deutschen FNG-Siegel einreichen und erhalten bei positiver Prüfung als Plakette das Umweltzeichen bzw. das FNG-­Siegel mit bis zu drei Sternen, abhängig vom Ergebnis der Nachhaltigkeitsqualität.

Auch hier kommt der Erdbeerjoghurt als Vergleich zum Einsatz: Mittlerweile wird auf Lebensmitteln der „NutriScore“ abgebildet, der die Lebensmittelqualität in Bezug auf die Gesundheit bewertet. Zwar hat auch dieses Siegel Defizite, doch hilft es in den meisten Fällen auf einen Blick, Produkte einzuordnen.

Eine Frage des Vertrauens

Für Fondsgesellschaften steht selbst viel auf dem Spiel, wenn sie nachhaltige Produkte vertreiben, nämlich ihre eigene Reputation. Dies wiegt umso schwerer, je länger das Fondshaus im Bereich nachhaltiger Anlage schon unterwegs ist.

Zusätzlich gilt es zu beachten, dass nicht nur über das Investment selbst im jeweiligen Fonds ein Impact erzielt werden kann, sondern noch mehr über den Dialog mit den jeweiligen Unternehmen sowie die Stimmrechtsausübung bei der Hauptversammlung. Dadurch kann Einfluss auf das Management ausgeübt werden, um ESG zu thematisieren und voranzutreiben. Nachhaltige Fondsgesellschaften stellen dies­bezüglich entsprechende Informationen auf ihrer Homepage trans­parent zur Verfügung.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Ralf Kabelitz – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Walter Hatak

53% der Deutschen investieren nicht

Die Investmentgesellschaft Mintos hat eine Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen in Auftrag gegeben. Demnach investieren 53% der Deutschen nicht in Finanzinstrumente. Viele Umfrageteilnehmer sind auch der Meinung, dass es keine ausreichende Finanzbildung in Deutschland gebe.

Das Marktforschungsunternehmen Censuswide und Mintos, eine Online-Anlageplattform, die Investitionen in alternative und traditionelle Anlagen anbietet, haben unter 2.000 Teilnehmern eine Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: 47% der Deutschen investieren aktiv in Finanzinstrumente – 53% tun dies dagegen nicht. Die Teilnehmer der Umfrage „So investieren die Deutschen“ wurden im November 2023 befragt.

Das große Segment der nicht-aktiven Anleger deute auf einen unerschlossenen Markt unter den Deutschen hin, erläutert Martins Sulte, CEO und Mitgründer von Mintos, die Ergebnisse. Gleichzeitig aber unterstreiche die nahezu gleichmäßige Verteilung zwischen aktiven und nicht-aktiven Anlegern das starke Interesse an Anlagemöglichkeiten.

Mehr Interesse bei mehr Anlagemöglichkeiten?

Die Studie zeigt, dass ein beträchtlicher Anteil (35%) der Nicht-Investoren plant, in Zukunft mit der Geldanlage zu beginnen. Laut Sulte könnten mehrere Motivationsfaktoren die Nicht-Investoren ansprechen, zu investieren, so z. B. die Möglichkeit, kleinere Beträge zu investieren, oder auch Wissen über das Investieren zu erlangen.

Zu den Hemmnissen für Investitionen zählen fehlende Mittel (52%) und die Angst, Geld zu verlieren (31%). Altersvorsorge (47%) und Sparen für Reisen (30%) sind hingegen die Hauptmotive für Investitionen, so Mintos. Deutsche Aktien (35%) und ETFs (31%) sind die bevorzugten Anlagemöglichkeiten, wobei 26% der Befragten Investmentbeträge zwischen 1.000 und 4.999 Euro in Betracht ziehen.

Nachholbedarf an Finanzwissen

Ein interessantes Ergebnis der Umfrage ist die wahrgenommene Lücke in der Finanzbildung: 69% der Befragten sind nämlich der Meinung, dass das deutsche Bildungssystem keine ausreichende Finanzbildung vermittelt, und 64% halten die Finanzbildung, die sie von ihren Eltern erhalten haben, für unzureichend.

Mehr aktive Anleger bei den Jüngeren

Einen klaren Unterschied gibt es bei der Investitionsbereitschaft zwischen Männern und Frauen. Männer sind mit 57% eher bereit, zu investieren, bei Frauen sind es 39%. Jüngere Menschen (16 bis 24 Jahre) weisen den höchsten Prozentsatz an aktiven Anlegern auf (63%), was auf ein wachsendes Interesse bzw. eine höhere Risikobereitschaft bei jungen Menschen hindeutet. Und wenn Anleger einen Anbieter von Anlageprodukten bewerten, stehen der Umfrage zufolge Sicherheit und Zuverlässigkeit an erster Stelle: 45% der Befragten betonen deren Bedeutung.

