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24. Februar 2017
„Erfolg kann man auch unter widrigen Umständen haben“

„Erfolg kann man auch unter widrigen Umständen haben“

Die Frage „Warum haben manche Menschen mehr Erfolg als andere?“ hat den Verkaufstrainer, Redner und Buchautor Robert Nussbaumer zu seinem Lebensthema gebracht und ihn zum Experten auf dem Gebiet Durchhaltevermögen gemacht. Der gebürtige Österreicher schildert im AssCompact-Interview, welche Wirkung Durchhaltevermögen erzielen kann.

Herr Nussbaumer, was ist für Sie Erfolg?

 

Erfolg ist, wenn man das erreicht, was man sich vorgenommen hat. Es gibt nicht „den“ Erfolg und man kann ihn nicht wirklich am Erfolg anderer messen. Erfolg bemisst sich immer relativ zu dem, wo man selbst vorher gestanden hat und wo man hinwollte.

Heißt das, man soll sich nicht mehr mit anderen vergleichen?

 

Doch, natürlich. Jeder liebt ja letztlich Wettbewerb. Aber man sollte die richtigen Schlüsse aus dem Vergleich ziehen: Was kann ich von dem, der mehr erreicht hat, lernen? Wo kann ich an mir noch arbeiten? Habe ich meine Ziele richtig gesetzt? Wer sich sinnlos ärgert oder sogar als Opfer sieht, wird keinen Erfolg haben, egal was er sich vorgenommen hat.

Auf Ihren Vorträgen ist Ihre zentrale These, dass jeder erfolgreich ist, wenn er nur durchhält.

 

Das ist auch so. Dass auch der längste Weg mit dem ersten Schritt beginnt, ist ja allen klar. Aber was ist, wenn kein zweiter Schritt erfolgt? Oder nach tausend Schritten der tausendunderste ausbleibt? Dann ist es letztlich egal, ob man den ersten Schritt gegangen ist. Denn das Anfangen belohnt niemand. Belohnt wird allein das Durchhalten. Das Beste daran ist: Durchhalten kann jeder. Es ist sehr einfach, man muss es nur tun.

Und der Erfolg kommt dann praktisch von ganz allein?

 

Sagen wir so: Er wird irgendwann unvermeidlich. Denn durch zielgerichtetes Verhalten schaffen wir ja Ergebnisse. Wer einmal gegen alle Widerstände etwas erreicht hat, kann davon ein Lied singen. Erst wird man belächelt, dann beneidet, dann bekämpft und zum Schluss bewundert. Erfolg ist kein Zufall, sondern der Preis harter Arbeit und selbstbewusster Entscheidungen. Deswegen sage ich auch immer: Durchhalten ist einfach, aber nicht leicht.

Nun ist es ja oft so, dass sich die Verhältnisse von außen dramatisch ändern können. Nehmen wir die Digitalisierung, die auch zur Konkurrenz für Finanz- und Versicherungsmakler werden könnte. Manche fürchten sogar, durch Algorithmen ersetzbar zu werden.

 

Das stimmt, das ist ein Bereich, in dem ich besonders häufig Trainings gebe – und viele Teilnehmer spiegeln mir das ebenfalls so wider. Deshalb reicht es nicht, einfach nur stur durchzuhalten; man muss zuvor die richtige Strategie gewählt haben. Aber mal ehrlich: Hätten Sie Lust, Ihre Versicherungsange­legenheiten einer Internetmaschine zu überlassen? Beziehungsverkäufer werden immer ihre Chance haben, weil sie menschlichen Mehrwert bieten, die kein Algorithmus je liefern kann – und das ist vielen Kunden deutlich wichtiger, als noch den allerletzten Cent zu sparen. Sie sehen: Erfolg kann man unter widrigen Umständen haben. Aber man muss seine Freiheit nutzen und Verantwortung übernehmen. Wer Entwicklungen wie der Globalisierung oder dem technischen Fortschritt die Schuld für schwache Ergebnisse gibt, hat die Verantwortung abgegeben und richtet sich in der Opferrolle ein.

Aber ist es denn nicht verständlich, dass man ein sicheres Umfeld anstrebt?

