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17. Mai 2017
„Es wird immer offensichtlicher, dass wir nicht so weitermachen können“

„Es wird immer offensichtlicher, dass wir nicht so weitermachen können“

Marc Friedrich und Matthias Weik haben bereits drei Wirtschaftsbestseller geschrieben. Nun erscheint das neueste Werk des Duos. Mehr denn je müssten Wirtschaft und Politik demnach radikal neu gedacht werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Rettung in letzter Not ist aber gering. Mit einem eigenen Fonds will das Duo Anleger im Falle eines Crashs schützen.

Herr Friedrich, Ihr neuer Buchtitel lautet „Sonst knallt’s!“. Warum steht ohne harte Einschnitte ein großer Knall bevor?

Marc Friedrich Es wird immer offensichtlicher, dass wir nicht so weitermachen können. Die Schere zwischen Arm und Reich nimmt immer stärker zu und die Industrialisierung und Digitalisierung kürzt Millionen Jobs weg. Darauf müssen Antworten gefunden werden. Die Politik ist aber unfähig zu agieren. Sie reagiert immer nur. Durch eine falsche Politik und ausufernden Finanzkapitalismus haben wir eine gefährliche Mischung für den Erfolg von Populisten geschaffen. Die Menschen arbeiten immer mehr und dennoch geht die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Leider lernt der Mensch zumeist nur durch Scheitern oder Katastrophen.

Ist eine rechtzeitige Kehrtwende überhaupt noch möglich?

MF Man könnte die Kuh tatsächlich noch vom Eis holen. Wie, das zeigen wir im Buch auch. Aber nur, wenn jetzt drastische Einschnitte kommen. Sonst kommt nach dem Finanzcrash auch der politische Crash. Dabei steht nicht nur unsere Altersvorsorge, sondern auch unsere freiheitliche Demokratie auf dem Spiel.

Was muss man tun, damit es nicht knallt?

Matthias Weik Einiges. Wir müssen alle Steuern abschaffen. Kaum jemand kann seine eigene Steuererklärung selbst ausfüllen. Allein der ganze Apparat um dieses System herum kostet Milliarden. Das ist so viel vergeudete Energie. Deswegen fordern wir, alle Steuern abzuschaffen bis auf eine: die Konsumsteuer. Dann würde erstmals nicht die Leistung, sondern nur der Verbrauch versteuert. Im momentanen System wird man bestraft, wenn man zur Arbeit geht. Eine reine Konsumsteuer wäre gerecht und transparent. Zudem würde der riesige Wasserkopf der Finanzämter und Steuerberater wegfallen. Damit einhergehend sollte aber auch dringend ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden.

Warum ein bedingungsloses Grundeinkommen?

MF Allein schon für die vielen Millionen Menschen, die durch den Wegfall des Steuerapparats arbeitslos werden. Aber Spaß beiseite. Durch die Industrialisierung und Digitalisierung werden laut Expertenstudien in Zukunft 50 bis 70% der bisherigen Jobs wegfallen. Unter anderem deswegen hat das bedingungslose Grundeinkommen auch immer mehr prominente Unterstützer, wie etwa Elon Musk von Tesla, Joe Kaeser von Siemens oder auch unseren Co-Autor, den dm-Gründer Götz W. Werner. Sie alle haben erkannt, welche Folgen es hat, wenn mehr und mehr Computer den Menschen ersetzen und man von seiner Hände Arbeit nicht mehr leben kann. Schon jetzt arbeiten knapp 9 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor, das heißt, sie können nichts für das Alter auf die Seite legen und werden zu 100% in Altersarmut abrutschen. Diesen Tsunami der Altersarmut wird dann auch der Exportweltmeister Deutschland nicht stemmen können.

Hat Deutschland hierfür nicht schon Sozialleistungen?

MF Schon, aber dass die aktuellen Sozialleistungen die öffentlichen Haushalte sprengen, ist doch offensichtlich. Im Mittelalter mag die Besteuerung von Leistung sinnvoll gewesen sein. Wir leben aber im Zeitalter der absoluten Fremd­versorgung. Und da ist das nicht mehr praktikabel. Die Lösung dieses Dilemmas ist die Konsumsteuer in Kombination mit dem bedingungslosen Grundeinkommen.

MW Zudem würde es keine Steuerhinterziehung mehr geben. Jeder zahlt seine Steuern direkt an der Kasse und sieht schwarz auf weiß, wie viel der Sozialstaat kostet. Wer mehr verbraucht, muss dann auch mehr zahlen. Von den komplexen Steuersystemen profitieren doch vor allem die Großen. Wenn ein Konzern wie IKEA in Luxemburg nur 0,002% Steuern auf 2,5 Mrd. Euro Gewinn bezahlt, kann damit natürlich kein Schreiner vor Ort mithalten, der seine 30% Unternehmenssteuer bezahlt. Da muss man sich nicht wundern, dass immer mehr Mittelständler verenden und nur noch Filialisten übrig bleiben.