Unterschiedlich tiefes Finanzwissen über verschiedene Produkte

Die Mehrheit der Befragten gab zu, nur über begrenzte Kenntnisse auf dem Gebiet der Geldanlage zu verfügen, nämlich 54%. Im Gegensatz dazu halten sich 46% für sachkundig, und 9% sagen von sich selbst, über ein hohes Maß an Finanzwissen zu verfügen. Diese Unterschiede im selbst eingeschätzten Wissensstand unterstreichen die Vielschichtigkeit in der Ausprägung des Finanzverständnisses der Teilnehmer.

Was spezifische Finanzprodukte betrifft, so ergab die Studie, dass 45% der Befragten mit ETFs und Anleihen eine gewisse Erfahrung haben, während 55% angaben, sie hätten keine. Kryptowährungen sind weniger bekannt: Nur 40% der Befragten haben Erfahrung mit diesen Finanzprodukten, 60% dagegen nicht. (mki)

Bild: © Spaces – stock.adobe.com

 

Bericht: KI-gesteuerte Fonds ziehen oft den Kürzeren

Künstliche Intelligenz hält in Unternehmen immer mehr Einzug – auch bei den Asset-Managern, die einige ihrer Fonds von KI managen lassen. Doch laut einer Auswertung des Handelsblatts lassen die Renditen dieser Fonds häufig zu wünschen übrig.

Auch Vermögensverwalter versuchen immer mehr, künstliche Intelligenz (KI) in ihre Unternehmensprozesse einzubinden. So gibt es mittlerweile mehrere Fonds, bei denen die Asset-Manager ihre Anlagestrategie von KI steuern lassen, um eine höhere Rendite einzufahren als bei Fonds, die sich unter einem aktiven Management befinden.

Das Handelsblatt hat sich dieses Themas angenommen und basierend auf Daten von Scope Fund Analysis 17 KI-gesteuerte Anlageprodukte von insgesamt 13 Anbietern auf ihre Rendite untersucht und sie mit der Entwicklung aktiv gesteuerter Produkte verglichen – jeweils bezogen auf das vergangene Jahr 2023. Das Fazit fiel dabei für die KI-gesteuerten Produkte eher unterdurchschnittlich aus, die Renditen ließen im direkten Vergleich zu wünschen übrig. Es gab jedoch auch einige Ausnahmen mit deutlich zweistelligen Renditen, so das Handelsblatt.

Methodik

Hauptsächlich wurden bei der Auswertung Investmentfonds von klassischen Asset-Managern und FinTechs untersucht, die vornehmlich Aktienstrategien, teils auch fokussiert auf fallende Kurse anwenden. Laut Handelsblatt nutzen einige Verwalter auch mehrere Algorithmenmodelle gleichzeitig, um z. B. auch mit Anleihen, Währungen, Rohstoffen und speziellen Absicherungsmechanismen arbeiten zu können.

Bei den Vergleichsgrößen handelt es sich jeweils um die Endrendite im abgelaufenen Jahr und, sofern vorhanden, die Durchschnittsrendite für drei Jahre. Da die tatsächliche Leistung eines Managers oder einer KI sich jedoch besser mit einem Vergleichswert bestimmen lasse, so das Handelsblatt, enthält die Auswertung Angaben zur Mehrrendite gegenüber dem Durchschnitt einer Vergleichsgruppe. Beispielsweise werde eine internationale KI-Aktienstrategie mit dem Durchschnittsergebnis aller Fonds dieser Ausrichtung verglichen.

Der große Gewinner: Der „Xtrackers AI and Big Data UCITS ETF“

Die DWS stellt mit dem „Xtrackers AI and Big Data UCITS ETF“ den klaren Gewinner. Dieser erzielte nämlich 2023 die höchste absolute Rendite mit 61,7%. Gegenüber dem durchschnittlichen Ergebnis aller Aktienfonds mit Ausrichtung auf Technologiefirmen lieferte er außerdem 18,5 Prozentpunkte Mehrrendite. Laut Handelsblatt ermittle die DWS den Index gemeinsam mit der US-Technologiebörse Nasdaq und passe ihn halbjährlich an. Dabei wertet die Deutsche-Bank-Tochter Patentdatenbanken mit KI aus, um die Unternehmen mit den Geschäftsmodellen zu identifizieren, die sich in Zukunft am stärksten entwickeln werden. Patente würden, so wird DWS-Analyst Timur Shaymardanov im Handelsblatt zitiert, bessere Hinweise auf die Gewinne von morgen geben als viele andere Daten. Außerdem könne KI Patenttexte besser auswerten als ein Mensch, da diese sehr lang und kompliziert seien.

Auf Platz 2 bei der absoluten Rendite ist der „ODDO BHF Artificial Intelligence“, der sich auf internationale Tech-Aktien konzentriert, gelandet – mit 40,7% Rendite für 2023. Diese liegt allerdings 2,5 Prozentpunkte unter dem Durchschnittsergebnis aller Tech-Fonds.

