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13. Juni 2016
Makler-Kommentar: „Digitalisierung, eine Branche wirklich im Wandel ...?“

Makler-Kommentar: „Digitalisierung, eine Branche wirklich im Wandel ...?“

Die Prozesse in der Versicherungswirtschaft werden digitalisiert. Trotzdem hake es immer noch an durchgängigen Workflows in der Zusammenarbeit zwischen Versicherern und Maklerbüros – und der wichtigste Aspekt werde in den Bemühungen sowieso vergessen. Ein Kommentar von Sven Dohlen, Geschäftsführer der DUV Steffen Reichelt Versicherungsmakler GmbH & Co. KG.

Es vergeht kein Tag im Jahr 2016, an dem nicht in irgendeiner Fachzeitung über Digitalisierung in der Versicherungsbranche berichtet wird. Es wird geschrieben, gepostet, gelikt und gebloggt was das Zeug hält. Aber hat uns dies wirklich weiter gebracht?

Aus Sicht des Maklers kann ich nur sagen, nicht wirklich. Wir haben aus unserer Sicht alle technischen Voraussetzungen bereits seit mehreren Jahren geschaffen. Es scheitert aus Sicht des Maklers häufig an Kleinigkeiten. Der Prozess wird an irgendeiner Stelle unterbrochen oder ist noch nicht zu Ende definiert. Und dies, obwohl seit Jahren bereits Schnittstellen wie BiPRO weiter vorangetrieben werden.

Für einen Versicherer ist die Digitalisierung ebenfalls unumgänglich. Kostendruck und geringes Neugeschäft machen dies Notwendig. Aber genau wie auf Seiten der Makler bedeutet es doch im ersten Schritt eine Investition! Ganz zu schweigen von den Heerscharen an Juristen bei den Versicherern die sich um Datenschutz und um „absolute correctness“ bemühen. Vielleicht sollten die Investitionen an anderen Stellen eingesetzt werden.

InsurTechs fühlen sich dem Markt weit voraus. Technisch gut aufgestellte Menschen schaffen einen „Ordner“ in dem die Versicherungskunden ihre Dokumente hochladen, einsehen und verändern können. Ist das wirklich ein technischer Fortschritt? Oder gar eine Innovation? Seit der Gründung von Microsoft im Jahr 1975 arbeiten wir mit Ordnern auf unseren Personal Computern. Nur weil bei InsurTechs viel Geld für Marketing ausgegeben wird ist dies noch lange keine Innovation. Das wichtigste bei all den „GROßEN“ Überlegungen der Branche wird oft vergessen …

Der Versicherungskunde

Wenn ich in den letzten Jahren mit meinen Kunden über das Thema Digitalisierung gesprochen habe, so war es für über 90% der Befragten wichtig, die Digitalisierung in der Beratung weiterzuentwickeln. In der Konsequenz bedeutet dies, dass Digitalisierung zwar ein sehr wichtiger Baustein ist aber die persönliche Beratung trotzdem nicht unwichtiger wird. Wir leben in einer sich immer schneller drehenden Welt. Menschen/Kunden werden zukünftig noch mehr nach dem Kriterium entscheiden, welcher Dienstleister die Arbeit abnehmen bzw. erleichtern kann!

Fazit: Wir dürfen bei all unseren Überlegungen die gemeinsamen Kunden nicht aus dem Auge verlieren. Ertrag und Kostenoptimierung dürfen nicht zulasten unserer Kunden gehen. Mir kommt es manchmal so vor, als ob Ertrag und kurzfristige Exit Strategien im Vordergrund stünden. Es wäre falsch, den Kollektivgedanken einer Versicherung zu ignorieren! In unserer schnelllebigen Welt wird der Kollektivgedanke wieder an Bedeutung gewinnen. Lassen Sie uns gemeinsam an einer digitalen Zukunftswelt unserer Branche arbeiten.

Kommentartext: Sven Dohlen, DUV Steffen Reichelt Versicherungsmakler GmbH & Co. KG (ein Unternehmen der AVENTIO Finanzkanzlei GmbH).