Mit 19% Mehrwertsteuer bzw. Konsumsteuer wird man aber nicht auskommen, um ein bedingungsloses Grundeinkommen und andere Staatsausgaben zu finanzieren …

MW Die Konsumsteuer wird natürlich höher sein. Sie dürfte um die 50% betragen. Dafür fallen aber zum Beispiel alle Lohnnebenkosten weg. Im Endeffekt wird die Konsumsteuer für den einfachen Bürger sogar viel billiger.

Trotz all der genannten Schieflagen befinden sich die Aktienmärkte aber auf Rekordkurs. Wie erklären Sie sich das?

MF Ganz einfach: mit der Ausnahme­situation seit 2008. Die Märkte werden mit billigem Geld geflutet. Aufgrund der Nullzinsphase gibt es keine Alternativen zu Aktien mehr. Auf dem Sparbuch bekommt man schon lange keine Zinsen mehr und muss teilweise sogar Negativzinsen zahlen. Auch bei Staatsanleihen muss man teilweise noch Geld mitbringen, um sie kaufen zu dürfen. Der Garantiezins von Lebensversicherungen? Sinkt immer weiter. Und schon bald kostet es Geld, bei der eigenen Bank Geld abzuheben. 2012 wurden wir für genau diese Prognose noch ausgelacht. Heute ist das bereits Realität.

Als Antwort auf die Rahmenbedingungen haben Sie den Friedrich & Weik Wertefonds aufgelegt. Wie legt er an?

MW Viele unserer Kunden haben nach einem physisch hinterlegten Sachwertefonds gefragt. Wir mussten dabei mit Erschrecken feststellen, dass es so etwas noch gar nicht gibt. Und so haben wir Deutschlands ersten offenen, täglich handelbaren Sachwertfonds initiiert, bei dem die Sachwerte physisch hinterlegt sind. Für den Fonds liegen zum Beispiel momentan über 40 Kilogramm Gold im Bankschließfach. Auch das Geld liegt nicht auf irgendeinem Konto, sondern bar im Schließfach. Das interessante dabei ist, dass die BaFin dieses Bargeld nicht als Sicherheit anerkannt hat. Gold hingegen schon. So viel zum Vertrauen in unser Geldsystem.

Was sind die Hauptziele des Fonds?

MF Kapitalerhalt und Vermögenssicherung haben oberste Priorität. Wir investieren in bewährte Sachwerte wie Gold, Silber, Immobilien Ackerland, Wald oder Diamanten. Sachwerte können nie wertlos werden. Sie werden immer Bestand haben und sind durch die Natur limitiert.

Warum Ackerland, Wald und Diamanten?

MW Das klingt erst einmal exotisch, aber Wald zum Beispiel hat von Haus aus eine jährliche Rendite von 1%, denn er wächst jedes Jahr um 1%. Zudem haben sich die Holzpreise in den letzten Jahren überdurchschnittlich entwickelt. In den letzten 20 Jahren waren es zum Beispiel um die 4 bis 6% pro Jahr. Kein Wunder, schließlich verbrauchen wir immer mehr Bau- und Brennholz. Zugleich ist es ein limitierter Sachwert. Und neben dem Wert des Waldbestandes hat man zusätzlich noch den Bodenwert. Deswegen investieren wir gerne in Wälder, vorzugsweise in Deutschland. Die ersten beiden Wälder haben wir in Aussicht.

Und warum Diamanten?

MF Diamanten sind spannend, weil sie wie Edelmetalle von Natur aus limitiert sind, und die Wertdichte ist noch höher als bei Gold. Experten schätzen, dass hochkarätige, lupenreine Diamanten im Jahr 2020 nicht mehr geschürft werden können. Das heißt, dass sie immer seltener werden. Zudem haben sie sich in Krisen immer antizyklisch verhalten, sprich an Wert zugelegt. Damit sind sie zur Diversifikation in einem antizyklischen Fonds ideal geeignet. Die Reichen und Adligen haben sie hierfür schon immer genutzt. Mit dem Fonds wollen wir das auch normalen Anlegern ermöglichen.

Wie ist das bisherige Feedback auf den Fonds?

MF Wir haben viele Anfragen und mittlerweile auch die ersten institutionellen Interessenten. Auch beim Volumen wurden unsere Erwartungen weit übertroffen. Wir liegen jetzt mit 11 Mio. Euro bereits über der wichtigen Marke von 10 Mio. Euro. Und das, obwohl wir auf der Vertriebsseite noch gar nicht richtig losgelegt haben. Das bestätigt uns natürlich darin, dass es der richtige Fonds zur richtigen Zeit ist. Denn immer mehr Menschen erkennen, dass es ohne krasse Einschnitte zum großen Knall kommen wird – und darauf wollen sie vorbereitet sein.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2017, Seite 64f.

 
Ein Artikel von
Matthias Weik
Marc Friedrich

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Horst Weißert … am 17. Mai 2017 - 09:01

Ich bin schockiert über das was ich da lese ... Aber nicht über das, was uns die Autoren prophezeien sondern über den Vortrag naivster Heilmethoden für unser, zugegeben, aktuell etwas angeschlagenes System. Daß ein eigens dafür kreierter Fonds das Allerheilmittel ist konnte ja nur die logische Konsequenz sein. Mei, mei, mei ...