KI enttäuscht

Insgesamt war die Performance der KI enttäuschend, denn nur 5 der 17 ausgewerteten Produkte zeigen eine relative Mehrrendite. Neben dem bereits genannten Xtrackers-ETF erzielte noch der „Dividend Select Aktien“ von Kepler-Fonds sowie der „First Private Wealth“ und der „FP Artellium Evolution“ von First Private und der „Global Q Equity M. Neutral“ von Ansa eine Mehrrendite.

Daher kommen die enttäuschenden Verläufe

Das Handelsblatt hat bei den Fondsanbietern nachgefragt, warum die Mehrrenditen bei KI-gesteuerten Fonds weitläufig ausbleiben. Andreas Sauer von Ansa, findet demnach, dass nur wenige sinnvolle Daten für die Finanzmärkte existieren, die auch noch schwer von nutzlosen Informationen zu unterscheiden seien. Auch gebe es nur Finanzmarktdaten für etwas mehr als drei Jahrzehnte.

Sebastian Wenz von First Private weist darauf hin, dass KI nach Mustern in historischen Daten suche. Doch wenn jene Muster sich nicht mehr wiederholen, dann würden sie auch nicht mehr funktionieren. Auch könne es bei weniger liquiden Werten „besonders schwierig“ werden, denn wenn KI eine Aktienchance erkenne, treibe möglicherweise die eigene Kauforder den Kurs, wenn wenige Verkaufsangebote den Handel nur zu einem deutlich höheren Kurs ermöglichen würden. Laut Wenz würde dies die ursprünglich erkannte Chance „zerstören“, weswegen der Algorithmus seine Entscheidung dann als Fehler betrachten und falsch weiterlernen würde. (mki)

AssCompact Digitalkongress „KI – Fluch oder Segen?“

Wo findet künstliche Intelligenz in der Versicherungsvermittlung und Finanzberatung bereits Anwendung? Wo sehen die Experten und Praktiker Potenziale? Fragen, die für Versicherungsmaklerinnen und -makler mit Blick in die nahe Zukunft wichtig sind. Beim AssCompact Digitalkongress „KI – Fluch oder Segen?“ am 22.02.2024 stellen drei namhafte Speaker ihre Erfahrungen vor – und liefern Antworten auf drängende Fragen. Weitere Informationen gibt es hier: asscompact.de/digitalkongresse

Bild: © darshika – stock.adobe.com

 

Swiss Life AM lanciert offenen ELTIF für Infrastrukturanlagen

Die Asset-Management-Sparte von Swiss Life bringt ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds auf den Markt. Die Auflage erfolgt als ELTIF, für den seit Januar 2024 weniger restriktive Regeln gelten als bislang.

„Swiss Life Funds (LUX) Privado Infrastructure S.A., SICAV-ELTIF“ – so lautet der Name des neuen European Long-Term Investment Funds (ELTIF) von Swiss Life AM. Die Asset-Manager-Sparte des Schweizer Versicherers hat den „Privado Infrastructure“ nun als ihren ersten offenen privaten Infrastrukturfonds an den Start gebracht. Er ermöglicht privaten und institutionellen Anlegern in ausgewählten Ländern der Europäischen Union und Norwegen sowie qualifizierten Anlegern in der Schweiz, in private Infrastrukturanlagen zu investieren. Bislang war diese nur institutionellen Anlegern vorbehalten.

Die Auflage dürfte vor dem Hintergrund der neuen EU-Richtlinie „ELTIF 2.0“ geschehen, die privaten Anlegern weniger Restriktionen bei der Anlage in ELTIFs auferlegt. Auch gibt es weniger Vertriebsauflagen dieser Produkte. Deshalb positionieren sich derzeit mehrere Anbieter in Richtung ELTIF, so bspw. Moventum (in Zusammenarbeit mit Schroders) sowie Amundi. Auch die BaFin hat vergangene Woche einen Fragenkatalog dazu veröffentlicht, der u. a. Aspekte der Vermittlung von ELTIFs behandelt.

Strategie des Privado Infrastructure

Die Strategie des Fonds besteht darin, in den OECD-Ländern ein gut diversifiziertes Infrastrukturportfolio aufzubauen, mit Fokus auf soliden Renditen in Sektoren wie erneuerbarer Energie, Energie- und Versorgungsbetrieben, Kommunikation, Transport und sozialer Infrastruktur, so informiert Swiss Life AM in einer Unternehmensmitteilung zu dem neuen Fonds. Im Portfolio befinden sich demnach mehr als 40 private Infrastrukturfirmen, die Anlagen in Wind- und Solarparks, Wasserkraftanlagen, Recycling-Firmen, Datenzentren, Glasfasernetze, Fernwärmenetze, Eisenbahnwagons, private Krankenhäuser und weitere Unternehmen beinhalten.

