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11. Januar 2024
Ausblick: „Sehe Personalgewinnung nicht so schwarz wie viele andere“

Ausblick: „Sehe Personalgewinnung nicht so schwarz wie viele andere“

Was wird sich im Jahr 2024 im Bereich Demografie und Fachkräfte tun, speziell in der Versicherungsbranche? In seinem Ausblick geht es Florian Dismann vor allem auch um Lösungen. Ein Interview über Fachkräftemangel, Employer Branding und Personalgewinnung.

Interview mit Florian Dismann, Geschäftsführer von Finanzmakler Bodensee Konzept
Florian, du beschäftigst dich mit Blick auf deine Zielgruppe mit dem Fachkräftemangel. Den gibt es auch in der Versicherungswirtschaft und in Maklerunternehmen. Wie ist die Branche im Speziellen betroffen?

Die Versicherungsbranche hat in meinen Augen mehrere Herausforderungen. Zum einen das konservative Image, das für junge Menschen oft nicht die erste Wahl ist. Zum anderen die Demografie vieler Maklerunternehmen. Unsere Branche ist einfach klassisch überaltert und hat eine komplette Generation über vernachlässigt, qualifizierten Nachwuchs zu fördern.

Wie schlägt sich denn die Branche deiner Meinung nach bisher? Wo gibt es noch Nachholbedarf?

Mehrere Brancheninitiativen leisten hier seit Jahren tolle Arbeit, um die Branche und das Berufsbild „Versicherung“ attraktiver zu machen. Dennoch fehlt uns die Zeit, da Nachwuchsgewinnung über Jahre konsistent betrieben werden muss und nicht erst, wenn es bereits zu spät ist.

Wo liegen denn überhaupt noch Potenziale, um qualifizierte Mitarbeiter zu akquirieren?

Ich sehe die Personalgewinnung gar nicht so schwarz wie viele andere. Wer Lösungen finden will, findet sie. Wer Ausreden sucht, wird ebenso fündig. Zwei Tipps hierzu:

  • Prozesse im Unternehmen schaffen, die es ermöglichen, Quereinsteiger schnell und effizient zu rekrutieren. Denn viele Schritte im Versicherungsunternehmen können standardisiert werden und bedürfen keiner jahrelangen Versicherungserfahrung.
  • Nachwuchsgewinnung: die Gen Z tickt eben etwas anders, will aber auch „erobert“ werden. Nur nicht mit den klassischen, althergebrachten Methoden. Für unsere Kunden richten wir zum Beispiel jedes Jahr den sogenannten „Karriere Kick“ aus. Dieses bundesweite Erfolgsformat bringt Schüler und Unternehmen spielerisch am Kicker-Tisch zusammen und hilft auch konservativeren Branchen, sich zeitgemäß zu präsentieren und vor allem einen konstanten Zustrom an Azubis zu bekommen.
Wie kann ein Maklerunternehmen denn selbst ein Employer Branding aufsetzen?

Indem es mich anruft. :) Spaß beiseite – Employer Branding macht man nicht einfach mal so „nebenher“. Es macht das Unsichtbare sichtbar – sozusagen die DNA eines Unternehmens. Hierzu zählen Werte, Ziele, Kultur und viele andere weiche Faktoren. Unternehmen, die mit Employer Branding starten, benötigen oft erst selbst Klarheit. Wofür steht ihr Unternehmen, was strahlt es aus, wen will es anziehen? Dass sich das lohnt, sieht man immer wieder an namhaften Arbeitgebern, die regelmäßig die erste Wahl bei Bewerbern sind. Nicht weil sie tolle Produkte oder Dienstleistungen verkaufen, sondern weil sie es geschafft haben, aus ihrer Firma eine Arbeitgeber-Marke zu machen.

Und wie hält man Mitarbeiter im Unternehmen – speziell auch im Maklerunternehmen?

Meiner Meinung nach unterscheidet sich ein Maklerunternehmen hier nicht gravierend von anderen Unternehmen. Grundvoraussetzung ist, dass die Tätigkeit erfüllend ist und im Großteil Freude bereitet und das Unternehmen eine positive Kultur lebt. Parallel würde ich das umsetzen, was Tausende Makler täglich ihren Firmenkunden predigen: Stelle ihnen Benefits zur Verfügung. BKV, bAV, bBU etc. Ich bin jedoch ein Freund davon, die Dinge anders zu nennen. In etwa so: „Liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter: Du bist uns extrem wichtig, aus dem Grund wollen wir, dass du eine bessere soziale Absicherung bekommst als die meisten Angestellten in Deutschland. Wenn du krank wirst, erhältst du eine deutlich bessere Versorgung, als deine GKV dir zur Verfügung stellt. Wenn du längerfristig nicht mehr arbeiten kannst, sichern wir dein Einkommen und dein finanzielles Überleben. Und wenn du im Ruhestand bist, kannst du sogar deinen Lebensstandard annähernd halten.“ Inhaltlich zwar nichts anderes als eine Versicherung. Jedoch vermittle ich das Ergebnis und nicht das Produkt.

Wird 2024 der Fachkräftemangel die größte Herausforderung sein?

Über alle Branchen betrachtet ist der Fachkräftemangel sicherlich eines der Top-3-Probleme unserer Wirtschaft auch in den nächsten Jahren. In Maklerunternehmen sehe ich die Themen Nachfolge, Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit als wichtigste Agenda-Punkte.

Und deine unternehmerischen Vorsätze für 2024?

Ich mache es kurz: das Kundenerlebnis und das Kundenergebnis immer weiter zu optimieren. Denn das sehe ich als meine Haupt­aufgabe als Dienstleister.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Finanzmakler Bodensee Konzept

 
Ein Interview mit
Florian Dismann