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21. September 2023
The heat is on: Übernahmefieber im Maklermarkt (Teil 3)

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The heat is on: Übernahmefieber im Maklermarkt (Teil 3)

Geht dem Markt bald die Luft aus?

Aufgrund der rasanten Entwicklung seit 2020 ist bereits eine nennenswerte Anzahl von Maklerhäusern in neue Hände gekommen (siehe Teil 1 der Artikelserie; Ausgabe Juli). Dennoch dürfte dem Markt die Luft bis auf Weiteres nicht ausgehen: Noch gibt es ausreichend attraktive Targets – gerade unter den mittelständischen eher regionalen Maklerhäusern und O Spezialisten mit Umsätzen in der Spanne von 1,0 bis 2,5 Mio. Euro.

Im ohnehin kleinen Top-Segment der unabhängigen inhabergeführten Maklerhäuser mit zweistelligen Millionenumsätzen dürfte es dagegen bald noch enger werden. Denn zum einen zielen einige der neuen Spieler unter den finanzstarken Konsolidierern explizit auf „Plattform-Deals“; dabei bildet der übernommene Großmakler den Nukleus für einen sukzessiven Ausbau der Gruppe. Zum anderen finden sich dort Unternehmen wie etwa die ARTUS-Gruppe, die ihr Kampfgewicht als ausreichend ansehen, um dauerhaft unabhängig zu bleiben und eine eigene selektive Übernahmestrategie zu verfolgen.

Bewertungen schon über den Zenit hinaus?

Über Geld spricht man nicht, lautet eine landläufige Redewendung. Das gilt ganz besonders für die Kaufpreise bei M&A-Transaktionen, über die die Beteiligten in der Vergangenheit stets Stillschweigen vereinbart haben.

Als verbreitete Einschätzung gilt, dass die Bewertungen für Top-Targets sich in der Spitze bei mehr als dem zehnfachen EBITDA bewegten, bei gehobenen Mittelständlern immer noch im oberen einstelligen Bereich. Im Segment unter 1,0 Mio. Euro Gesamtumsatz war der Preisanstieg geringer, da sich insbesondere die zahlungskräftigen Finanzinvestoren bislang eher weniger mit dieser Größenklasse beschäftigt haben. Hier könnte es auf der Käuferseite nun zu einem verstärkten Trade-off zwischen größerer Verfügbarkeit und vergleichsweise moderaten Bewertungen einerseits, dafür höheren Transaktions- und Integrationskosten andererseits kommen.

Wichtigster Dämpfer für die Bewertung künftiger Deals dürften unzweifelhaft die drastisch gestiegenen Zinsen sein – vor allem für Übernehmer, die mit erhöhtem Fremdkapitaleinsatz agieren. Denn steigende Finanzierungskosten führen zu längeren Amortisationsdauern von Investments, was in aller Regel den Preisspielraum begrenzt.

Dem stehen allerdings auch stabilisierende Faktoren gegenüber: Die hohen Inflationsraten treiben die Versicherungsprämien, was für steigende Provisionseinnahmen bei den Maklern sorgt. Und die „Nachzügler“ unter den Konsolidierern werden Expresszuschläge in Kauf nehmen (müssen), um zu den „Pionieren“ aufzuschließen.

Übernahmewelle rollt weiter

Die Konsolidierung unter den deutschen Gewerbe- und Industriemaklern hat seit 2020 eine Dynamik erreicht, die zuvor kaum vorstellbar erschien. Die Mehrheit der Marktteilnehmer und Experten geht davon aus, dass sich diese Entwicklung noch eine ganze Weile unvermindert fortsetzen wird. Den Hauptgrund dafür nennt Jochen Körner, CEO der Ecclesia-Gruppe: „Das Versicherungsmaklergeschäft ist aus Sicht der Investoren sehr lukrativ. Sie brauchten lange, um es zu verstehen. Jetzt haben sie es verstanden, haben Angst, es zu verpassen und laufen hinterher.“

Auch Thilo Schumacher, Deutschlandchef der AXA, scheint das ähnlich zu sehen: „Im angelsächsischen Raum gab es schon eine sehr starke Konsolidierung, hier ist noch viel denkbar.“

Nachtrag zu den vorangegangenen Teilen der Serie:

Seit der Veröffentlichung der Teile 1 und 2 dieser Artikelreihe kam es zu einigen weiteren beachtenswerten Transaktionen:

Die Ecclesia hat sich mit Nachdruck im M&A-Geschehen zurückgemeldet und im Juli gleich zwei wichtige Zukäufe verkündet: Zum einen wurde das Klinikrente Versorgungswerk erworben. Der größte deutsche Versicherungsmakler für Firmen und Institutionen baut damit sein Leistungsportfolio für Kunden aus dem Gesundheitswesen weiter aus. Zum anderen wurde die Pension Solutions Group übernommen, mit der bereits eine langjährige Kooperation bestand. Die PS Group zählt mit 120 Mitarbeitern zu den führenden Dienstleistern im Bereich Corporate Employee Benefits. Erklärtes Ziel ist es, zusammen größter und servicestärkster Vorsorgemakler für Kundenunternehmen in der D-A-CH-Region zu werden.

Die ARTUS Gruppe hat die MaCo-Gruppe gekauft, die acht Firmen mit insgesamt 25 Mit­arbeitern umfasst. Damit baut ARTUS die Präsenz in der Fläche aus und schließt die Lücke in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Der Außenauftritt der MaCo-Unternehmen soll schrittweise gemäß der Corporate Identity der ARTUS Gruppe geändert werden. Außerdem setzt die ARTUS Gruppe mit der Übernahme der Allcons AG auch in der Schweiz auf weiteres Wachstum.

Lesen Sie auch:

The heat is on: Übernahmefieber im Maklermarkt (Teil 2)

The heat is on: Übernahmefieber unter Gewerbe- und Industriemaklern (Teil 1)

Bild: © terovesalainen – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Klaus-Jürgen Baum