Berechtigte Anleger können über ihre Bank oder ihren Berater in den Privado Infrastructure investieren. Der Fonds wird aktiv und ohne Referenzindex verwaltet. Die erste Zeichnungsfrist endet am 30.04.2024. Danach haben berechtigte Anleger die Möglichkeit, monatliche Zeichnungen und vierteljährliche Rücknahmen vorzunehmen. Aufgrund der empfohlenen Anlagedauer von mindestens sieben Jahren ergänzt der Fonds die bestehenden Anlagen in anderen Anlageklassen wie Cash, Obligationen, Aktien oder Immobilien. (mki)

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Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

Die Finanzbranche ist sich einig, dass in diesem Jahr die Leitzinsen wieder sinken werden – fraglich ist nur, wann sie das tun werden. Der Vermögensverwalter HQ Trust hat anhand historischer Daten untersucht, welche Aktien dann typischerweise profitieren und welche nicht.

Einige rechnen im Juni damit, andere schon im April. Wann die Notenbanken die Leitzinsen wieder sinken werden, ist ungewiss. Dennoch wird dieser Schritt von Anlegern heiß erwartet, weswegen die Zinssenkungen teilweise auch schon im Markt eingepreist sind. Den Meinungen mancher Experten zufolge handelt es sich dabei jedoch um Wunschdenken.

Verschiedene Marktsektoren reagieren unterschiedlich auf Zinssenkungen. Und genau diese unterschiedlichen Performances hat sich der Kapitalmarktanalyst Sebastian Dörr von HQ Trust in einer neuen Untersuchung angesehen. Für diese hat Dörr das Abschneiden von 20 Sektoren in Phasen sinkender Zinsen ermittelt. Dazu berechnete er die relativen Renditen der jeweiligen globalen Sektorindizes im Vergleich zum weltweiten Aktienindex von Datastream. Seine Auswertung umfasst den Zeitraum vom 31.12.1984 bis zum 30.01.2024 und damit insgesamt 13 Phasen fallender Zinsen

Wer profitiert und wer leidet bei fallenden Zinsen?

Dörrs Untersuchung liefert diverse Erkenntnisse. Zum einen hält er allgemein fest, dass defensive Branchen deutlich besser bei fallenden Zinsen abschneiden als zyklische Sektoren. Eine „lupenreine“ Performance legten die Sektoren Nahrungsmittel, Getränke und Tabak sowie Körperpflege, Drogerie und Lebensmittelgeschäfte ab – diese schlugen in allen 13 Phasen sinkender Zinsen den Markt. Dem Gesundheitsbereich, der zudem im Gesamtzeitraum seit 1984 auf die beste Performance kam, gelang dies immerhin in 12 von 13 Fällen.

 

Wenn die Zinsen fallen: Welche Aktien profitieren?

 

Am Tabellenende stehen der Rohstoff- und der Energiesektor. Die Aktien beider Branchen blieben im Schnitt in 11 bzw. 10 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Keine eindeutigen Ergebnisse fand Dörr bei Branchen wie Telekommunikation, Versicherungen oder Chemie vor. Den Phasen mit einer Outperformance gegenüber dem breiten Markt standen in etwa gleich viele mit einer Underperformance gegenüber.

Das zweischneidige Schwert der Technologiebranche

Interessant ist für Dörr auch das Abschneiden der Technologiebranche. Denn in Phasen sinkender Zinsen blieben die Techaktien in 8 von 13 Zeiträumen hinter dem Markt zurück. Blickt man auf den Durchschnitt dieser Phasen, landen die Techtitel mit einer Underperformance von 6,3% sogar auf dem vorletzten Platz. Aber: Diese schlechten Zahlen fußen auch auf den hohen Verlusten nach dem Platzen der Techblase.

Über den Komplettzeitraum liegt Technologie bei der Performance nämlich immerhin auf Rang 2. Das gilt auch für die jüngste Phase sinkender Zinsen. Hier schnitten von den 19 anderen Branchen nur die Versorger besser ab. (mki)

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Gen Z investiert nachhaltig

Anleger aus der Generation Z achten verstärkt darauf, an welchen Unternehmen sie sich beteiligen. Sie machen sich Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen, wie eine Finanzumfrage von Ipsos zeigt.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat in einer Umfrage unter 1.000 Personen über 14 Jahren auch die Geldanlagepräferenzen der Generation Z beim Thema Nachhaltigkeit untersucht. Heraus kam dabei, dass die Gen Z verstärkt auf die Unternehmen achtet, in die sie investieren und sich außerdem Gedanken über den Klimaschutz, umweltfreundliche Produktion und faire Arbeitsbedingungen mache.

Gen Z legt mehr Wert auf Nachhaltigkeit

Jeder zweite Befrage (49%) in dieser jungen Altersgruppe signalisiert laut Ipsos, das eigene Geld aufgrund des Klimawandels bewusster in grüne Fonds bzw. ETFs oder nachhaltige, produktive Sachwerte investieren zu wollen. Bei den anderen Altersgruppen richtet nur gut jeder Vierte (28%) seine Geldanlagen in diese Richtung aus. Entsprechend wünschen sich 39% der Gen Z bei Finanzinstituten eine Anlageberatung, die einen größeren Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit von Investitionsprodukten legt. 41% sind außerdem der Meinung, dass es noch zu wenige Investitionsprodukte gibt, die den Klimaschutz unterstützen.

