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17. Juli 2023
Deutschland will fürs Alter sparen, aber wenige planen Vorsorge
The tireless work of an investment banker. Art collage.

Deutschland will fürs Alter sparen, aber wenige planen Vorsorge

Viele haben Sorgen, dass das Geld im Alter nicht reicht. Daher ist der Sparwille in Deutschland aktuell groß, wie eine Umfrage von Civey und Canada Life zeigt. Allerdings: Insgesamt befassen sich wenige Menschen mit ihrer Altersvorsorge – und das, obwohl sie ihre Rentenlücke ziemlich konkret beziffern können.

70,6% der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life sind wegen der aktuellen Inflationsrate besorgt, dass ihre Altersvorsorge nicht ausreicht. Insgesamt beeinflussen laut dieser Umfrage die Inflation und die Krisenereignisse der letzten Jahre das Vorsorgebewusstsein der Menschen in Deutschland.

Viele wollen sparen

Und Sparen ist wichtiger geworden. Angesichts der Krisen wie Corona, Ukraine-Krieg und der hohen Energiepreise ist es für deutlich mehr Menschen sogar wichtiger geworden (41,3%) als das Konsumieren (16%). Bei den 18- bis 29-Jährigen setzen 44,5% das Sparen an erste Stelle, bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 52,6% und bei den 40- bis 49-Jährigen 44,1%.

Wenige können sparen

Trotzdem können laut Umfrage aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage nur wenige Menschen mehr fürs Alter sparen. Lediglich 12,7% sagen, jetzt mehr für die private Altersvorsorge zu sparen als vor drei Jahren. Knapp 30% sparen sogar weniger. Unter den 18- bis 29-Jährigen beträgt der Anteil derjenigen, die weniger auf die hohe Kante legen als vor drei Jahren, sogar mehr als 40%. Mit zunehmendem Alter sinkt der Prozentsatz. Nichts geändert an ihren Spargewohnheiten haben 45,7% der Befragten.

Sicherheit vor Rendite

Eine Mehrheit von 54,7% setzt beim Sparen für die private Altersvorsorge zudem lieber auf Sicherheit als auf Renditechancen (12,3%). 22,8% machen beides. Mit 23,8% ist die Wertschätzung von Renditechancen bei den 18- bis 29-Jährigen im Vergleich zu allen Altersgruppen am größten und insgesamt doppelt so hoch wie beim Durchschnitt. Für 40,8% ist das Sicherheitsbedürfnis angesichts der Eindrücke der letzten Jahre gestiegen.

„Menschen zeigen viel Realitätssinn“

„Mit dem Sparimpuls in der Krise zeigen die Menschen sehr viel Realitätssinn. Bei einer erfolgreichen Altersvorsorge kommt aber es auch auf das ‚Wie‘ an,“ meint André Meissner, Head of Sales Canada Life. „Wer hier nur auf Nummer sicher geht, verschenkt oft Renditechancen.“ Denn in Zeiten der Inflation brauche es leistungsstarke Anlageklassen wie Aktien, die sich auf lange Sicht schon vielfach bewährt hätten.

Wenige planen Altersvorsorge

Allerdings hat das das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life auch herausgefunden, dass für die Menschen in Deutschland die Planung ihrer privaten Altersvorsorge eher selten auf der Agenda steht. Und das trotz der Vermutung, dass sie im Alter einen hohen Finanzbedarf haben werden.

Fast ein Viertel setzt sich nie mit Altersvorsorgeplanung auseinander

Fast ein Viertel der Befragten, nämlich 24,2%, setzt sich demnach nie mit Altersvorsorgeplanung auseinander. Bei 18,4% steht sie alle sechs bis zehn Jahre oder noch seltener auf dem Plan. Andererseits beschäftigt sich über ein Drittel der Umfrageteilnehmer mindestens einmal im Jahr mit dem Thema.

Altersvorsorgeplanung nicht im Fokus

Für die jüngeren Befragten (18 bis 29 Jahre) steht die Altersvorsorgeplanung nicht im Fokus. In dieser Altersgruppe befassen sich 38,4% nie damit. 22,1% haben mit „Weiß nicht“ bzw. “Keine Angabe” auf die Frage geantwortet. Unter den 40- bis 49-Jährigen befasst sich der Umfrage gemäß fast ein Drittel nie mit der privaten Altersvorsorge.

Aber: Mehrheit hat konkrete Vorstellung vom Ausmaß ihrer Rentenlücke

Was dabei allerdings interessant ist: 54,4% der Befragten haben eine konkrete Vorstellung vom Ausmaß ihrer Rentenlücke. Wer seine Rentenlücke konkret beziffert, sieht zukünftig erheblichen zusätzlichen Finanzbedarf: Über 25% schätzen die Lücke auf über 1.500 Euro pro Monat. Dies ist besonders bei jungen Menschen der Fall – hier gibt etwa die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen eine solche Einschätzung ab. 27,3% haben jedoch bisher in Sachen Altersvorsorge gar keine konkreten Vorsorgemaßnahmen ergriffen. Bei den Jüngeren sind es sogar zwei Drittel, die außer der gesetzlichen Rente nichts für den Ruhestand tun.

„Sinnvolle Maßnahme: Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge“

„Noch immer setzen sich zu wenige Menschen mit ihrer privaten Altersvorsorge auseinander“, sagt Florian Elert, Professor für Versicherungswissenschaften, der die Praxisstudie von Canada Life begleitet hat. „Und das, obwohl die Einschätzung der eigenen Rentenlücke im Alter teilweise sehr hoch ausfällt. Gerade bei den Jungen gibt es Handlungsbedarf. Die Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge, bereits in der Schule, wäre daher eine sinnvolle Maßnahme.“

bAV beliebtestes Vorsorgeprodukt

Bei den zusätzlichen Vorsorgemöglichkeiten sind die betriebliche Altersvorsorge (24,8%), die private Lebens- oder Rentenversicherung (24,3%) sowie die Anlage in Aktien inklusive Fonds und ETFs (23,3%) am beliebtesten.

Meinungen zu Aktienrente gespalten

Die staatlich organisierte Aktienrente sehen die Menschen eher kritisch: Zwar kennen 61,7% der Befragten den Vorschlag der Bundesregierung. Er überzeugt aber den Großteil bisher nicht. Bei der Frage nach seinem Nutzen gibt es etwas mehr Ablehner (39,1%) als Befürworter (37,9%).

„Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke!“

„Unsere Umfrage zeigt: Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke! Die meisten Menschen in Deutschland, vor allem die jungen, täten gut daran, die gesetzliche Rente nur als Grundstock für ihr Alterseinkommen zu sehen,” so Susan Gibson, CEO Canada Life. „Der Staat greift für die gesetzliche Rente ja schon renditeorientierte Ansätze auf. Wir glauben, die Menschen sollten dies auch für ihre individuelle Altersvorsorge tun. Wir möchten mehr Menschen ermutigen, sich von unabhängigen Maklern beraten zu lassen, um die richtige Mischung für ihre Altersvorsorge zu finden, ob mit oder ohne Garantien. Unabhängige Makler und Berater haben die Kompetenzen und das Fachwissen, um Menschen bei der Auswahl von Lösungen zu helfen, die ihren individuellen Umständen und Bedürfnissen entsprechen.“

Über die Befragung

Für die Umfrage wurden im Mai 2023 insgesamt 1.000 Bundesbürger über 18 Jahren befragt, die nicht in Rente oder Pension sind. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ. Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 5 bis 6%. (lg)

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