AssCompact suche
Home
Immobilien
8. März 2024
Energetische Sanierung: Private Vermieter ziehen kaum noch mit
Bamberg street view in Germany

Energetische Sanierung: Private Vermieter ziehen kaum noch mit

Bei den privaten Vermietern hierzulande herrscht Verunsicherung aufgrund der Wohnungspolitik. Dies zeigt sich laut einer Umfrage auch in der Zurückhaltung bei energetischer Sanierung. Die Mehrheit plant derzeit keine Maßnahmen. Bei den Mieten setzen private Vermieter auf Konstanz oder erhöhen nur leicht.

Der Deutschland.Immobilien Vermieterreport wurde in diesem Jahr erstmals gemeinsam von Deutschland.Immobilien und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) veröffentlicht. Die Experten des IW haben dazu rund 1.000 private Vermieter in Deutschland im November 2023 zu verschiedenen Aspekten ihrer Vermietungstätigkeit sowie ihren Einstellungen zu aktuellen wohnungspolitischen Maßnahmen befragt.

Die privaten Vermieter stellen rund 60% der Mietwohnungen und tragen somit maßgeblich zur Vielfalt des Angebots und zur Schaffung von Wohnraum bei, wie Marc-Philipp Unger, Vorstandsvorsitzender von Deutschland.Immobilien, betont. „Gleichzeitig ist die Immobilie als stabiler Sachwert in einem inflationären Umfeld mehr denn je von großer Bedeutung“, so Unger weiter.

55% vermieten nur eine Wohnung

Die meisten der Umfrageteilnehmer vermieten bereits seit vielen Jahren: 26% seit mindestens 20 Jahren, 31% seit mindestens zehn Jahren, lediglich 15% seit weniger als fünf Jahren. Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) vermietet nur eine Wohnung, bei 22% sind es zwei. Nur 7% haben mehr als fünf Mietwohnungen. Demzufolge bilden die Mieteinnahmen bei den meisten der befragten Vermieter nur einen zu vernachlässigenden bzw. geringen Anteil an ihrem Gesamteinkommen, wie 12% bzw. 43% von sich sagen. Bei etwa einem Drittel machen die Mieteinnahmen einen moderaten Anteil aus und nur in seltenen Fällen einen beträchtlichen bzw. gar den Hauptanteil am Gesamteinkommen (7% bzw. 1%). 

Private Vermieter drehen nicht oder nur leicht an Preisschraube

Was die Entwicklung der Mietpreise bei Neuverträgen angeht, zeigt der Vermieterreport folgendes Bild: Rund die Hälfte der Befragten erhöhen aktuell ihre Mietforderungen, entweder moderat (45%) oder stark (4%). Die andere Hälfte der Befragten lässt die Mieten unverändert. Eine sehr kleine Minderheit verringert die Mieten bei Abschluss von Neuverträgen.

Auch bei bestehenden Mietverhältnissen haben 52% der Befragten die Mietpreise im vergangenen Jahr nicht erhöht. 27% haben sie angepasst, aber nur infolge der gestiegenen Betriebskosten. Ein geringerer Teil hat die Mieten wegen gestiegener Nachfrage (8%), durchgeführter Renovierungen (6%) oder aus wirtschaftlichen Gründen (7%) erhöht.

Insgesamt sagen 47% der privaten Vermieter, ihre Mieten im Bestand längere Zeit konstant zu halten, weitere 31% nehmen alle paar Jahre moderate Steigerungen vor. Nur 5% passen die Bestandsmieten fortlaufend an den Markt an. Wie die Studienautoren hierbei anmerken, würden die privaten Vermieter mit ihrer Preispolitik und ihrer langfristigen Orientierung maßgeblich zur Stabilität des Wohnungsmarktes beitragen.

Zurückhaltung bei energetischer Sanierung

Etwas über die Hälfte der Vermieter hat bereits energetische Sanierungsmaßnahmen vorgenommen. Am häufigsten wurden die Heizungsanlagen ausgetauscht. Gründe für die Modernisierungs- und Renovierungsmaßnahmen waren insbesondere langfristige Energieeinsparungen (54%) und die Steigerung der Mieterzufriedenheit (40%).

Was am häufigsten als Ursache angegeben wurde, warum nicht saniert wurde, war mangelnde Dringlichkeit. Wie die Umfrage weiter zeigt, planen 53% momentan keine größeren Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahmen. Die privaten Vermieter wurden auch befragt, was ihrer Wahrnehmung nach die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor am stärksten hemmt. 56% nannten finanzielle Belastungen, 37% die Komplexität der Sanierungsprojekte und 36% gesetzliche sowie regulatorische Hürden.

Die Politik ist gefordert

„Private Vermieter und ihr Engagement sind entscheidend für die wohnungspolitischen Ziele – etwa die Ausweitung des Neubaus oder die energetische Sanierung des Bestands. Unklare Aussagen des Gesetzgebers über Fördermöglichkeiten sowie Diskussionen über weitere Regulierungen und Vorschriften haben zuletzt jedoch zu Verunsicherung geführt – das zeigt sich auch am hohen Anteil der Vermieter, die derzeit keine energetischen Sanierungsmaßnahmen geplant haben“, sagt Prof. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft. Die Politik müsse dringend wieder Verlässlichkeit herstellen, um Neubauinvestitionen anzuregen und die Energiewende voranzutreiben, so der Immobilienexperte weiter.

Vermieter hadern mit Wohnungspolitik

Auf viel Kritik stößt dem Report zufolge bei den privaten Vermietern die aktuelle Wohnungspolitik. Lediglich 16% sind (sehr) zufrieden. Demgegenüber stehen 40%, die (sehr) unzufrieden sind. 57% der Befragten sind der Meinung, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für mittlere Einkommensgruppen hat in der aktuellen Wohungspolitik keinen ausreichenden Stellenwert. Zudem vermissen 55% einen fairen Interessenausgleich zwischen Mietern und Vermietern, da zuletzt nur die Rechte der Mieter deutlich gestärkt wurden. 29% sind der Ansicht, dass der Fokus mehr auf den Bau von altersgerechtem Wohnraum und Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen gelegt werden sollte.

Der gesamte Vermieterreport findet sich unter deutschland.immobilien.de.

Bild: © adisa – stock.adobe.com