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29. März 2017
Neue Studie kritisiert mangelnde Transparenz im Leistungsverhalten der BU-Versicherer

Neue Studie kritisiert mangelnde Transparenz im Leistungsverhalten der BU-Versicherer

Wie lange sich in einem BU-Leistungsfall die Bearbeitung hinziehe, ob und wie lange der Versicherer zahle, das gleiche für Versicherte und Versicherungsvermittler einem Würfelspiel, so das Fazit einer aktuellen Studie von PremiumCircle Deutschland. Im Vergleich der Versicherer ergebe sich eine hohe Spreizung etwa bei Leistungsanerkenntnissen, Bearbeitungsdauer, Nachprüfungen oder Erfolgsquoten bei Klagen.

Mehr Transparenz im Leistungsverhalten der BU-Versicherer fordert die PremiumCircle Deutschland GmbH, die unter anderem als Informations- und Softwareanbieter am Markt agiert, Versicherer berät und ein eigenes Maklernetzwerk initiiert hat. Im November vergangenen Jahres hat PremiumCircle eine Qualitäts- und Transparenzinitiative angekündigt, in deren Rahmen nun eine Studie zum Leistungsverhalten der Versicherer erstellt wurde. Diese kommt zu anderen Ergebnissen als vorangegangene Branchenuntersuchungen.

An der Studie haben sich 15 Versicherer mit einem Gesamtmarktanteil von 23,2% der BU-Verträge beteiligt. 62 Versicherer wurden angeschrieben. Abgefragt wurden mehrere Jahre, für das Jahr 2014 ließen sich die Antworten am meisten verdichten, sodass sich die Auswertung auf dieses Jahr bezieht. Vorgestellt wurde die Studie auf dem „1. Rechtssymposium Berufsunfähigkeit“ der PremiumCircle am Dienstag in Frankfurt.

Große Unterschiede je nach Versicherer

Der Studie zufolge wurden 2014 von 16.150 Leistungsfällen 72,2% anerkannt. Entsprechend wurden 27,8% nicht anerkannt. Allerdings variiert hier die unternehmensindividuelle Quote zwischen 55,8% und 13,9%. Das bedeutet, dass bei einzelnen Versicherern die Hälfte der Anträge abgelehnt wurde. In knapp 9% der 4.494 abgelehnten Fälle wurde eine Klage durch den Versicherungsnehmer erhoben, die Erfolgsquote der Kläger lag je nach Versicherer zwischen 0% und 83,3%.

Etwas weniger als zwei Drittel der Leistungsfälle wurden unbefristet anerkannt, hier variieren die unternehmensinternen Anerkennungsquoten zwischen 36,2% und 83%. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer betrug 95 Tage, wobei hier eine Varianz von 30 bis 219 Tagen bestand.

Auch bei den Nachprüfungen ergeben sich hohe Abweichungen. Im Jahr 2014 wurde von den teilnehmenden Versicherern in 6.060 Fällen die BU-Rentenzahlung ehemals unbefristeter Leistungsanerkenntnisse eingestellt. Davon wurden knapp 19% aufgrund einer Nachprüfung eingestellt. Die unternehmensindividuelle Varianz liegt zwischen knapp 40% und 4%.

Politische Leitplanken für BU-Versicherung

Für Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer der PremiumCircle Deutschland GmbH, liegen die großen Unterschiede im Leistungsfall an unbestimmten Begriffen und unverbindlichen Formulierungen in den Vertragswerken. Er fordert deshalb politische Leitplanken für die BU-Versicherung. Gorr geht davon aus, dass die BU-Versicherung in der nächsten Legislaturperiode auf die politische Agenda kommt. Einerseits aufgrund des Leistungsverhaltens der Versicherer, andererseits aufgrund der Tatsache, dass zu wenige Menschen überhaupt eine BU-Versicherung hätten.

Mehr Qualität in der Beratung

PremiumCircle will aber nicht nur Politik und Versicherer in die Pflicht nehmen, sondern auch Versicherungsvermittler und Ratingunternehmen. So spricht er etwa von inflationären Höchstbewertungen für einen Großteil der BU-Versicherer durch die Ratingunternehmen. BU-Vermittler wiederum hätten keine valide Beratungsbasis zur konkreten Produktleistung und zu wenige Kenntnisse über das Leistungsverhalten der jeweiligen Versicherer.

Durchschnittliche BU-Renten in Höhe von 795 Euro, wie sie die Studie ergeben hat, seien zu niedrig für eine wirkliche Absicherung. Die bei dem Symposium anwesenden Versicherungsmakler sehen hier ein Defizit auf der Beratungsseite. Umso kritischer seien diese Rentenhöhen zu sehen, da der Eintritt der BU bei den untersuchten Fällen schon bei knapp 46 Jahren läge. Neben der eingeforderten Transparenz bei den Versicherern sei auch mehr Ausbildung und Qualifikation bei den Vermittlern notwendig, so die Einschätzung.

Medienwirksame Aufbereitung

Dass er mit der aktuellen Studie auf Konfrontationskurs mit der Branche geht, weiß PremiumCircle-Chef Gorr. Die Kritik wirkt pauschal, auch wenn er bei einzelnen Versicherern durchaus gute Ergebnisse sieht. Hier hofft Gorr, dass sich diese nun offensiv verhalten und mit Transparenz vorangehen werden. Von einer hohen Medienpräsenz der Studie ist auszugehen. In einer ersten Stellungnahme hat der GDV gegenüber Spiegel online bereits Kritik an Studie und Absichten des Initiators geübt. (bh)