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15. August 2014
Niedrigzinsen belasten Pensionsrückstellungen der Unternehmen

Niedrigzinsen belasten Pensionsrückstellungen der Unternehmen

Die anhaltende Niedrigzinspolitik in der Euro-Zone zeigt deutliche Auswirkungen auf die Pensionspläne deutscher Unternehmen. In der ersten Jahreshälfte sank der Ausfinanzierungsgrad der DAX-Pensionspläne laut einer Auswertung von Towers Watson auf 61,3%. Ende 2013 waren es noch 65,3%. Der Rückgang habe vor allem einen Grund: sinkende Zinsen.

Neben den DAX-Konzernen wiesen auch die Unternehmen aus der zweiten Reihe sinkende Ausfinanzierungsgrade auf. Das ist das Ergebnis der Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ der Unternehmensberatung Towers Watson. Die Ursache für den Rückgang sieht die Towers Watson im Absinken des Rechnungszinses auf 3,07%. Ende 2013 lag er noch bei 3,65%. „Das Absinken des Rechnungszinses hat die deutschen Pensionspläne sichtbar getroffen. Gleichwohl haben Schwankungen in diesem Rahmen keine direkten Auswirkungen auf die sehr langfristig orientierte betriebliche Altersversorgung“, kommentiert Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs Retirement Solutions bei Towers Watson die Ergebnisse.

Spagat zwischen Attraktivität und Kosten

Der Wert, mit dem die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen in die Bilanz eingehen, stieg derweil im ersten Halbjahr 2014 um 11,1% auf 336,8 Mrd. Euro, das Planvermögen um 4,3% auf 206,6 Mrd. Euro. Die Rendite des angelegten Kapitals lag bei 5,5%. Globale Aktienpositionen waren dabei die größten Renditetreiber. Immobilienwerte wiesen mit einem Minus von 0,8% dagegen sogar eine negative Rendite auf. Durch die niedrigen Zinsen wird der Spagat zwischen den Kosten für die betriebliche Altersversorgung (bAV) und dem Anspruch, den eigenen Mitarbeitern möglichst attraktive Angebote zu machen, für die Unternehmen laut Towers Watson schwieriger. „Eine Konsequenz des niedrigen Zinsniveaus und des erneut gesunkenen Rechnungszinses ist, dass alle bestehenden Pensionslösungen mit festen Zinszusagen in den letzten Jahren teurer geworden sind“, erläutert Jasper. Dabei nehme die Bedeutung von bAV-Angeboten für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern stetig zu, da nur noch 26% der Befragten darauf vertrauen, dass die gesetzliche Rente ihnen eine angemessene Rente gewährleistet. Für 45% ist die betriebliche Altersversorgung die wichtigste oder zweitwichtigste Einkommensquelle im Alter.

Zweitwichtigste Alterseinkommensquelle

Von dem wachsenden Stellenwert profitieren die Unternehmen, die adäquate bAV-Angebote bereitstellen: 28% der Mitarbeiter geben an, dass die bAV ein wichtiger Grund für die Entscheidung für ihren derzeitigen Arbeitgeber war. Zudem ist für 41% die bAV ein wichtiger Grund, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben. „Die Unternehmen wissen um die große und wachsende Bedeutung von bAV-Angeboten. Gleichzeitig ändert sich die Art der Angebote: Statt auf Festzinslösungen setzen die Unternehmen auf kapitalmarktorientierte Pensionszusagen“, sagt Jasper. „Bereits seit Jahren sind nahezu alle neuen Angebote kapitalmarktorientiert. Diese Lösungen seien aber nicht zwingend weniger attraktiv für Mitarbeiter, sondern würden auch zusätzliche Möglichkeiten für eine flexible und bedürfnisorientierte Ausgestaltung bieten. Eine Trendwende sieht Towers Watson nicht kommen. „Eine Entspannung auf der Zinsseite ist aus heutiger Sicht noch nicht absehbar“, so Jasper. „Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend zu kapitalmarktorientierten Pensionszusagen weiter fortsetzen wird.“ (mh)