AssCompact suche
Home
Assekuranz
22. November 2018
ALTE LEIPZIGER - HALLESCHE „Wir werden uns weiterhin auf unsere Stärken besinnen“

ALTE LEIPZIGER - HALLESCHE „Wir werden uns weiterhin auf unsere Stärken besinnen“

Sowohl Kennzahlen als auch Marktakzeptanz stimmen im ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzern. Damit dies so bleibt, will sich das Unternehmen auch künftig weniger auf Abenteuer einlassen, sondern die Stärken Stück für Stück in Richtung Zukunft ausbauen, sagt der Vorstandsvorsitzende Christoph Bohn im AssCompact Interview.

Herr Bohn, zur Mitte des Jahres haben Sie den Vorstandsvorsitz des ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzerns übernommen und Kontinuität versprochen. Was sind hier für Sie die wichtigsten Punkte?

Schon in den letzten Jahren habe ich die erfolgreiche Geschäftsstrategie unseres Konzerns mitgestaltet. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass wir uns weiterhin auf unsere Stärken besinnen und diese kontinuierlich ausbauen. Zentral sind für mich vor allem die sehr gute Kapitalausstattung der Konzerngesellschaften, attraktive und leistungsstarke Produkte für unsere Kunden sowie die verlässliche, rundum kompetente Unterstützung unserer Vertriebspartner.

Lässt sich damit dann schon die Frage klären, dass es einen externen Run-off in der Lebensversicherung bei Ihnen nicht geben wird?

Ja, da hat sich nichts geändert: Kunden, die ein Leistungsversprechen bekommen, erwarten zu Recht, dass wir den Vertrag bis zum Ende der Laufzeit einhalten. Zu diesem Versprechen stehen wir. Für uns ist eine dauerhafte Kundenbeziehung eine Verpflichtung, der wir aufgrund unserer Finanzstärke, insbesondere des hohen Eigenkapitals, auch langfristig nachkommen.

Wie sehen Sie denn darüber hinaus die Herausforderungen, die die Regulierungen mit sich bringen? Solvency II bleibt ja ein Thema. Bei der Zinszusatzreserve (ZZR) soll es ja erst einmal Erleichterungen geben.

Unsere Gesellschaften verfügen über eine sehr gute Kapitalausstattung: Die Solvenzquoten zum 31.12.2017 bestätigen unsere finanzielle Solidität, ohne dass wir Übergangs-, Hilfsmaßnahmen oder ergänzende Eigenmittel in Anspruch genommen haben.

Die Erleichterungen bei der Dotierung der Zinszusatzreserve sind vernünftig, weil nach der bisherigen Regelung mehr ZZR aufgebaut würde als für die Garantien erforderlich ist. Das belastete die Überschussbeteiligung der Kunden unnötig stark und führte zu einem starken Auflösen von Kapitalanlagereserven im Niedrigzinsumfeld. Die Rückführung der ZZR auf eine angemessene Höhe begrüßen wir daher.

Und IDD und LVRG II?

Das Thema IDD hat vor allem unsere Vermittler stark beschäftigt. Wir haben deshalb zum Beispiel im Bereich der Altersvorsorge ein spezielles Online-Tool entwickelt, um dem Vermittler passende Produkte zum Risikoprofil des Kunden anzuzeigen, inklusive automatischer IDD-Dokumentation. So kann er die neuen Pflichtaufgaben in Beratung und Dokumentation zügig erledigen.

In der Evaluierung zum LVRG 2014 sind die Abschlusskosten besonders beachtet worden. Das war zu erwarten. Fakt ist aber, dass seit 2015 die Abschlusskosten deutlich gesunken sind. Auch wir haben damals unsere Vergütungsregelungen angepasst. Da die Provisionszahlungen im Markt insgesamt jedoch nicht so stark gesunken sind wie erhofft, ist die Diskussion über den Provisionsdeckel noch nicht vom Tisch.

Eine Ihrer wichtigsten Aufgaben wird es aber wohl sein, die Digitalisierung im Haus voranzutreiben. Sehen Sie hier im Marktvergleich noch Aufholbedarf?

Im Markt ringen aktuell viele Anbieter mit Hinweis auf „die Digitalisierung“ um Aufmerksamkeit. Von solchen Worthülsen halte ich nichts. Aber natürlich werden auch in unserem Konzern neue, vor allem digitale Prozesse angestoßen.

Zielführend ist dabei die Frage: „Was bringt es?“ Zum Beispiel kümmern wir uns um Schnittstellen und -portale, damit unser Konzern auch in Zukunft ertragreich wachsen und seine Position im Markt festigen kann. Dieses strategisch ausgerichtete Vorgehen hat viele Vorteile – für uns, unsere Vertriebspartner und unsere Endkunden.

