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24. Oktober 2023
Karl-Theodor zu Guttenberg zu Effekten geopolitischer Trends

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Karl-Theodor zu Guttenberg zu Effekten geopolitischer Trends

Ablenkungen im Westen

Was könnte sich aus diesen geopolitischen Trends entwickeln? Es gebe nun Konfliktlagen wie den Ukraine-Krieg und die Eskalation im Nahen Osten, die nicht getrennt voneinander betrachtet werden könnten. Denn diese Konflikte, mit denen der Westen somit beschäftigt sei, lassen bspw. die Versuchung eines dieser Kraftfelder, nämlich Chinas, steigen, in der Angelegenheit Taiwan schneller aktiv zu werden.

Deutschlands Abhängigkeiten

Für Deutschland seien die derzeitigen Geschehnisse keine gute Ausgangslage, was für zu Guttenberg vor allem an den Abhängigkeiten liegt, die die Bundesrepublik in der Vergangenheit gebildet hat. Zum einen sei da die Abhängigkeit bei der Energieversorgung, die mehr oder weniger an einem einzigen Land hänge, nämlich Russland.

 

Karl-Theodor zu Guttenberg zu Effekten geopolitischer Trends

 

Als Zweites nennt zu Guttenberg die Exportabhängigkeiten, die Deutschland derzeit zum Nachteil werden. Denn viele der sehr erfolgreichen deutschen Schlüsselindustrien exportieren nach China. Und zu guter Letzt: die Sicherheitsabhängigkeit von den USA. Denn hier hätten die USA Europa regelmäßig zur Seite gestanden. Deutschland habe es dagegen versäumt, die eigene Rüstung auf ein Level zu heben, mit dem es seine und die europäischen Probleme auch ohne US-amerikanische Unterstützung lösen könne. Sollte hier ein Ernstfall entstehen und man könne nicht mehr mit Unterstützung aus den Staaten rechnen, dann, so Guttenberg: „Gute Nacht“.

Was können wir tun?

Gerade in der zweiten Hälfte des Vortrags war die leitende Frage für zu Guttenberg schließlich: Was kann Deutschland in der aktuellen Situation tun? Um den Spagat zwischen dem eher düsteren geopolitischen Bild und dem Appell, an Lösungen zu arbeiten, zu schaffen, betonte der ehemalige Bundesminister zunächst, dass Deutschland immer noch in vielen Teilen der Welt bewundert werde. Deutschland liefere nach wie vor exzellente Forschungsleistungen, werde weiterhin für sein Sozialsystem und seine Infrastruktur beneidet und sei z. B. auch in seiner Gesundheitsversorgung immer noch sehr viel besser als andere. Doch diese Wettbewerbsfähigkeit müsse weiter erhalten werden.

Punkt 1 sei hierbei die Diversifikation. Es werde laut zu Guttenberg in allen Bereichen darauf ankommen, sich von Abhängigkeiten wie den oben genannten zu lösen, alternative Strategien zu durchleuchten und auch zu beginnen, mit ihnen zu arbeiten. Weiterhin sei es aus Unternehmenssicht wichtig, sich geopolitische Expertise ins Haus zu holen. Dabei reiche es nicht, „abends ntv zu glotzen“, sondern solch eine Expertise müsse an der Spitzenebene im Haus angelegt sein – und auch wahrgenommen werden. (mki)

Bilder: © DKM