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27. Februar 2018
„Wir wollen eine ganz neue Plattform für Vermittler aufbauen“

„Wir wollen eine ganz neue Plattform für Vermittler aufbauen“

Der Zweitmarkt geschlossener Fonds ist eine von Privatanlegern dominierte Nische – zumindest noch. Schließlich bietet er auch Vermittlern viele Kooperationsmöglichkeiten. Interview mit Alex Gadeberg, Vorstand der Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG.

Herr Gadeberg, der Zweitmarkt für geschlossene Fonds in Deutschland ist 2017 erneut gewachsen. Wie zufrieden fällt Ihr Fazit in Bezug auf das vergangene Kalenderjahr aus?

Wir konnten das Umsatzvolumen deutlich von 264 auf 312 Mio. Euro steigern und damit einen neuen Umsatzrekord erzielen, insofern sind wir sehr zufrieden mit dem vergangenen Jahr. Die börseninitiierte Handelsplattform Fondsbörse Deutschland hat noch nie so vielen Anlegern einen erfolgreichen Handel ihrer geschlossenen Beteiligungen ermöglicht wie letztes Jahr. 2017 hatte aber auch seine Schattenseiten.

Welche?

Wir haben vergangenes Jahr im Marktumfeld beobachtet, dass Anleger von verschiedenen Seiten mit unseriösen Lockangeboten konfrontiert wurden. Die Anleger erhielten dabei Post unter dem Deckmantel, dass sie von Mitgesellschaftern angeblich neutral über eine Verkaufsmöglichkeit informiert würden – leider steckten dahinter oft nur unbegründete Behauptungen und Halbwahrheiten, mit denen Anleger zum Verkauf ihrer Beteiligung unterhalb des dafür erzielbaren Preises gebracht und somit über den Tisch gezogen werden sollten. Daher haben wir uns verpflichtet gefühlt, eine Pressemitteilung zur Warnung der Anleger herauszugeben. Das Problem besteht aber leider immer noch, und daher können wir Anlegern und deren Vermittlern nur zu Folgendem raten: Prüfen Sie solche Angebote bitte sehr genau und vergleichen Sie sie zum Beispiel mit den auf www.zweitmarkt.de erzielten marktüblichen Verkaufspreisen.

Was waren die größten Wachstumstreiber auf dem Zweitmarkt für geschlossene Investmentfonds?

Größte Wachstumstreiber waren wieder die Immobilienfonds: Mit rund 70% stellten sie im vergangenen Jahr erwartungsgemäß den größten Umsatzanteil auf dem Zweitmarkt dar und vollzogen in ihrer Asset-Klasse eine Umsatzsteigerung um 29% von 166 auf 215 Mio. Euro. Besonders im Fokus bei den Anlegern waren dabei deutsche Immobilienfonds. Schiffsfonds waren 2017 insofern eine Überraschung, als dass die Umsätze im Schiffsmarkt unverändert zum Vorjahr bei 51 Mio. Euro blieben. Hier hatten wir erwartet, dass sich die Umsätze wegen der Auflösung bzw. Liquidation von Fonds verringern würden.

Gab es im Jahresverlauf wichtige Trendverschiebungen?

Nein, die Immobilienfonds mit ihren konstant hohen Umsätzen haben die Entwicklung des Vorjahres fortgeführt. Lediglich bei Schiffsfonds zeigten einzelne Monate ein im Vergleich zu den letzten Jahren verhältnismäßig hohes Handelsaufkommen.

Wie dürfte sich der Markt 2018 insgesamt entwickeln?

Wir gehen von einem Umsatz in etwa gleicher Höhe aus und erwarten, dass Immobilienfonds auch 2018 die dominierende Asset-Klasse sein werden. Große Kursveränderungen sehen wir nicht. Die niedrigen Zinsen haben 2017 bei vielen Fonds zu teilweise erheblichen Kurssteigerungen geführt, und dieser Umstand wird sich vorerst kaum ändern.

Werden Immobilienfonds den Markt weiter dominieren?

Ja, davon gehen wir aus. Wir sehen keinen anderen Trend.

Auf dem Zweitmarkt sind überwiegend private Anleger aktiv. Welche Möglichkeiten bietet der Zweitmarkt professionellen Vermittlern?

Wir bieten Kooperationsmöglichkeiten für Kreditinstitute, Vermögensverwalter sowie freie Vermittler an. Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern ist für uns eine strategisch sehr wichtige Quelle sowohl für Verkaufs- als auch für Kaufaufträge. Seit über zehn Jahren leben wir diese Kooperation und haben mit all diesen Partnern extrem gute Erfahrungen gemacht.

Mit erstmarkt.de haben Sie 2017 eine Zeichnungsplattform für geschlossene Alternative Investmentfonds gestartet. Wie fällt hier das bisherige Fazit aus?

Das bisherige Fazit ist erwartungsgemäß eher nüchtern, denn eine solche Initiative braucht Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Im ersten Schritt von erstmarkt.de sind wir 2017 mit unserer B2C-Plattform online gegangen. Unsere B2B-Plattform wird dann im Laufe des ersten Quartals 2018 zur Verfügung stehen.

Was waren die bisherigen Bestseller?

Die gleichen wie auf den Zweitmarkt. Im Erstmarkt für geschlossene Fonds wurden 2017 fast nur Immobilienfonds platziert.

Die Plattform richtet sich vor allem direkt an Anleger. Sind für die Zukunft auch Lösungen für Vertriebe geplant?

Ja, das ist für uns ein sehr wichtiger Schritt. Genau wie im Zweitmarkt möchten wir auch hier strategische Kooperationen schließen. Wir gehen davon aus, dass in der Zusammenarbeit mit Kreditinstituten, Vermögensverwaltern sowie freien Vermittlern in den nächsten Jahren das größte Umsatzpotenzial steckt. Daher wollen wir in dem Bereich eine ganz neue Vermittlerplattform aufbauen. Unser Ziel ist es, eine rechtssichere und komfortable Vertriebs- und Zeichnungsplattform zu etablieren. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass wir den Erstmarkt gemeinsam mit den Vermittlern entwickeln möchten und nicht gegen sie arbeiten.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2018, Seite 60 f.

 
Ein Artikel von
Alex Gadeberg