Renditeziele bei nachhaltigen Anlagen weniger wichtig

Für gut die Hälfte, nämlich 53%, der Gen Z sind den Umfrageergebnissen zufolge bei der nachhaltigen Investition nicht die Renditeziele vorrangig, sondern der positive Beitrag zur Erreichung der weltweiten Klimaziele. Die älteren Befragten sind in diesem Punkt grundsätzlich anderer Meinung, denn lediglich 23% halten die Renditeziele bei nachhaltigen Investitionen für nachrangig.

Allerdings wünschen sich auch in dieser Altersgruppe 28% der Befragten eine Anlageberatung, die das Thema Nachhaltigkeit stärker fokussiert. 37% sind außerdem der Meinung, es mangele an klimafreundlichen Investitionsprodukten.

Hoher Anteil nachhaltiger Fonds und Aktien in Depots der Gen Z

Die Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel zeigen, dass fast jeder Fünfte (18%) der Gen Z ein Depot mit einem Anteil von 32% (Gesamt 24%) nachhaltiger Fonds und einem Aktienanteil von 34% (Gesamt 22%) an nachhaltigen Unternehmen besitzt.

Aktuell gebe es, so Ipsos, jedoch weder eine einheitliche Definition noch verbindliche Regeln, die festlegen, was nachhaltige Geldanlagen sind. Viele Unternehmen, Fonds oder ETFs verwenden sogenannte ESG-Kriterien für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Ob die Nachhaltigkeitsziele eingehalten werden oder Unternehmen für die Aufnahme in einem nachhaltigen Fonds oder ETF infrage kommen, überprüfen Analysten und Ratingagenturen. Daher sei Transparenz und Nachvollziehbarkeit als Orientierungshilfe für die Gen Z sehr wichtig.

Für Finanzexperte Robert Kraus von Ipsos gibt es vor diesem Hintergrund auch eine Verantwortung bei den Finanzinstituten: „Die Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft eröffnet neue Anlagemöglichkeiten in Bereichen wie erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Landwirtschaft. Private Anleger brauchen jetzt Informationen über die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Anlagestrategien und konkret zur Bewertung der einzelnen Angebote.“

Über die Studie

Bei der Umfrage handelt es sich um eine bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung im Ipsos Accesspanel unter 1.000 Personen ab 14 Jahren, 196 in der Altersgruppe der Gen Z (ab Jahrgang 1996), speziell zum Thema Finanzverhalten und Klimawandel. Feldzeit: Frühjahr 2023.

Angereichert wurden die Ergebnisse mit Daten aus dem Ipsos Finanzmarktpanel, in dem pro Quartal 20.000 Haushalte in Deutschland zu ihren Aktivitäten im Finanzmarkt befragt werden. Es werden Bestände, Neuabschlüsse inklusive Informationsprozess und Kündigungen in den Bereichen Bankendienstleistungen, Versicherungen und Bausparen erfasst. Das Ipsos Finanzmarktpanel analysiert dabei die Faktoren, welche die kurz- und mittelfristige Geschäftsentwicklung von Geldinstituten, Versicherungen und Bausparkassen prägen. (mki)

Bild: © Antony Weerut – stock.adobe.com

 

DWS veröffentlicht Geschäftszahlen für 2023

2022 hatte die Asset-Management-Tochter der Deutschen Bank, die DWS, noch Mittelabflüsse zu verbuchen, doch 2023 ging es wieder aufwärts. Gerade das ETF-Geschäft hat dem Unternehmen ein erfolgreicheres Jahr als 2022 eingebracht, wie aus den jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen hervorgeht.

Der größte deutsche Vermögensverwalter, die zur Deutschen Bank gehörende DWS, hat zum Monatsbeginn Einblick in die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr 2023 gewährt. Das Fazit fällt besser aus als im Vorjahr, doch beim Wachstum ließ die DWS noch Federn.

Xtrackers dominieren

Das Unternehmen verzeichnete ohne Cash-Produkte ein Nettomittelaufkommen von 22,6 Mrd. Euro, mit Cash-Produkten waren es Zuflüsse von 28,3 Mrd. Euro. Laut der Unternehmensmitteilung trugen zu diesem Ergebnis alle drei Säulen des Geschäftsmodells bei – Passive, Active und Alternatives. Den weitaus größten Anteil an den Zuflüssen hatten jedoch ETFs, die von der DWS unter Xtrackers-Brand vertrieben werden.

