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16. Januar 2015
Max Otte über Gazprom, Gold und Dividendenwerte wie Allianz und Munich Re

Max Otte über Gazprom, Gold und Dividendenwerte wie Allianz und Munich Re

Max Otte ist insgesamt so skeptisch wie lange nicht mehr. Wie der Investmentexperte vor diesem Hintergrund in Bezug auf das Edelmetall Gold sowie einigen heiß diskutierten Aktien steht, erläutert er im Gespräch mit AssCompact. Auch die Versicherer Allianz und Munich Re nimmt Otte dabei unter die Lupe.

Herr Prof. Dr. Otte, zur Krisenabsicherung haben sie stets eine Beimischung von rund 10% Gold zur Krisenabsicherung empfohlen. Gilt das unverändert?

Absolut. Gold ist immer eine attraktive Beimischung als Absicherung für den Worst-Case. Zudem ist es aktuell so schön billig. Ich glaube den Gerüchten nicht, dass es weiter in Richtung 1.000 Dollar fällt. Wer einen Hebel auf Gold haben will, kann zudem Goldminen-Aktien kaufen. Sie haben nach langer Durststrecke in den letzten Tagen wieder gedreht. Vor drei Monaten war das bullish Sentiment bei 0. Es gab also keine Bullen für Goldminen-Aktien mehr. Auch fundamental verbessert sich das Bild. Viele Unternehmen haben ihre Bilanzen verbessert. Zudem werden unprofitable Minen geschlossen. Steigt der Goldpreis können diese trotzdem schnell wieder geöffnet werden. Da ist also viel Potenzial vorhanden.

Gilt bei Aktieninvestments mehr denn je das Motto: „Qualität zum kleinen Preis“?

Innerhalb des Aktiensegments gibt es immer spekulative Aktien oder Turnaround-Titel. Das ist eh nur etwas für Profis. Auf der anderen Seite gibt es normale Unternehmen wie Ölkonzerne, Versicherer oder Industrieunternehmen. Letztlich gibt es noch die Top-Qualität wie Nestlé, Fuchs Petrolub oder Novartis. Diese ist seit einigen Jahren zwar schon preislich recht ausgereizt. Anders als bei erstklassigen Immobilien gibt es allerdings noch keine Preisblase. Gerade wenn man eine größere Krise für möglich hält, sind die Bewertungen oft gerechtfertigt. Eine Nestlé-Aktie ist mir daher immer noch lieber als die meisten Immobilien.

Mit Allianz und Munich Re haben Sie zuletzt auch zwei große deutsche Versicherer als Favoriten für 2015 genannt. Warum?

Das sind zwei klassische Beispiele für mittlere Qualität. Sie sind zwar nicht so stabil aufgestellt wie etwa Nestlé. Aber auch Allianz und Munich Re sind breit aufgestellt. Trotz schwächelnden Lebensversicherungsgeschäfts haben sie ihre Geschäfte breit aufgestellt und zahlen gute Dividenden. Die Allianz ist aktuell sogar Dividendenkönig im Dax. Wie viele Titel aus der normalen Qualität in Europa sind sie zudem verhältnismäßig billig.

In Sachen Bewertung macht derzeit vor allem eine Aktie auf sich aufmerksam: Gazprom. Lässt die Bewertung mit einem KGV von unter 3 auch ihr Herz höher schlagen?

Ja, wir haben die Aktie daher auch mit einer kleinen Position im Portfolio. Es ist ein absolut solides Unternehmen. Gazprom fällt aber in die Kategorie der Turnaroundwerte mit hohem Risiko. Wenn sich der Konflikt mit Russland verschärft, kann man unmöglich sagen, was bei dem russischen Gasriesen passieren wird. Im schlimmsten Falle kann dieses Investment auch komplett weg sein. Entspannt sich der Konflikt kann es aber auch wieder Richtung der alten Kursniveaus von zehn Euro gehen.

 

Dies ist der zweite Teil des AssCompact-Interviews mit Max Otte. Wie er die allgemeinen Aussichten und die Gefahr einer größeren Wirtschaftskrise einschätzt, erfahren Sie im ersten Teil.