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1. Juni 2016
„Aktien sollten eine größere Rolle bei der Geldanlage der Deutschen spielen“

„Aktien sollten eine größere Rolle bei der Geldanlage der Deutschen spielen“

Die Finanzmärkte präsentieren sich nach wie vor extrem volatil und sorgen für große Verunsicherung. AssCompact bittet Investmentexperten um Orientierungshilfe in Form von Antworten auf fünf grundlegende Anlegerfragen. Diesmal mit Olgerd Eichler, Manager des Mainfirst Top European Ideas.

Herr Eichler, Aktien gelten vielen Deutschen nach wie vor als zu riskant. Zu Recht?

Kurzfristig sind Aktien eine Anlageklasse, welche sowohl überdurchschnittlichen Schwankungen, als auch Verlusten ausgesetzt sein kann. Langfristig erwirtschaftet die Mehrheit der Unternehmen Gewinne, welche sich in steigenden Substanzwerten der Firmen widerspiegeln. In der Regel resultieren diese Unternehmensentwicklungen auch in höheren Aktienkursen. Des Weiteren schütten die meisten Unternehmen eine Dividende aus, welche unabhängig von der Kursentwicklung ein attraktives Einkommen darstellt. Aus diesen Gründen sollten Aktien eine größere Rolle bei der Geldanlage der Deutschen spielen.

Gibt es am Anleihemarkt noch attraktive Zinsen bzw. Renditen?

Die deutsche zehnjährige Staatsanleihe bietet aktuell nur noch circa 0,15% Rendite. Kürzere Laufzeiten sind sogar negativ verzinst. Wer mehr Zinsen haben möchte, muss stärker ins Risiko gehen, damit bieten Anleihen aus unserer Sicht kein attraktives Rendite-Risiko-Profil. Auch wenn Inflation zurzeit nicht vorhanden ist, besteht insbesondere bei langen Laufzeiten das Risiko einer wieder steigenden Inflation und damit können auch als sicher geltende Anleihen kurzfristigen Kursverlusten ausgesetzt sein.

Wie gefährlich ist die Lage in China für die Finanzmärkte?

Die Lage in China ist herausfordernd aber nicht bedrohlich. Die chinesische Wirtschaft steht vor der Entwicklung einer industriegetriebenen Expansion zu einer Volkswirtschaft, die verstärkt von der Binnennachfrage abhängt. In manchen Industriebereichen herrschen Überkapazitäten und hohe Verschuldungen. Diese zu bereinigen kann in Teilbereichen schmerzhaft sein und wird Wirtschaftswachstum kosten. Da aber auch ein Krisenszenario unwahrscheinlich ist und sich die letzten Konjunkturdaten stabilisiert haben, gehe ich davon aus, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum in Zukunft fortsetzen wird – wenn auch mit weniger Dynamik als in der Vergangenheit.

Was ist derzeit die größte Gefahr für die Finanzmärkte?

Wir stufen die Lage an den Finanzmärkten als stabil ein. Die Unternehmen und Marktteilnehmer haben sich mittlerweile auf ein niedrigeres globales Wirtschaftswachstum eingestellt und können damit umgehen. Dazu tragen vor allem die schwächelnden Emerging Markets bei. Auch Europa wird nur niedriges, aber robustes Wirtschaftswachstum liefern. Das größte Gefahrenpotenzial geht tatsächlich von China aus, da die Abhängigkeit vieler Unternehmen von diesem Land mittlerweile groß ist und Ansteckungsgefahren nicht ausgeschlossen werden können. Da sich die Lage dort aber stabilisiert hat, bin ich zuversichtlich was die Entwicklung an den Kapitalmärkten angeht.

Befindet sich der Immobilienmarkt inmitten einer Blase?

Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren überproportional gestiegen. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war das gefallene Zinsniveau. Durch die niedrigeren Finanzierungskosten ist der Anstieg der Preise die logische Folge. Daher würde ich nicht von einer Blase sprechen, zumal die Banken in Deutschland die Finanzierungen auf solide Beine stellen. Dennoch bleibt eine Abhängigkeit vom Zinsumfeld. Sollten die Zinsen steigen, kann das fallende Immobilienpreise zur Folge haben. (mh)