Das verwaltete Vermögen (Assets under Management bzw. AuM) stieg im Vergleich zu 2022 um 75 Mrd. Euro auf 896 Mrd. Euro. Aufgrund der Marktturbulenzen im Jahr 2022 hatte die DWS das Jahr 2023 von einer signifikant niedrigeren durchschnittlichen AuM-Basis als im Jahr zuvor gestartet. Historisch gesehen liegt das verwaltete Vermögen jetzt wieder auf dem zweithöchsten Niveau, nur die Rekordzahlen von 2021 waren höher.

3% Ertragsverluste nach Steuern

Auch wenn das Jahr in Sachen Zuflüsse und AuM besser lief als 2022, gingen die Erträge der DWS jedoch etwas zurück. Die bereinigten Erträge fielen 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf rund 2,6 Mrd. Euro (Geschäftsjahr 2022: 2,68 Mrd. Euro). Ursächlich hierfür waren laut DWS niedrigere Managementgebühren aufgrund niedrigerer durchschnittlicher AuM im Jahr 2023, während Performance- und Transaktionsgebühren sowie andere Erträge im Jahresvergleich höher ausfielen. Bei den Rückgängen spiegelt sich auch das im Vorfeld des Krieges in der Ukraine besonders positive Umfeld für Vermögensverwalter im ersten Quartal 2022 wider.

Konkret sind die Einnahmen aus Managementgebühren auf rund 2,3 Mrd. Euro gesunken – von rund 2,46 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2022. Der Gewinn des Konzerns hat sich ebenso insgesamt verringert von 595 Mio. Euro 2022 auf 567 Mio. Euro 2023.

Zuflüsse in ESG-Produkte

Die DWS konnte außerdem Nettomittelzuflüsse in Höhe von 4,9 Mrd. Euro in ESG-Produkte verbuchen – ein Thema, das den Vermögensverwalter in der Vergangenheit plagte und dies auch immer noch tut. Im Spätsommer wurde der DWS in den USA eine Millionenstrafe wegen Greenwashings auferlegt und auch in diesem Jahr schlugen bereits zweimal Beamte bei der DWS auf, um in deren Räumen im selben Fall zu ermitteln. Das berichtet u. a. das Handelsblatt. Die DWS habe sich hierbei jedoch laut der Staatsanwaltschaft Frankfurt, wie auch in der Vergangenheit, kooperativ gezeigt. In einer Pressemitteilung bekräftigt die Deutsche-Bank-Tochter außerdem die Pläne, mit den Behörden weiterhin „vollumfänglich“ zu kooperieren. (mki)

Bild: © N F/peopleimages.com – stock.adobe.com

 

Spezialtrends im Investment 2024

Die Investmentwelt hat neben den klassischen Geldanlagemöglichkeiten noch viel mehr zu bieten – und einiges davon dürfte 2024 interessanter werden. Welche Möglichkeiten das sind und was dahinter steckt, erläutern vier Fondsgesellschaften für AssCompact.

ELTIF – die europäische Lösung für langfristige Sachwert-Investments

Spezialtrends im Investment 2024

Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory DACH bei Aquila Capital

Die Finanzierung der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stellt Europa vor gewaltige Herausforderungen. Klar ist: Um die Ziele des Green Deals und der Klimaprogramme zu erreichen, sind auch private Investitionen erforderlich. Aus diesem Grund hat die EU 2015 mit dem ELTIF – European Long-Term Investment Fund – einen neuen Zugang zu Privatmärkten geschaffen für Anlagen in Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur. ELTIFs sollen Kapital für langfristige Investitionen in die Realwirtschaft mobilisieren, indem sie einen leichteren Einstieg in alternative Anlagen ermöglichen. Mit dem neuen AC One Planet ELTIF von Aquila Capital zum Beispiel investieren Anleger unmittelbar und breit gestreut in nicht börsennotierte Anlagen und Finanzierungen aus den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastruktur.

Mit der Beimischung eines ELTIFs können Investoren das Risiko eines üblicherweise aus Aktien und Anleihen bestehenden Depots weiter diversifizieren. Hinzu kommt: Mit Direktinvestments in Sachwerte können Privatanleger ähnlich wie viele institutionelle Anleger agieren, die schon längerfristig ihre Allokation in außerbörsliche Werte erhöht haben. So erzielte beispielsweise die Elite-Universität Yale mit ihren Eigenanlagen in den vergangenen 20 Jahren eine höhere Rendite als die lokalen Aktien- und Anleihenmärkte, wobei sie stets auf einen hohen Anteil an Privatmarkt-Investments setzte. Seit dem 10.01.2024 haben sich die Investitionsbedingungen nochmals vereinfacht. Denn mit einer reformierten ELTIF-Verordnung sind einige Restriktionen, bspw. bei Mindestanlagesummen, entfallen – eine Win-win-Situation für Investmentberater und Privatanleger.

