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14. August 2023
Lebenserwartung: Männer und Frauen gleichen sich an
Group Of Senior Friends Hiking In Countryside

Lebenserwartung: Männer und Frauen gleichen sich an

Wie haben sich die Unterschiede bei der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt, dass sie sich seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder verringern. Woran liegt’s?

Wo werden Männer fast so alt Frauen – und wo nicht? Mit den Antworten auf diese Frage haben sich Forschende am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in einer neuen Studie befasst. Denn über viele Jahrzehnte hinweg erhöhte sich die Lebenserwartung von Frauen schneller als die von Männern. Seit Ende des 20. Jahrhunderts verringern sich nun jedoch die Unterschiede wieder, heißt es vom BiB. Für die Studie wurden erstmals detaillierte Todesursachendaten für 228 Regionen in sieben europäischen Ländern untersucht. Mitte der 90er-Jahre lagen Männer in den betrachteten Regionen bei der Lebenserwartung durchschnittlich über sieben Jahre hinter Frauen zurück. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieser Wert laut Studie aber auf unter 5,5 Jahre verringert.

Erhebliche räumliche Unterschiede

Auffällig sind auch erhebliche räumliche Unterschiede: Beispielsweise sind die Differenzen mit teilweise weniger als vier Jahren in Süddeutschland, Dänemark und der Schweiz besonders gering. Ganz vorne liegt die Region Nordwestschweiz mit Basel und Umland mit nur 3,3 Jahren Abstand. Es folgt die Region München und Umland mit 3,5 Jahren. In anderen Regionen seien die Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit sechs und mehr Jahren etwa doppelt so groß, z. B. in Teilen Ostdeutschlands, Tschechiens, der Slowakei und Frankreichs. Außerdem ist der Studie gemäß der Rückstand der Männer in vielen Großstädten geringer als in weniger zentralen Regionen eines Landes.

Florierende Großstädte attraktiv für gesunde und qualifizierte Bevölkerungsgruppen

Mortalitätsforscher Markus Sauerberg vom BiB erklärt dies so: „Florierende Großstädte ziehen durch ihre guten Jobmöglichkeiten eher gesunde und qualifizierte Bevölkerungsgruppen an, während strukturschwache Regionen weniger attraktiv für diese Menschen sind.“ So wird in großen Städten oft eine vergleichsweise niedrige Sterblichkeit mit geringen Geschlechterunterschieden beobachtet.

Deshalb stieg die Lebenserwartung von Männern lange Zeit langsamer

Was trägt denn dazu bei, dass die Lebenserwartung bei Männern langsamer anstieg als bei Frauen? Im 20. Jahrhundert waren etwa gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen wie das unter Männern weiter verbreitete Rauchen von wesentlicher Bedeutung. Außerdem hatten Männer eine deutlich höhere Erwerbsbeteiligung. Dadurch waren sie in größerem Maße arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Der Aufholprozess der Männer im Hinblick auf die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten hat nun mehrere Gründe: „Der zunehmende Einsatz von Herzschrittmachern half gerade bei ihnen, die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren“, so Sauerberg.

Frauen begannen ab 1960ern in hohem Maße mit Rauchen

Ein weiterer Faktor ist: Bei Männern ebbt die durch das Rauchen bedingte Sterblichkeit bereits ab, bei Frauen steigt sie noch weiter an. Warum? Frauen fingen erst ab den 1960er-Jahren in einem hohen Maße mit dem Rauchen an, so das BiB. Durch die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen nehmen zudem Geschlechterunterschiede bei arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken ab.

Nur kleiner Teil hat biologische Ursachen

In anderen Studien wurde bereits gezeigt, dass lediglich ein kleiner Teil der Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist. Vielmehr hängen die Differenzen zusammen mit dem Lebensstil und der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten. Diese Aspekte können durch persönliches Verhalten und die Gesellschaft beeinflusst werden. Und: Wenn sich Rollenbilder annähern, gleichen sich tendenziell auch die Sterblichkeitsunterschiede zwischen Männern und Frauen an.

Rollen von Männern und Frauen: Einfluss auf Geschlechterunterschiede in Sterblichkeit

Sebastian Klüsener, Mitautor der Studie, meint: „Wie etwa die Rollen von Männern und Frauen in Privatleben, Beruf und Krisensituationen gesellschaftlich gesehen werden, hat einen erheblichen Einfluss auf die Geschlechterunterschiede in der Sterblichkeit.“ Dazu zähle etwa, ob der Mann eher in der Verantwortung für das Haushaltseinkommen gesehen wird, oder ob bestimmte gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen wie das Rauchen oder der Alkoholkonsum bei Männern oder Frauen eher toleriert werden und verbreiteter sind.

Zur Definition von Lebenserwartung

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt gibt an, wie viele Jahre ein Mensch leben würde, wenn das ganze Leben hindurch die in dem betrachteten Zeitraum gemessenen altersspezifischen Sterblichkeitsraten gelten würden. Der Indikator erlaubt, die Sterblichkeitsverhältnisse zwischen Bevölkerungen bzw. Teilbevölkerungen (wie etwa Männer vs. Frauen) und im Zeitverlauf vergleichen zu können. (lg)

Bild: © Monkey Business – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 15. August 2023 - 22:36

Bei der Lebenserwartungsstatistik ab Geburt sind sämtliche Todesfälle durch Unfälle und Krankheiten bis zur Rente berechnet. Das ergibt krass niedrigere Lebensdauern. Jedermann/Frau sollte von bald 95 Jahren durchschnittlichem Lebensalter ausgehen-oft mit hohen Zusatzkosten. Mit unserer Jahrhundertinnovation für 9% Rendite -oder eher MEHR, können Eltern für Ihre Kinder mit € 50,00 monatlich ganz bestimmt adäquat vorsorgen. Vorstände können mit Alleinstellung Ihre Kunden bevorzugen. Garantiert die Lösung um weltweit bis 80% der Bürger, mit viral gehender Marketingidee, zu versorgen und Sozialsysteme zu entlasten.