Ein Spezialmakler für die Immobilienbranche im Gespräch
Herr Hanselmann, Sie haben vor Kurzem die E+H Einzmann und Hanselmann Versicherungsmakler GmbH in ease GmbH umbenannt. Können Sie uns die Hintergründe näher erläutern?
Wir begleiten schon seit vielen Jahren Kunden im Immobiliensektor. Die Umbenennung soll unserer strategischen und ausschließlichen Fokussierung im Immobilienbereich Rechnung tragen. Mit ease möchten wir uns auf das konzentrieren, was uns schon seit Jahren am Herzen liegt: Lösungen für mehr Entlastung und Vereinfachung für die Immobilienwirtschaft zu bieten. Der Name steht im Englischen für „vereinfachen“ und gibt unsere Firmenmission, Freiräume zu schaffen, noch stärkere Betonung.
Was ist mit den anderen Bereichen, die sie bislang auch im Angebot hatten?
Der Umbenennung ist eine Abspaltung unseres Firmen- und Privatkundengeschäfts vorausgegangen. Diesen Bereich haben wir im Zuge eines Verkaufs partnerschaftlich an MRH Trowe überführt.
Worin liegt denn der besondere Absicherungsbedarf im Immobiliensektor?
Es geht zum einen um die klassische Gebäudeversicherung. Hier braucht es aber aufgrund immer angespannterer Schadensverläufe und der damit verbundenen Prämiensanierungen durch die Versicherer neuartige und kreative Lösungen. Solche Lösungen basieren unseres Erachtens auf einem sehr intelligenten und umfassenden Datenmanagement sowie neuartiger Rahmenverträge.
Zusätzlich sehen wir immer mehr Bedarf im Bereich von Risikoprävention. Sprich: Wie kann ein Schaden ganz vermieden werden oder zumindest so früh erkannt werden, damit der Folgeschaden so gering wie möglich bleibt? Gerade im Bereich der Leitungswasserversicherung gibt es aufgrund der angespannten Schadensverläufe sowohl für die Immobilienmanager als auch für die Versicherer einen immensen Bedarf an innovativen Lösungen. Gleichzeitig sehen wir auch immer mehr, dass sich gerade durch IoT-Sensoren ganz neue Lösungsräume für die Versicherungs- und Immobilienbranche öffnen.
Hinzu kommt ein sehr hoher Bedarf, die gesamte Schadenabwicklung outzusourcen. Es werden Partner gesucht, die neben der Abwicklung von Versicherungsschäden auch zuverlässig die gesamte Steuerung und Koordination der Wiederherstellung übernehmen.
Wie darf man sich Ihren Kundenkreis konkret vorstellen? Und was umfasst Ihr Portfolio alles?
Wir begleiten Kunden aller Größenordnungen aus dem Immobiliensektor – sowohl Hausverwalter als auch Bestandshalter. Unser Fokus liegt dabei ausschließlich auf dem Komposit-Bereich, wobei wir unsere Tätigkeit heute sehr weit fassen: Wir verstehen uns als Risikomanager, die die Kunden in ihrem Sicherheitsanliegen umfassend begleiten. Dies können neben Versicherungen auch technische Lösungen sein sowie vor allem ein marktweit einmaliges Schadenmanagement-System.
Nun hat gerade der Immobilienmarkt bzw. die Baubranche schon bessere Zeiten erlebt. Inwiefern schlägt sich das in der Beratungspraxis nieder?
Da wir uns wie eben erwähnt auf Hausverwalter und Bestandshalter fokussieren, sind wir relativ unabhängig von der Entwicklung der Neubauten. Letztlich macht der vorhandene Baubestand unser Kundenportfolio aus – und das ist unabhängig von der Entwicklung der Neubauten vorhanden und muss beraten werden. Aber ja, die Entwicklungen generell im Immobiliensektor sind gerade sehr herausfordernd für viele Marktteilnehmer – vor allem für Projektentwickler.
Sie bezeichnen sich explizit als „Lösungsmakler“? Können Sie uns das Konzept dahinter etwas näher erläutern?
Unser Ziel ist es, Lösungen aller Art anzubieten, die auf die Ziele unserer Kunden einzahlen, insbesondere was den Schutz der eigenen Werte und die Vermeidung und das Management von Störfällen betrifft. Deshalb Lösungsmakler. Durch die Digitalisierung, IoT-Sensorik und Datenauswertungen entstehen neuartige Lösungen.
Um hier ein konkretes Beispiel zu nennen: Wir statten heute bereits Gebäude mit IoT-Sensoren aus, um Leitungswasserschäden – und damit den Folgeschaden – viel früher zu erkennen. Der Schadensprozess beginnt damit außerdem sehr viel früher und kundenfreundlicher. Somit bieten wir neben Versicherungen weitere neuartige Lösungen an, die den Herausforderungen unserer Kunden Rechnung tragen – nämlich immer mehr Leitungswasserschäden aufgrund älter werdender Gebäude.
Lassen Sie uns noch auf die Versicherer eingehen: Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit den Gesellschaften – gerade auch im Bereich der Gebäudeversicherung?
Hier möchte ich das Wort Lösungsmakler nochmals aufgreifen. Denn das richtet sich auch an unsere Versicherungspartner, denen wir mit diesem Ansatz auch ein innovativer Partner sein möchten. Es sollen dabei neue Lösungswege aufgezeigt werden, wie das aktuell oft angespannte Gebäudeversicherungsgeschäft zukünftig rentabler gestaltet werden kann.
Wahr ist aber auch, dass wir in diesem Bereich noch als Pioniere unterwegs sind und sehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Wir würden uns mehr Beweglichkeit und Offenheit wünschen, indem alte Denkmuster und althergebrachte Lösungen viel stärker hinterfragt und neuartigen Lösungen einfach mal eine Chance gegeben werden.
Abschließend noch einmal zurück zu Ihrer Zielgruppe: Worin sehen Sie für die Zukunft die größten Herausforderungen für die Immobilienwirtschaft?
Wie in vielen anderen Branchen steht über allem sicherlich das Thema Digitalisierung, KI und Fachkräftemangel. Die Immobilienwirtschaft ist eine recht träge Branche mit großem Aufholbedarf. Gerade in der Vernetzung und Digitalisierung als Grundlage für sämtliche KI-Bemühungen hinkt sie hinterher und gibt es viel nachzuholen. Auch bedarf es intelligenter Outsourcing-Lösungen, die gewisse Tätigkeiten übernehmen, die traditionell von den Immobilienmanagern erbracht werden. Denn dafür lässt sich einfach kein Personal mehr finden. Ein Beispiel dafür ist, wie bereits beschrieben, der ganze Komplex des Schadenmanagements und der Handwerkersteuerung.
Da es sich teilweise um sehr tief greifende Veränderungen handelt, muss dieser Change-Prozess intensiv begleitet werden. Das ist auch der Grund, weshalb wir im Zuge der Fokussierung eine eigene Akademie ins Leben gerufen haben. In einem weiteren Schritt soll die Akademie mit ihren internen und externen Referenten auch Kunden zugänglich sein.
Bild: © Marcel Hanselmann