 

Natürlich. Die Welt ist hart und der Mensch sehnt sich eigentlich nach Harmonie und Komfort. Leider bremst der Komfort den Willen zur Veränderung. Wie oft haben mich schon Menschen nach meinen Vorträgen angesprochen und gesagt: „Herr Nussbaumer, das ist ja alles gut und schön, aber bei mir funktioniert das einfach nicht.“ Oder: „Sie haben ja leicht reden, Sie sind ja bereits erfolgreich.“ Als ob mir das in die Wiege gelegt worden wäre! Ich hab nicht einmal Abitur, bin nicht überdurchschnittlich intelligent und habe weder je eine Wahnsinnsidee gehabt noch eine Killerapplikation entwickelt. Ich bin nicht aus dem Bauch meiner Mutter spaziert mit den Worten: „Guten Abend, mein Name ist Robert Nussbaumer, ich habe die Lösung für Sie.“ Aber ich habe nach vielen Rückschlägen irgendwann herausgefunden, dass man dranbleiben muss, um erfolgreich zu sein.

Das hört sich jedoch nach sehr viel eisernem Willen an.

 

So ist es gar nicht, sonst hätten nur Ausnahmemenschen Erfolg. Es gibt ein ganz einfaches Prinzip neben der richtigen Strategie: Wenn du durchhalten willst, muss dir die Sache wichtig genug sein. Tatsächlich ergibt sich das meiste anschließend von selbst. Willst du schön, reich und begehrt sein? Im Prinzip kannst du das noch zu Lebzeiten erreichen. Aber du musst es wirklich wollen – und dann eben auch alles dafür tun.

Ein Spaziergang ist es also auch nicht.

 

Nein. Nehmen Sie das Problem mit dem Abnehmen. Nie reicht die Zeit für Sport, nie kann man sich mit dem Essen einschränken – und letztlich macht es doch nur einen winzigen Unterschied, ob man gerade heute mal das Bier aus dem Kühlschrank holt und endlich die Füße vorm Fernseher ausstreckt, statt etwas für sich zu tun. Aber auf Dauer summieren sich Winzigkeiten zu Bergen und dann stehen die Leute da vor mir und sagen, ausgerechnet bei ihnen klappt es nie. Die Philosophie hat noch nicht die Lösung dafür gefunden, ab wann genau aus Winzigkeiten ein Berg geworden ist. Aber schon die Winzigkeit offenbart mangelnden Willen und damit fehlende Priorität. Es hilft nur eins: loslegen und dranbleiben.

Sie hören sich an, als gebe es da keinen Platz für Zweifel oder Probleme.

 

Ah, doch! Sie werden unweigerlich Probleme bekommen und auch oft genug auf die Nase fallen, auch als erfolgreicher Mensch. Sie haben es nicht einfacher als ein fauler Sack, glauben Sie mir. Sie können ja im Gegensatz zu ihm weder Trost erwarten noch eine Wohlfühlatmosphäre herstellen! Aber wenn man Probleme lösen will, statt sich ihnen zu unterwerfen, dann bestimmt man zumindest über sein Schicksal. Wir können die Zusammenhänge nur verstehen, wenn wir die Froschperspektive aufgeben. Man braucht eine gute Strategie, um sein Problem zu lösen. Aber wenn man sich für eine Lösung entscheidet, dann ist es auch Zeit, sie umzusetzen und nicht ständig neu darüber nachzudenken. Sie kennen das ja: Während die Intelligenten noch grübeln, stürmen die Dummen schon die Festung. Ich bekenne mich dazu, in dieser Beziehung zu den Dummen zu gehören.

Was ist Ihre Empfehlung, wenn Sie jemand fragt, wie er am besten vorgehen soll?

 

Erstens: Frag dich, ob dir reicht, was du hast und was du bist. Zweitens: Wenn du mehr erreichen willst, nimm es dir vor und stelle sicher, dass es dir wirklich so wichtig ist, dass du die Kraft hast durchzuhalten. Drittens: Schaffe dir ein Umfeld, das dich unterstützt statt bremst. Viertens: Handle sofort. Sag dem Zufall adieu. Neue Möglichkeiten und Kontakte ergeben sich dann schon.

Das klingt optimistisch.

 

Nein, das ist Erfahrung. Erfolg ist sehr demokratisch; jeder kann ihn haben, wenn er bereit ist, in ihn zu investieren. Wer dagegen nicht handelt, will eigentlich auch nicht. Die Hindernisse liegen fast immer innen, nicht außen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2017, Seite 78 f.

 
Ein Artikel von
Interview mit Robert Nussbaumer