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30. November 2023
Gen Z: Mehr Fehltage wegen psychischer Belastungen
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Gen Z: Mehr Fehltage wegen psychischer Belastungen

AOK und BGF-Institut haben Daten von über 300.000 berufstätigen Versicherten unter 30 Jahren analysiert und herausgefunden: Die Fehltage der Gen Z haben sich vor allem wegen psychischer Leiden erhöht. Insgesamt haben die Unter-30-Jährigen im Jahr 2022 so viele Krankenscheine wie nie eingereicht.

Die Zahl von Fehltagen wegen psychischer Belastungen steigt in der Generation Z – so lautet eine besonders auffällige Erkenntnis aus einer Datenanalyse von AOK Rheinland/Hamburg und dem Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut). Dafür wurden Daten von mehr als 300.000 berufstätigen Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg zwischen Rhein und Ruhr mit einem Höchstalter von 29 Jahren ausgewertet.

Gen Z: So viele Krankschreibungen wie noch nie

Mit der Veränderung der Arbeitswelt gehen nicht nur Chancen, sondern auch Risiken einher, insbesondere auch neue Gesundheitsrisiken. Dies betrifft offenbar auch viele jüngere Beschäftigte. So haben die Unter-30-Jährigen im Jahr 2022 so viele Krankenscheine eingereicht wie nie zuvor, wie AOK und BGF-Institut mitteilen. Innerhalb eines Jahres hat sich jede und jeder Berufstätige aus dieser Altersgruppe knapp dreimal arbeitsunfähig gemeldet.

Neuer Negativrekord bei Krankschreibungen

Der Krankenstand unter den Beschäftigten der jüngeren Generation ist insgesamt im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 gestiegen. Im Durchschnitt betrug er 2021 3,65%, nun liegt er bei 5,18%. AOK und BGF-Institut rechnen in dem Zusammenhang vor: Im Jahr 2022 sind durchschnittlich täglich mehr als 5 von 100 Beschäftigten unter 30 Jahren an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Über das Jahr verteilt gab jeder Versicherte unter 29 Jahren im Schnitt 2,79 Krankenscheine ab, im Jahr 2021 waren es 1,83 Krankenscheine. Hier stellt sich folglich ein neuer Negativrekord gegenüber den anderen Vergleichsjahren ein, da die Zahl der Krankschreibungen den Vorjahreswert um knapp 53% übertraf.

Psychische Leiden nehmen zu

Jeder Krankenschein galt im Jahr 2022 durchschnittlich über eine Zeit von 6,8 Kalendertagen. Die jungen Berufstätigen fehlten im Schnitt rund 19 Kalendertage am Arbeitsplatz. 2022 waren es vor allem Atemwegs-, Magen-Darm-Erkrankungen, Corona und Rückenschmerzen, die viele Arbeitsunfähigkeiten nach sich zogen. Insgesamt gab es bei diesen Diagnosen aber wenig Veränderungen zwischen 2013 und 2021.

Was allerdings psychische Leiden angeht, ist ein nahezu stetiger Anstieg zu verzeichnen: In den letzten zehn Jahren hat sich laut AOK und BGF-Institut der Anteil bei den Fehltagen jüngerer Beschäftigter um fast 50% erhöht.

Folge einer Veränderung der Lebensrealität?

Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, nennt dies einen „alarmierenden Trend, der es notwendig macht, sich auch die dahinterliegenden Diagnosen genauer anzuschauen.“ Und sie ergänzt: „Wir stellen fest, dass bei der jüngeren Generation vor allem Angststörungen, Belastungsstörungen und depressive Störungen signifikant zunehmen. Möglicherweise als Folge davon, dass sich für die Generation Z die Lebensrealität elementar verändert hat. Zukunftsängste, Leistungsdruck und eine permanente Erreichbarkeit können zu hohen Belastungen führen und psychische Erkrankungen begünstigen.“

„Das Thema ist kein Tabu mehr“

Michael Wenninghoff, Geschäftsführer des BGF-Instituts, weist allerdings in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Generation Z der Thematik gegenüber aufgeschlossener sei als jede andere Generation zuvor. „Das Thema ist kein Tabu mehr und die Bereitschaft, über psychische Probleme zu sprechen und sich Unterstützung zu suchen, ist bei jungen Menschen sehr hoch“, sagt er und fügt hinzu: „In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, als Arbeitgeber bei jungen Menschen zu punkten, um so Nachwuchskräfte zu gewinnen und diese an das Unternehmen zu binden. Ein Baustein dafür ist ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Gesundheitsmanagement.“ (lg)

Bild: © ARMMY PICCA – stock.adobe.com