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16. Februar 2015
Rückschlag für die deutsche Aktienkultur

Rückschlag für die deutsche Aktienkultur

Im Jahr 2014 ist die Anzahl der Aktionäre in Deutschland erneut gesunken, und dies trotz Rekordhausse an den Börsen. Das Deutsche Aktieninstitut wertet dies als herben Rückschlag und sieht vor allem die Politik am Zug, durch die Schaffung von aktienfreundlichen Rahmenbedingungen eine Veränderung des Sparverhaltens in Deutschland zu fördern. Vor allem müsse die Finanztransaktionssteuer ad acta gelegt werden.

Trotz steigender Kurse an den Börsen sinkt die Zahl der Aktienanleger das zweite Jahr in Folge: Rund eine halbe Millionen Menschen trennten sich im Jahr 2014 von Aktien oder Anteilen an Aktienfonds. Lediglich 8,4 Millionen Deutsche, das heißt weniger als ein Fünftel der Bevölkerung, sind am Aktienmarkt engagiert. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Untersuchung des Deutschen Aktieninstituts zur Anzahl der Aktienbesitzer.

Seit dem Höchststand im Jahr 2001 trennten sich damit fast 4,4 Millionen Anleger von Aktien und Aktienfonds. Nur noch gut 7% ihrer Ersparnisse investieren die Deutschen in Aktien. Im Vergleich dazu machen Spareinlagen auf Girokonten, Tagesgeldkonten und anderen Einlageformen der Banken und Sparkassen rund 39% aus. Häufig werfen solche Anlagen unter Berücksichtigung der Inflation negative Renditen ab, das Vermögen wird damit quasi täglich weniger. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts, nennt daher den erneuten Rückgang der Aktionäre einen „herben Rückschlag für die Aktienkultur in Deutschland.“

Ein Abrücken der deutschen Haushalte von ihrer konservativen Geldanlagestrategie könne dazu beitragen, der negativen Vermögensentwicklung einen Riegel vorzuschieben, so Bortenlänger. „Hätten die Anleger seit 2001 beispielsweise nur jeden vierten Euro, den sie Jahr für Jahr in Bankeinlagen gesteckt haben, in Aktien investiert, wäre das Geldvermögen aller Deutschen heute grob geschätzte 106 Mrd. Euro höher“. Pro Haushalt sind dies immerhin 2.600 Euro mehr. Außerdem könne eine höhere Aktienquote in deutschen Haushalten die negativen Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die Vermögensbildung und Altersvorsorge abfedern.

Politik soll aktienfreundliches Umfeld schaffen

Aus Sicht des Deutschen Aktieninstituts müssten deshalb aktienfreundliche Rahmenbedingungen eine Veränderung des Sparverhaltens der Deutschen unterstützen. Hier sieht Christine Bortenlänger die Politik in der Pflicht. Diese habe „eine ganze Reihe von Stellhebeln in der Hand, um die Vermögensbildung mit Aktien attraktiver zu machen […] Das fängt bei der Verbesserung der ökonomischen Allgemeinbildung an, geht weiter mit einer besseren Förderung von Mitarbeiteraktien und der Entbürokratisierung der Wertpapier- und Aktienberatung und endet bei attraktiveren steuerlichen Rahmenbedingungen.“

Statt aber hier Verantwortung gegenüber dem Bürger zu beweisen, tendiere die Politik dazu, die allgemeine Situation für die Aktienanlage noch zu verschlechtern. So werde die geplante Finanztransaktionssteuer das Aktien- und Wertpapiersparen treffen, die Anleger direkt schädigen und ein fatales Signal für die Vermögensbildung senden, kritisiert Bortenlänger. Aus Sicht des Deutschen Aktieninstituts müsse die Finanztransaktionssteuer deshalb endlich ad acta gelegt werden. (ad)