Private Debt auf dem Vormarsch

Spezialtrends im Investment 2024

Adam Wheeler, Co-Head Global Private Finance bei Barings

Private Debt wächst stetig: Laut dem Datenanbieter Preqin wird das verwaltete Vermögen bis 2027 jährlich um fast 11% auf 2,3 Bio. US-Dollar steigen. Ein Grund ist, dass Kreditvergabestandards der Banken laufend verschärft werden und Unternehmen andere Finanzquellen suchen. Die Mittelbeschaffung über Direktkredite ist da hochattraktiv, auch für die Kapitalgeber: Unter Berücksichtigung der Basiszinssätze liegen die absoluten Renditen derzeit bei rund 10% für erstrangig besicherte Risiken.

Dazu kommt: Das Dry Powder bei Private Equity, also bisher nicht abgerufenes Kapital, ist weiter enorm hoch. Wegen des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds kommt es derzeit aber nur zu moderaten Akquisitionstätigkeiten. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Transaktionsvolumina Anfang 2024 steigen, wobei eine Menge Dry Powder abgerufen wird und somit Finanzierungsmöglichkeiten für Private Debt entstehen.

Drei Faktoren sprechen also für Direktkredite: eine Renditestrategie mit regelmäßigen Ausschüttungen, geringe Volatilität und das Wachsen der Anlageklasse. Private Debt kann regelmäßige Erträge liefern. Und da die zugrunde liegenden Darlehen „privat“ sind, gibt es keine Marktwertschwankungen, wie sie bei öffentlichen Schuldtiteln auftreten. Wie oben skizziert klafft aufgrund der aktuellen Marktlage eine Lücke, die zum einen auf den Rückzug der Banken aus dem Sektor und zum anderen auf den historischen Bestand an privatem Beteiligungskapital zurückzuführen ist, das in den kommenden Jahren genutzt werden muss. All dies hat einen etablierten, dynamischen Markt geschaffen, der auch 2024 das Interesse der Investoren wecken dürfte.

Mit Hedgefonds das Portfolio optimieren

Spezialtrends im Investment 2024

Fredrik Langenskiöld, Senior Investment Specialist – Alternatives bei Union Bancaire Privée

Die breitere Spreizung der Performance zwischen und innerhalb der Asset-Klassen bietet Chancen für Hedgefonds, die über unkorrelierte Zusatzerträge und Diversifikationseffekte ein Portfolio optimieren können. Diversifikation ist auch für die Anlage in Hedgefonds zentral. Investoren sollten daher einen Teil ihrer Allokation über Multi-Manager-Fonds abbilden. Daneben kann es sinnvoll sein, Akzente zu setzen. Im aktuellen Umfeld dürften sich zahlreiche Chancen für Credit-Long/Short-Strategien ergeben.

Nachdem das Jahr 2022 für Anleihen und für Aktien sehr schwierig war, haben sich beide Anlageklassen 2023 deutlich erholt. Infolgedessen haben sich die Spreads verengt, die absoluten Anleiherenditen erscheinen aber angesichts des Zinsniveaus immer noch attraktiv. Allerdings steigen die Ausfallraten, und die Liquidität der Unternehmen ist zurückgegangen. Sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern, würden die hohen Kapitalkosten Unternehmen mit angespannten Bilanzen belasten. Nach wie vor lassen sich mit Anleihen von soliden Unternehmen attraktive Renditen erwirtschaften. Hinzu kommen nun interessante Möglichkeiten, auch von sinkender Bonität zu profitieren.

Credit-L/S-Fonds bauen in der Regel Portfolios aus Long- und Short-Positionen in High-Yield-Anleihen auf, um Erträge aus hohen Kuponzahlungen und Kapitalzuwächse zu erzielen. Die Manager streben eine Long-Position in einer Anleihe an, wenn sie erwarten, dass sich die Kreditqualität eines Unternehmens verbessert, und eine Short-Position, wenn eine Verschlechterung erwartet wird. Mittelfristig sollte ein Credit-L/S-Manager in der Lage sein, den Geldmarkt um – je nach Vehikel – 2 bis 4% zu übertreffen.

Mit Fokus und Erfahrung in Venture Capital investieren

Spezialtrends im Investment 2024

Sion Evans, Senior Investment Manager bei VenCap International plc

Venture Capital funktioniert nach dem Prinzip des „Power Laws“: 1% der Unternehmensverkäufe repräsentiert 50% der gesamten Wertschöpfung. Laut Cambridge Associates erzielte die US-amerikanische VC-Branche per Juni 2023 über einen Zeitraum von zehn Jahren eine annualisierte Gesamtrendite von 17,92% und übertrifft andere Anlageklassen damit deutlich. Doch wieder wirkt das Power Law, da die Mehrheit der Venture-Fonds enttäuscht: 53% der 1.186 Fonds, die gemäß Pitchbook zwischen 2000 und 2015 aufgelegt wurden, zahlten den Anlegern ihr eingezahltes Kapital nicht zurück. Und nur 6% der Venture-Fonds erzielten die von vielen Fonds versprochene Mindestrendite – eine Verdreifachung des investierten Kapitals (3x).