Welche Projekte stehen konkret an?

Letztes Jahr haben wir unsere App fin4u eingeführt, die wir noch weiter ausbauen. Die Kunden unserer Geschäftspartner haben mit fin4u die Möglichkeit, ihre Versicherungs- und Bankangelegenheiten digital zu managen, ohne dass damit automatisch im Hintergrund eine Vollmacht für einen anderen Makler in Kraft tritt. Ein schönes Beispiel dafür, dass wir bei unseren Digitalisierungsbemühungen immer zuerst auch an unsere Geschäftspartner denken.

Der HALLESCHE bietet sich die Chance, Kunden als digitaler Gesundheitspartner Mehrwerte zu bieten. Die neue App hallesche4u steht in den Startlöchern. Ab 2019 unterstützen wir unsere Kunden damit bei der Leistungserstattung, der Prävention und der Erhaltung ihrer Gesundheit.

Ihr Haus hat sich einen guten Ruf bei Versicherungsmaklern erarbeitet. Inwieweit werden diese in Ihre digitale Welt eingebunden sein?

Für den Vertrieb werden Tools zur Risikoprüfung immer wichtiger. Über entsprechende Plattformen beantworten wir Vermittlern bereits heute zeitnah Risikovoranfragen zu BU- und Risikolebensversicherungen sowie zu Krankenvoll- und Zusatzversicherungen. Ganz neu ist unser Onlinetool „e-Votum“ für die Lebensversicherung: Ein Dialogsystem mit einfachen Fragen ermöglicht schnell eine verbindliche Entscheidung.

Im Online-Vertrieb für beratungsarme Produkte sehen wir eine Ergänzung zu den bisherigen Vertriebswegen. Hier realisieren wir Online-Endkundenrechner für Produkte von HALLESCHE und AL-Sach. Unsere Vertriebspartner können sämtliche Online-Tools auch für ihren Direktvertrieb beratungsarmer Produkte verwenden.

Ihr Haus steuert immer mehr in Richtung Firmengeschäft. Die bAV dürfte dabei gut laufen. Welche Rolle wird künftig das Konsortium zum Sozialpartnermodell spielen, das Sie mit anderen Versicherern eingegangen sind?

Als einer der führenden Anbieter im Markt bieten wir alle fünf Durchführungswege an. Neben dem Privatkundengeschäft und der BU ist die bAV unser wichtigstes Geschäftsfeld. Auch für die Politik hat die bAV Priorität: Hier rückt jetzt die kollektive Vorsorge in Form der neuen reinen Beitragszusage in den Vordergrund. Mit unserer Konsortiallösung, der Initiative Vorsorge, sind wir gut vorbereitet und hoffen auf ein stärkeres Engagement der Sozialpartner.

Machen Sie auch Fortschritte bei der betrieblichen Krankenversicherung (bKV)? Vermutlich wäre das Geschäft hilfreich auch im Ausgleich zum ausbleibenden Neugeschäft in der Vollkostenversicherung?

Die bKV ist ein junger Markt. Die HALLESCHE hat sich hier schon früh mit Kompetenz, Innovationskraft und umfassender Beratung erfolgreich platziert. Auch in Zukunft werden wir unser Potenzial ausspielen: Auf der DKM haben wir das neue Produkt FEELfree vorgestellt. Ich bin sicher, es wird wieder für viel Beachtung im Markt sorgen – vor allem bei unseren Firmenkunden.

Wie ist denn im Allgemeinen die Entwicklung bei der HALLESCHE? Was sind Ihre Pläne?

Wir werden die Vollversicherung weiterhin im Fokus halten. Trotz schwieriger Zeiten sind wir absolut von ihrer Zukunftsfestigkeit überzeugt. Daneben bauen wir die Zusatzversicherung unter Ertragsgesichtspunkten weiter aus. Mit erfolgreichen Produkten wie OLGAflex, der DENT-Reihe und in der bKV sehe ich uns auf einem sehr guten Weg.

Werden Sie denn gleichermaßen im Gewerbegeschäft als wichtiger Wettbewerber gesehen?

Ja, Vermittlerbefragungen zeigen, dass wir als ein wichtiger Wettbewerber im Gewerbegeschäft angesehen werden, was uns freut. Im Bereich Heilwesen zum Beispiel haben wir uns inzwischen als maßgeblicher Anbieter positioniert. Im Gewerbegeschäft sehen wir insgesamt viel Potenzial – für Versicherer und für Vermittler. Wir arbeiten an weiteren Lösungen, die der wachsenden Komplexität der Risiken mittelständischer Unternehmen gerecht werden und auch den hohen Bedarf an persönlicher Beratung und Betreuung erfüllen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 11/2018, Seite 32 f.

 
Ein Artikel von
Christoph Bohn