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19. März 2024
IAB-Studie zur Automatisierbarkeit von Berufstätigkeiten
Program coding automation by generative artificial intelligence or AI concept. Collaboration between robotic hand and human software developer solving, debugging or writing script.Trailblazing

IAB-Studie zur Automatisierbarkeit von Berufstätigkeiten

Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat untersucht, in welchem Maße Berufe aktuell potenziell durch den Einsatz von Computern ersetzbar sind. Grundsätzlich wird festgestellt, dass insbesondere Hochqualifizierte die Digitalisierung verstärkt zu spüren bekommen.

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erhöhte sich zwischen 2019 und 2022 der Anteil der Tätigkeiten, die potenziell von Computern erledigt werden könnten, in Expertenberufen mit 10 Prozentpunkten besonders stark. Er beträgt demnach nun knapp 36%. Die Studie unterscheidet zwischen Experten-, Spezialisten-, Fachkraft- und Helferberufen (siehe Grafik). Am höchsten ist der Anteil automatisierbarer Tätigkeiten der Studie zufolge in Helfer- und Fachkraftberufen.

Tätigkeiten in Spezialistenberufen zu 50% automatisierbar

 

IAB-Studie zur Automatisierbarkeit von Berufstätigkeiten

 

Im Durchschnitt sind in Spezialistenberufen inzwischen rund 50% der zu erledigenden Aufgaben automatisierbar, heißt es weiter vom IAB. Das Substituierbarkeitspotenzial ist in diesen Berufen, in denen die Beschäftigten in der Regel einen Meister-, Techniker- oder Bachelorabschluss innehaben, seit 2019 um 5% nach oben geklettert. Laut IAB-FORUM, Magazin des IAB, zeigt das „Substituierbarkeitspotenzial“ an, in welchem Ausmaß Berufe gegenwärtig potenziell durch den Einsatz von Computern oder computergesteuerten Maschinen ersetzbar sind. 

Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“ am IAB, stellt fest: „Insgesamt lässt sich feststellen: Je höher das Anforderungsniveau, desto stärker nehmen Substituierbarkeitspotenziale zu. Aber gerade in Berufen, für deren Ausübung typischerweise ein weiterführender oder Hochschulabschluss vorausgesetzt wird, ist der Anteil der substituierbaren Tätigkeiten noch immer geringer als bei anderen Anforderungsniveaus“.

Substituierbarkeitspotenzial in Fachkraftberufen am höchsten

In Fachkraftberufen erhöhte sich der Anteil der automatisierbaren Tätigkeiten seit 2019 um 3,5 Prozentpunkte. Hier ist das Substituierbarkeitspotenzial mit durchschnittlich 62% mittlerweile am höchsten. In den Helferberufen ist es mit rund 57% im Jahr 2022 etwa gleich hoch geblieben.

Neue Möglichkeiten durch Einsatz von KI

Vor allem geht es um den möglichen Einsatz generativer KI. Dies hat laut IAB dazu beigetragen, dass zwischen 2019 und 2022 eine Reihe von Tätigkeiten substituierbar geworden sind, die vorher als nicht automatisierbar galten, z. B. das Programmieren von Software.

IAB-Forscherin Katharina Grienberger beruhigt: „Dennoch können durch den Einsatz von KI-Programmier-Generatoren in keinem Beruf alle typischen Tätigkeiten vollumfänglich automatisch erledigt werden.“ Wichtiger werde in diesen Berufen jedoch, präzise zu formulieren, was genau erreicht werden soll. Denn der Schlüssel zu guten Ergebnissen seien die Textbefehle, die der KI erteilt werden, sagt sie.

Die Studie stellt auch fest: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in Berufen, in denen mindestens 70% der Tätigkeiten potenziell substituierbar sind, deutschlandweit durchschnittlich von 34% im Jahr 2019 auf 38% im Jahr 2022 gestiegen.

Wie steht es um den Beruf „Versicherungsmakler/in“?

Ob und gegebenenfalls wann die Möglichkeiten der Automatisierung tatsächlich ausgeschöpft würden, hänge von vielen Faktoren ab, sagt Wiebke Paulus, Mitautorin der Studie. Eher nicht substituiert würden Tätigkeiten, wenn menschliche Arbeit wirtschaftlicher, flexibler oder von besserer Qualität ist. „Auch rechtliche oder ethische Hürden können die Nutzung beschränken. Ebenso können neue Technologien Arbeitsplätze schaffen“, so Paulus.

Informationen zur Höhe der Substituierbarkeitspotenziale in den jeweiligen Berufen finden sich im IAB-Job-Futuromat. Für den Beruf „Versicherungsmakler/in“ gibt dieser aktuell an, dass „5 der 7 Kerntätigkeiten in diesem Beruf […] – Stand heute – automatisierbar“ seien. Laut der Website beträgt die Automatisierbarkeit 71%.

Über die Studie

Die Studie betrachtet alle zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen Beruf relevanten und verfügbaren Technologien. Die Substituierbarkeitspotenziale werden alle drei Jahre seit 2013 bestimmt. (lg)

Bild: © Summit Art Creations – stock.adobe.com; Grafik: © IAB