Wie VenCap-Daten aus über 35 Jahren Erfahrung zeigen, hatten 88% der Early-Stage-Fonds mit einer 3x-Performance zumindest ein Unternehmen im Portfolio, dessen Wert dem Fonds das gesamte investierte Kapital zurückzahlte, sog. „Fundreturners“.

Daraus ergibt sich die einfachste Methode, erfolgreich in Venture zu investieren: auf Investment-Manager zu setzen, die regelmäßig die top 1% der Unternehmen unterstützen, die zu Fundreturners werden. Manager wie Accel Partners, Index Ventures oder Kleiner Perkins investieren konsequent in diese Unternehmen.

Der Zugang zu diesen Managern ist jedoch sehr schwierig. Deshalb wenden sich viele Investoren an unerprobte „Emerging“ Manager und tappen in die Falle – eine schwache und inkonsistente Performance. Investieren Sie also ausschließlich in die kleine Gruppe der bewährten und besten Venture-Manager und wählen Sie dazu Ihren Dachfondsmanager sorgfältig aus.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem ePaper.

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Start-up Finyoz startet Plattform für Rechnungsfinanzierung

Der österreichische Gründer Thorsten de Jong ist im Mai 2023 mit dem Start-up Finyoz an den Start gegangen. Nun hat das Unternehmen eine gleichnamige Plattform gelauncht, mit der private und institutionelle Kunden im Bereich Factoring bzw. Rechnungsfinanzierung zusammengebracht werden sollen.

Beim Factoring können Unternehmen Forderungen, die z. B. durch den Verkauf einer Dienstleistung oder von Waren entstehen, an ein Factoring-Institut weiterverkaufen, um so die Gelder sofort erhalten zu können. Das Factoring-Institut kümmert sich dann wiederum darum, dass der ursprüngliche Käufer die Forderung auch begleicht.

In diesen Markt ist nun das FinTech Finyoz aus München mit seiner gleichnamigen Plattform eingestiegen – verwendet hierbei allerdings mit Nachdruck den Begriff „Rechnungsfinanzierung“, eine „bessere und günstigere“ Variante des Factorings.

Restriktive Kreditbedingungen

Unternehmen benötigen Liquidität, um ihren Wareneinkauf finanzieren zu können – gleichzeitig werden Banken zunehmend restriktiver, wenn es um die Kreditvergabe für Unternehmen geht, wodurch andere Unternehmen wiederum meist 14 bis 90 Tage auf die Bezahlung ihrer Rechnung warten, so Finyoz-Gründer Thorsten de Jong, der bereits seit mehr als 20 Jahren im Finanzbereich tätig ist, in einer Mitteilung gegenüber AssCompact.

Das Münchner Start-up will mit seiner Plattform hier Abhilfe schaffen und deutschen und österreichischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, bis zu 95% taggleich kostengünstig vorfinanzieren zu können. Unternehmen müssten somit nicht auf das Zahlungsziel ihrer Rechnung warten und verfügen taggleich über die benötigte Liquidität, um z. B. die Skonti, Boni und Rabatte ihrer Lieferanten nutzen zu können.

Rechnungen können die Firmen auf Finyoz mit Eingabe der Rechnungsnummer, dem Rechnungsbetrag und des Zahlungsziels der Rechnung eintragen. Über bestimmte API-Schnittstellen kann dies jedoch auch automatisch erfolgen.

Der Vorteil der Nutzung von Finyoz für Unternehmen bestehe u. a. darin, dass es keine fixen Kosten, Bereitstellungsgebühren, Debitorenprüfgebühr oder Bonitätsprüfungskosten gebe. Eine vertragliche Bindefrist oder ein monatlicher Mindestumsatz sind ebenfalls nicht benötigt. Und: Die Gebühren für die Finanzierung von Rechnungen sind de Jong zufolge 60% günstiger als bei klassischen Factoring-Unternehmen und beinhalten bereits die Warenkreditversicherung. Weiterhin werden die Unternehmen in Echtzeit über den aktuellen Status ihrer Rechnung informiert.

Auch privaten Investoren zugänglich

Die Finyoz-Plattform steht außerdem für professionelle und private Investoren offen. Diese können Kapital für 14 bis 90 Tage investieren. Die Renditen liegen laut de Jong derzeit bei bis zu 6,75% p. a. Investoren können auf der Finyoz-Plattform wählen, wie lange sie ihre Liquidität investieren möchten. Nach Ablauf der selbstgewählten Laufzeit erhalten sie ihre Investition sowie die dazugehörigen Zinsen taggleich ausbezahlt – oder sie können das Geld automatisch wieder investieren.

Der Service von Finyoz richtet sich an Unternehmen die älter sind als zwei Jahre und einen Firmensitz in Deutschland oder Österreich haben, und deren Belieferung ausschließlich für gewerbliche Kunden oder öffentliche Auftraggeber bestimmt ist. (mki)

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