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22. März 2017
Preistreiber Niedrigzins: Immobilienpreise hängen Einkommen ab

Preistreiber Niedrigzins: Immobilienpreise hängen Einkommen ab

Immobilien sind vor allem angesichts der schlechten Anlagealternativen stark in den Fokus der Deutschen gerückt. Das hat laut der einer aktuellen Postbank-Studie drastische Folgen. Demnach hängen die Immobilienpreise die Einkommen immer stärker ab. Zudem stellen die Experten mittlerweile ein deutliches Preisgefälle zwischen den Regionen fest.

In den deutschen Metropolen haben die Wohnungspreise in den vergangenen Jahren ausnahmslos stärker zugelegt als die Einkommen. Das zeigt die Postbank Studie Wohnatlas 2017, die die Immobilienmärkte bundesweit unter die Lupe genommen hat. Besonders drastisch ist die Situation mittlerweile in München. In Deutschlands teuerster Stadt müssen Interessenten für eine Wohnung mit 100 m2 etwa 21 durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen auf den Tisch legen. Die Kaufpreise in der bayerischen Landeshauptstadt steigen zudem trotz des hohen Niveaus schneller als die Einkommen.

Immobilienmärkte mit starken Wachstumsraten

Seit 2012 haben die Immobilienpreise aber nicht nur in München, sondern in vielen deutschen Orten die Einkommensentwicklung hinter sich gelassen. In keiner Großstadt ist dieser Effekt so stark zu beobachten wie in Stuttgart: Während die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen dort zwischen 2012 und 2016 inflationsbereinigt um 2,5% gestiegen sind, schnellten die Kaufpreise um rund 53% in die Höhe. Den zweitstärksten Anstieg bei den Preisen verzeichnet die Region Hannover: Immobilien verteuerten sich hier um knapp 44%, während die Menschen im Schnitt um rund 12% besser verdienten. Auf Platz drei beim Kaufpreisanstieg liegt Köln mit rund 40, bei einem Lohnplus von ebenfalls nur 12%.

Zinsen als Preistreiber

Die Postbank sieht einen der Hauptgründe für die wachsende Kluft zwischen Einkommensentwicklung und Immobilienpreisen in den niedrigen Zinsen. „Die Situation auf den Immobilienmärkten ist der anhaltenden Niedrigzinsphase geschuldet“, erläutert Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank das Kernproblem. Festverzinsliche Geldanlagen seien vielfach unattraktiv geworden, weshalb Anleger vermehrt Betongold für sich entdecken. Zudem erleichtern niedrige Zinsen die Immobilienfinanzierung. Das Ende der Fahnenstange scheint daher noch nicht erreicht. „Wohneigentum bleibt in der anhaltenden Niedrigzinsphase in vielen Großstädten und ihrem Umland ein lohnenswertes Investment mit guten Chancen auf Wertsteigerung“, betont Bargel.

Massive regionale Unterschiede

Die regionalen Preisunterschiede für private Wohnimmobilien in Deutschland sind allerdings enorm. Teuerstes Pflaster Spitzenreiter ist der Landkreis Nordfriesland. Dort müssen im Schnitt mehr als 23 regionale Pro-Kopf-Jahreseinkommen für 100 m2 Wohnfläche bezahlt werden, weil exklusive Ferienwohnungen, besonders auf Sylt, die Preise nach oben treiben. Auch in Freiburg (18,1), Miesbach (17,6), Hamburg (15,9) und Berlin (15,8) sind die Preise in Relation zu den Einkommen sehr hoch. Die günstigsten Immobilien stehen im Landkreis Osterode am Harz. Dort genügen 2,8 regionale Jahreseinkommen für den Kauf einer Wohnung mit 100 m2. Im Vogtlandkreis (3,1), in Wunsiedel im Fichtelgebirge (3,3) und im Kyffhäuserkreis (3,3) sind die Preise ähnlich niedrig. (mh)